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Die Odyssee des Captain Roadstrum

Die Odyssee des Captain Roadstrum

Titel: Die Odyssee des Captain Roadstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Lafferty
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Roadstrum. „Ich beschuldige Sie, Menschen zu essen.”
    „Das können Sie doch nicht erfahren … Nein, unmöglich. Deren Ankunft auf Polyphemia ist ja nicht registriert worden, genauso wenig wie die Ihre. Wenn Sie noch einmal geboren werden wollten, Roadstrum, so gewöhnen Sie sich größere Vorsicht an und lassen Sie andere Leute wissen, welchen Planeten Sie ansteuern. Aber das ist eine andere Sache. Wovon sprechen Sie eigentlich? Drücken Sie sich klarer aus.”
    „Das werde ich auch. Sie schlachten ja gerade einige von ihnen in dem Gebäude dort drüben.”
    „Ach, Sie meinen die Schafe. Ich hatte wirklich geglaubt, Sie reden von …”
    „Es sind keine Schafe, sondern Menschen, und das wissen Sie ganz genau.”
    „Ich weiß es, und Sie wissen es. Aber die Schafe wissen es nicht, das ist der springende Punkt, und auch sonst weiß es niemand.
    Polyphemia ist als Weide-Planet registriert und zur Aufzucht von Schafen bestimmt worden. Ich kann Ihnen die Stammbäume aller Tiere zeigen. Und es sind alles Stammbäume von Schafen. Sie schmecken recht gut, finde ich, aber es gibt Besseres. Wissen Sie, was ich meine?”
    „Nein, ich weiß es nicht. Und ich weigere mich, von diesem Fleisch zu essen”, sagte der große Roadstrum und warf die Schüssel mit dem scharf gewürzten Gulasch um. „Dies ist kein Schaffleisch.”
    „Sie hätten wenigstens warten können, bis wir alle fertiggegessen haben”, knurrte Matrose Clamdigger. „Das Zeug schmeckt doch gar nicht so schlecht, finde ich. Und Sie haben doch selbst gesagt, daß die Schafe sich nicht wie Menschen benehmen.”
    „Wir fühlen uns beleidigt!” rief der Kazike. „Ihr habt das Gastrecht verletzt. Überall ist es üblich, aus Höflichkeit das zu essen, was auf den Tisch kommt, und man lobt das Essen.”
    „Das Fleisch soll ich loben?” rief Roadstrum. „Fleisch von unserem eigenen Fleisch? Wir sind es nicht gewohnt, unsere Artgenossen zu essen. Auf die Beine, Männer! Es geht los!
    Verdammt …!”
    Nicht einer der Tapferen kam auf die Beine. Weil sie plötzlich von Stahlfesseln an ihren Stühlen festgehalten wurden. Sie waren den Polyphemiern in die simpelste aller Fallen gelaufen. Die Halle dröhnte von ihren Flüchen, aber die Fesseln waren zu stark, um sie zu sprengen. Die Polyphemier lachten lauthals.
    „Wir haben euch ja gesagt, daß es bald besseres Essen geben wird”, grinste der Kazike, „und daß ihr aus ganz bestimmten Gründen leider nicht daran teilnehmen könnt. Aber wir, wir werden es uns schmecken lassen. Schon morgen werden wir anfangen. Wir kommen leider allzu selten in diesen Genuß. Zahme, servile Schafe ergeben wirklich nur ein sehr zahmes Essen. Ihr hattet völlig recht, es ist fad und langweilig zu nennen, aber es ist leider das einzige, das uns für den täglichen Gebrauch zur Verfügung steht. Doch es gibt Besseres, Roadstrum, es gibt Besseres.”
    „Und was, du häßlicher Androphage, könnte noch widerlicher sein, oder besser, von eurem Standpunkt aus gesehen?” schrie der wütende, gefesselte Roadstrum.
    „Ihr selbst, natürlich, mein wolliger Roadstrum, mein störrischer Widder! Ihr habt alles, was die zahmen Schafe nicht haben. Ihr seid das beste Essen für unsere erhabenen Mägen. Wir müssen wirklich einen Weg finden, öfter dazu zu kommen. Tobe nur, Roadstrum, tobe nur.
    Und auch ihr anderen, tobt nur, soviel ihr wollt. Auf unsere Weise haben wir euch sehr gern, und wir werden nicht ein einziges Gramm von euch verschwenden.”
    So wurden Roadstrum und Puckett und alle anderen Männer der Hornissen-Mannschaften unter Toben und Schreien und Fluchen aller Beteiligten ins Verlies geschleppt, wo sie bis zum Schlachttag gemästet werden sollten.
    Margaret war natürlich nicht dabei. Sie hatte mit den führenden Polyphemiern ihre eigenen Abmachungen getroffen. Im Verlies befanden sich die beiden großen Captains, Deep John, der Hobo, und siebzehn oder achtzehn Mitglieder der Mannschaft.
    Zwanzig Männer also hatte man ins Verlies geschleppt, abgezählt und registriert. Aber kurz darauf waren plötzlich einundzwanzig da.
    Der große Polyphemier, der es entdeckte, rügte den Zähler wegen des Fehlers und erklärte ihm, daß er zur Strafe dafür auch in den Topf wandern würde. Der Zähler behauptete jedoch, richtig gezählt zu haben und daß es vorher nur zwanzig Männer gewesen seien. Der Zähler hatte damit auch völlig recht. Aber er landete trotzdem im Topf.
    Wie dieser einundzwanzigste Mann ins Verlies gekommen war,

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