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Die Odyssee des Captain Roadstrum

Die Odyssee des Captain Roadstrum

Titel: Die Odyssee des Captain Roadstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Lafferty
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würden.
    Der Schafhirte stieß einen Grunzlaut aus, der möglicherweise Zustimmung bedeutete. Auf seinem Gesicht erschien ein Ausdruck, der möglicherweise ein Grinsen sein mochte, und plötzlich waren mehrere seiner Kameraden da.
    „Was wollt ihr denn, genau gesagt”, fragte einer der neu hinzugekommenen Schafhirten, der einen etwas höheren Rang einzunehmen schien als der erste.
    „Nun, wenn schon keine Gastfreundschaft, dann zumindest Duldung”, sagte Roadstrum. „Wir sind raummüde. Wir müssen uns ausruhen. Wir müssen essen und trinken. Und wir brauchen Quartiere.”
    „Es gibt hier nur Drovers’ Hütte”, sagte der Führer der Schafhirten. „Dort können Sie sich jetzt ausruhen. Essen werden Sie am Abend bei uns in der großen Halle. Sonst gibt es nichts auf Polyphemia.”
    „Und wie ist das Essen hier?” fragte Matrose Trochanter.
    „Ziemlich monoton”, sagte der Schafhirte. „Es gibt ein besonderes Essen, das wir mögen. Aber wir haben es schon seit Monaten nicht mehr gehabt. Wir haben dieses ewige Schaffleisch ziemlich satt.”
    Nun, die Schafhirten brachten die Männer zu Drovers’ Hütte, vorbei an dichten, grünen Weiden, auf denen Tausende von Schafen grasten.
    Schafe? Waren das wirklich Schafe?
    Die Unterkunft war miserabel. Drovers’ Hütte war alles andere als ein Palast. Aber es war warm genug, um ohne Heizung auszukommen, und als Beleuchtung gab es Kerzen aus Hammelfett. Sie bekamen sogar ein wenig zu essen, obwohl es noch längst nicht Abendbrotzeit war. Es mochte Hammelfleisch sein, aber für Hammel schmeckte es sehr eigenartig.
    Es war alles seltsam, was mit den Schafen zusammenhing, fand Roadstrum und blickte nachdenklich auf die Weiden hinaus.
    „Ich bin nicht auf dem Land aufgewachsen”, sagte er. „Aber irgend etwas stimmt mit diesen Schafen nicht.”
    „Ich bin der Ansicht, daß sie wollig und dreckig genug sind, um ganz normale Schafe zu sein”, sagte Captain Puckett.
    „Matrose Bramble. Sind es Schafe oder nicht?” fragte Captain Roadstrum.
    „Das einzige, was mich an Schafen jemals interessiert hat, waren gewisse Leberparasiten, von denen diese Tiere befallen werden. Also bringen Sie mir ein paar von diesen Parasiten, dann kann ich Ihnen genau sagen, ob es Schafe sind oder nicht. Aber mit Schafen als solchen habe ich mich nie befaßt. Darüber gab es keine Kurse an meinem College.”
    „Sie gehen auf zwei Beinen, wenn sie nicht grasen”, sagte Captain Roadstrum. „Ist das eigentlich bei Schafen üblich? Glauben Sie, daß Schafe auf zwei Beinen gehen können, Matrose Clamdigger?”
    „Auch ich habe mich nicht näher mit Schafen befaßt, Captain”, sagte Matrose Clamdigger. „Aber von mir aus sollen sie ruhig auf zwei Beinen gehen, wenn es ihnen Spaß macht und wenn es keine lokalen Gesetze dagegen gibt. Was geht es denn uns an, ob die Schafe Polyphemias auf zwei, drei oder vier Beinen gehen?”
    „Wie dem auch sei, als Schafe finde ich sie sehr seltsam”, sagte Roadstrum hartnäckig. „Und früher oder später werde ich auch herauskriegen, was an ihnen so seltsam ist. Ich denke, ich werde gleich mal hinausgehen und mich ein wenig mit diesen Kerlen unterhalten.”
    Aber er fand keinen Schafhirten. Nur die Schafe waren auf der Weide. Einige von ihnen fraßen, und es wirkte irgendwie umständlich und strapaziös, als ob es für sie eine ungewohnte, mühsame Art des Fressens wäre.
    Andere Schafe waren in einer primitiven Taverne versammelt. Etwas widerstrebend trat Roadstrum ein. Er hatte noch nie gehört, daß Schafe Tavernen besuchten.
    „Aber Schafe sind gesellig lebende Tiere”, sagte er im Selbstgespräch. „Warum also sollen sie sich nicht in Tavernen versammeln?”
    Es war eine überaus schäbige Taverne. Die Bartheke bestand aus rohem, ungehobeltem Holz, Hocker und Bänke waren roh zusammengenagelt und wacklig. Alles in allem ein sehr dürftiger Laden.
    „Ich vermute, die Schafe haben sie sich selbst zusammengebastelt”, sagte Roadstrum zu sich selbst. „So sehen sie jedenfalls aus.”
    Er wollte es jedoch genau wissen, und das konnte er nur von den Schafen selbst erfahren. Er wußte nicht recht, wie er es anstellen sollte. Er hatte noch nie in seinem Leben mit Schafen gesprochen und auch sonst keine Beziehungen zu ihnen unterhalten.
    „Bist du ein Schaf?” wandte er sich schließlich direkt an eines der Tiere.
    „Aber natürlich bin ich ein Schaf. Was sollte ich denn sonst sein?”
    „Du siehst fast aus wie ein wollhaariger Mensch”,

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