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Die Odyssee des Captain Roadstrum

Die Odyssee des Captain Roadstrum

Titel: Die Odyssee des Captain Roadstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Lafferty
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größeren Abstand von den Polyphemiern, und vor allem darfst du keinen einzigen Bissen von Esolog essen.”
    „Ich verspreche dir, daß ich nichts von ihm essen werde, ich verspreche es dir”, sagte Margaret. „Aber wie soll ich wissen, ob ich es nicht doch tue? Hmm, er schmeckt sicher unübertrefflich. Wie kann ich sicher sein, daß ich nicht wenigstens ein kleines, ein winziges Stückchen probiere?”
    „Margaret, Margaret, das wäre dein Tod”, sagte Roadstrum warnend. „Du mußt dich wirklich zusammennehmen. Du darfst nicht eine Faser von ihm essen. Und du mußt gehörigen Abstand zu allen Polyphemiern halten, die von ihm gegessen haben.”
    „Ich verspreche es dir, ich verspreche es dir. Aber wie kann ich sicher sein, daß ich mein Versprechen auch halten werde?”
    Am frühen Abend kamen die Polyphemier, um Esolog zu holen. Er ging mit einem tapferen Lächeln in den Tod, und sein Witz war endlich wieder ein Witz. Er war völlig kühl und gefaßt. Man mußte ihn bewundern, selbst wenn er eigentlich gar kein Mensch war, sondern nur ein zusammengebauter Roboter. Und er fluchte und tobte, wie es die Polyphemier von ihm erwarteten, als er hinausgeführt wurde. Er war einfach großartig.
    Die Männer warteten begierig auf Nachrichten, und Margaret gab ihnen jede Stunde einen Lagebericht. Sie erzählte, daß die Polyphemier ihn serviert hätten. Eine Stunde später berichtete sie, daß sie ihn bis auf kleinere, kaum erwähnenswerte Reste aufgegessen hätten. Und schließlich berichtete sie, die ersten Polyphemier hätten begonnen zu schwellen und zu schwellen und zu schwellen.
    „Weißt du, wo die Schlüssel sind?” fragte Roadstrum. „Kannst du sie in den Trümmern finden, wenn die Polyphemier explodiert sind?”
    „Ich weiß, wo sie sind. Ich bringe sie euch sofort her, wenn die Sache vorbei ist.”
    „Und halte Abstand von den Kerlen, Margaret”, warnte Roadstrum.
    „Nein nein. Ich gehe nicht in ihre Nähe.”
    Margaret brauchte ihnen nicht zu melden, als es zu Ende war. Es krachte, daß der Verputz von den Wänden rieselte. Es dröhnte, als ob ein Staudamm bersten würde. Es folgten Explosionen, die den ganzen Planeten bis in die tiefsten Tiefen erschütterten.
    Als ihre Ohren wieder hören konnten, brachte Margaret den Schlüssel und befreite sie. Starkhead ging nicht mit ihnen hinaus. Er hatte seit dem Tag, an dem sie hier eingesperrt worden waren, keinen Bissen zu sich genommen. Er lag seltsam reglos am Boden, und als sie näher an ihn herantraten, merkten sie, daß er kalt war und schon sehr unangenehm roch. Man darf eigentlich niemals zugeben, daß ein Hornissen-Mann tot ist, das widerspricht dem strengen Ehrenkodex. Aber sie begruben ihn trotzdem im Boden ihrer Zelle.
    Und auch den Matrosen Burpy konnten sie nicht bewegen. Er war zwar dick und fett geworden, sogar fetter als Esolog-9-X. Aber die Polyphemier hatten ihn abgelehnt. Er war ihnen zu zahm, zu träge. Solche Schafe hatten sie selbst. Er war so fett geworden, daß er nicht mehr auf den eigenen Beinen stehen konnte, und sie ließen ihn ohne großes Bedauern zurück.
    Die Befreiung aus dem Verlies, und nun auch noch die große Freiheit des Himmels. Sie brauchten die zweite Hornisse jetzt nicht mehr zu reparieren. Es waren nur noch so viele übriggeblieben, daß eine Hornisse bei weitem ausreichte.
    Deep John blickte an sich herab. „Mann, Mann, das war ja wie im Hobo-Himmel”, sagte er lächelnd. „Wer hat schon mal einen Hobo mit so einem Schmerbauch gesehen?”
    Sie starteten. Sie waren wieder in der Weite des Raums. Und mit der Zeit würden sie auch ihre schlanke, drahtige Figur zurückbekommen. Warten wir’s ab.
    Freiheit! Freiheit!
    „Kinder, ich fühle mich großartig”, sagte Margaret die Houri.
    „Das hast du nicht verdient, du Kannibalin”, knurrte Roadstrum vorwurfsvoll. „Du hast uns zwar schließlich gerettet, aber sonst hast du dich ziemlich widerlich benommen.”
    „Kinder, ich fühle mich scheußlich”, sagte sie.
    „Ein Wunder, daß du nicht vor Reue stirbst”, sagte Captain Puckett mit düsterem Blick.
    „Es ist nicht Reue, was mir so übel werden läßt. Ich fürchte, ich platze.”
    „Paßt auf, paßt auf!” schrie Matrose Clamdigger.
    „Margaret war schon immer etwas mollig, aber nicht so mollig.
    Sie hat ja das Dreifache ihres normalen Umfangs.”
    „Du hast etwas von ihm gegessen!” schrie Roadstrum wütend.
    „Du hast von Esolog gegessen!”
    „Nur ein winziges Stückchen”, sagte sie.

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