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Die Odyssee des Captain Roadstrum

Die Odyssee des Captain Roadstrum

Titel: Die Odyssee des Captain Roadstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Lafferty
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gegenüber und blickte sie oft nachdenklich und seltsam erwartungsvoll an.
    In den nächsten Tagen kamen die Matrosen Fracas, Snow, Blue und Cabel an die Reihe, dann Bangtree, dann Oldfellow, dann Lawrence. Und jeder ging widerwillig und mutloser als seine Vorgänger, und die Witze, die sie dabei machten, wurden immer bitterer und schwungloser. Es waren noch immer mutige Männer. Aber es wurmt einen eben doch, wenn man weiß, daß man, einer nach dem anderen, hinausgeführt und verspeist wird.
    „Das kann nicht mehr so weitergehen”, stöhnte Roadstrum. „Wir müssen unsere Trumpfkarte spielen, wenn wir überleben wollen. Warum, warum, warum wählen sie nicht endlich unsere Trumpfkarte? Wenn es morgen wieder nicht klappt, verlieren wir noch den Verstand und fressen ihn selbst. Wieso gefällt er ihnen eigentlich nicht? Warum wählen sie ihn nicht aus?”
    Ihre Trumpfkarte war der einundzwanzigste Mann, der auf so mysteriöse Art plötzlich nach der ersten Zählung unter ihnen aufgetaucht war. Sein Geheimnis war, daß er eigentlich gar kein Mann war, sondern eine Attrappe. Jeder der Männer hatte ein Stück dieser Menschenattrappe am Körper festgeschnallt bei sich getragen, um sie im Notfall sofort zusammensetzen zu können. Die Situation im polyphemischen Kittchen war so ein Notfall, und sie hatten die Teile zusammengesetzt.
    Der Name des Roboters war Esolog-9-X, und sie hatten schon viel Spaß mit ihm gehabt. Besonders während des Krieges. Erinnern Sie sich noch an die Zeit, wo sie ihn zum Falschspieler umfunktioniert hatten? Zu einem Hillbilly? Zu einem Hausierer? Am schönsten aber war es gewesen, als sie aus ihm einen verrückten General gemacht hatten. Dieser Pseudo-General hatte dann die verrücktesten und idiotischsten Befehle gegeben, die man jemals gehört hatte. Mehr als zehntausend Männer sind dabei völlig sinnlos getötet worden. Das war zwar ein wenig übertrieben, aber es war trotzdem lustig gewesen.
    Auf dem Planeten Bandicoot hatten Eingeborene Teile dieser Roboter bei gefallenen Soldaten und unter den Überresten auf dem Schlachtfeld gefunden und sich einen König daraus konstruiert. Er herrscht noch heute über Bandicoot. Denn aus den Einzelteilen kann man alles mögliche zusammensetzen.
    Im polyphemischen Kittchen hatten die Männer Esolog-9-X zu einem fetten Mann zusammengebaut. Und er war kein gewöhnlicher fetter Mann. Man hatte ihn so konstruiert, daß er noch mehr fluchte und tobte als alle anderen zusammengenommen. Und noch ein Element hatte man in ihn eingebaut. Er wirkte so appetitanregend, daß selbst den Männern in der Zelle das Wasser im Mund zusammenlief, so daß sie manchmal fast in ihrem eigenen Speichel ertranken. Sie hätten ihn bestimmt sofort angeschnitten, wenn sie ein Messer bei sich gehabt hätten. Es war wirklich ein Wunder, daß sie diesen appetitlichen Happen nicht selbst aßen, und ein noch größeres Wunder war es, daß die Polyphemier sich überhaupt nicht für ihn interessierten.
    Tag für Tag suchten die Polyphemier einen der Männer heraus. Sie waren alle fett und wohlgenährt, aber längst nicht so fett wie Esolog, appetitlich, aber nicht so appetitlich wie er.
    „Warum nehmen sie nicht ihn?” seufzte Roadstrum wieder. „Wir gehen in den Tod, und es sieht aus, als ob sie sich den besten von uns als besonderen Leckerbissen bis zuletzt aufheben.”
    Der Witz war nämlich der, daß Esolog-9-X in Wirklichkeit eine Geheimwaffe war! Wer von ihm aß, erlitt den Schwellenden Tod, den Explodierenden Tod. Wer von ihm aß, der schwoll und schwoll wie ein Luftballon, zu dreifacher Größe, zu neunfacher Größe, zu tausendfacher Größe, bis er explodierte und sich und alles um sich herum in Fetzen riß.
    „Warum nehmen sie ihn nicht, damit wir aus unserem Elend erlöst werden?” stöhnten die Männer.
    Und dann, eines Nachmittags, berichtete Margaret ihnen, daß die Polyphemier Esolog noch an diesem Abend verspeisen würden. Sie hatten natürlich von Anfang an gewußt, daß Esolog der beste von ihnen war, und ihn sich für eine besondere Gelegenheit aufgehoben. Und diese besondere Gelegenheit war jetzt eingetreten. Ein paar Vettern der Polyphemier von anderen Planeten waren zu Besuch gekommen. Es sollte ein rauschendes Fest werden, und Esolog sollte dieses Fest krönen.
    „Er wird sie alle, alle töten”, sagte Roadstrum zufrieden. „Und dann wirst du uns den Schlüssel zu diesem Kittchen bringen, Margaret, und wir werden fliehen. Aber halte auf jeden Fall einen

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