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Die Odyssee des Captain Roadstrum

Die Odyssee des Captain Roadstrum

Titel: Die Odyssee des Captain Roadstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Lafferty
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der Heldenkrankheit, die mich jeden dritten Tag kurz vor Sonnenuntergang überfällt, und vielleicht ist heute gerade der dritte Tag. Ich behaupte, daß ihr Menschen seid und keine Schafe. Und ich rufe euch zu: Erhebt euch und werdet zu wirklichen Menschen!”
    „Das haben wir schon mal versucht”, sagte Roadstrums Freund, das Schaf. „Aber es ist schiefgegangen.”
    „Ihr habt wirklich revoltiert?”
    „Nein, nein. Nicht wir. Ein fremder Mann hat uns dazu aufgestachelt, und es hat nicht geklappt.”
    „Erzähle mir etwas darüber, Schaf.”
    „Es war ein Mann wie du, ein Reisender von einem anderen Planeten. Er sagte uns dasselbe, was du uns eben gesagt hast. ‚Ganz früh am Morgen müßt ihr revoltieren’, hat er uns erklärt. ‚Ihr müßt euch weigern, den Hirten zu folgen, wenn sie euch auf die Weide treiben. Ihr müßt euch weigern, euch schlachten zu lassen. Ihr müßt euch mit Steinen und Knüppeln bewaffnen und die Menschen niederschlagen, die euch zur Schlachtbank bringen wollen.’ Das hat uns dieser Mann gesagt.”
    „Und das sage auch ich euch”, erklärte Roadstrum.
    „Was soll’s? Es war die kürzeste Revolte der ganzen Geschichte”, sagte das Schaf. „Am nächsten Morgen hatten sich einige von uns wirklich mit Steinen und Knüppeln bewaffnet. Und dann ertönte die Pfeife, wie jeden Morgen. Und diejenigen von uns, die ihre Benachrichtigung für diesen Tag bekommen hatten, warfen ihre Knüppel und Steine weg, scherten aus der Kolonne und gingen schweigend zum Schlachthaus. Du kannst doch nicht verlangen, daß so etwas noch einmal passiert? Und wer hat schon jemals davon gehört, daß Schafe Steine und Knüppel nehmen und Krieg führen? Es liegt ganz einfach nicht in unserer Natur, uns zu widersetzen.”
    Ein Gong dröhnte dumpf. Es war das Zeichen für die Schafe, ihre Ställe aufzusuchen. Es war gerade Sonnenuntergang, und sobald es dunkel geworden war, mußten alle Schafe schlafen.
    Sie sagten alle „Gute Nacht” und schlurften hinaus.
    Und es war Sonnenuntergang und Zeit für Roadstrum und die anderen Männer der beiden Hornissen, zusammen mit den hochgestellten Polyphemiern in der Großen Halle zu speisen.
    „Haben Sie irgend etwas herausfinden können?” erkundigte sich Captain Puckett neugierig, als er zu den anderen zurückkehrte.
    „Hören Sie, Puckett”, sagte Roadstrum. „Sie sehen nicht aus wie Schafe, aber sie benehmen sich auch nicht wie Menschen. Da ist irgendetwas sehr merkwürdig an der ganzen Sache.”
    „Ich würde mir darüber keine grauen Haare wachsen lassen”, sagte Puckett. „Erinnern Sie sich an den Kodex der Hornissen-Leute: Kümmere dich nie um die Angelegenheit anderer Leute, wenn dabei nicht etwas für dich herausspringt.”
    Nun, sie setzten sich zusammen mit den führenden Polyphemiern zu Tisch, an dessen Kopfende der Kazike von Polyphemia Platz genommen hatte.
    „Habt ihr denn keine Angst, unbewaffnet in unsere Halle zu kommen, Menschlein?” fragte der Kazike. „Vertraut ihr etwa unserer Gastfreundschaft?”
    „Wir vertrauen überall auf die Gastfreundschaft”, sagte Roadstrum. „Wir haben hundert Welten besucht, und niemals hat jemand gewagt, das Gesetz der Gastfreundschaft zu mißachten. Wir vertrauen allen, mit denen wir das Brot gebrochen haben. Wir haben das Brot der Riesen auf Lamos gegessen und Zuckerwatte auf Kentron, und niemals haben wir einen Verrat erlebt. Der Verrat scheut den unausgesprochenen Eid des Gastrechts. Das wird auf allen Planeten respektiert.”
    „Dann langt kräftig zu”, sagte der Kazike. „Schmeckt euch unser Essen?”
    „Das Gastrecht erfordert nicht, daß wir lügen müssen”, sagte Matrose Trochanter düster. „Es schmeckt fad und langweilig. Das müssen Sie doch selbst wissen.”
    „Es ist nicht das beste Essen, das wir kennen, aber das beste, das wir zur Zeit haben. Das tut uns unseretwegen noch mehr leid als euretwegen. Niemand genießt gutes Essen so sehr wie wir. Wir hoffen, bald wirklich gutes Essen zu haben, leider werdet ihr nicht an dem Festmahl teilnehmen können. Aber wir werden an euch denken und euch segnen, wenn wir das gute Mahl zu uns nehmen.”
    „Ich habe eine Beschwerde vorzubringen”, sagte Roadstrum.
    „Fremde haben nicht das Recht, Beschwerden vorzubringen, bevor sie nicht mindestens neunzig Tage auf Polyphemia ansässig sind”, sagte der Kazike. „Und noch kein Fremder ist so lange hiergeblieben.”
    „Meine Beschwerde kann nicht so lange aufgeschoben werden”, sagte

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