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Die Odyssee des Captain Roadstrum

Die Odyssee des Captain Roadstrum

Titel: Die Odyssee des Captain Roadstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Lafferty
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Nachbarn erinnern. Die müssen schon lange weggezogen sein.”
    „Dieses Lied ist wie Salz in eine offene Wunde, Tele-Max. Weißt du nicht, daß deine Mutter es schon vor vielen Jahren so oft gespielt hat, daß ich es nicht mehr hören konnte? Habe ich nicht damals das Tonband mit diesem Lied verbrannt?”
    „Ja, so steht es in der Familien-Chronik, Vater. Aber seit du weg warst, haben sie mindestens fünfhundert neue Tonbänder verbraucht.
    Das, was sie jetzt spielen, ist die neueste Version, gesungen von den Chowder-Heads. Die kannst du doch noch nie gehört haben.”
    „Vielen Dank für die Aufklärung. Ich habe mich schon einmal durch Gesang zum Affen machen lassen. Aber das war wenigstens Gesang, Junge. Und jetzt soll ich mir das hier gefallen lassen? Ich werde dir etwas sagen, Tele-Max. Deine Mutter hat mich seit zwanzig Jahren nicht gesehen. Da kommt es auf ein paar Stunden mehr oder weniger auch nicht mehr an. Ich muß erst die Kraft finden, dieser Situation entgegenzutreten. Ich überlege gerade, was ich damals, beim ersten Mal, mit diesen Verehrern gemacht habe.
    War es nicht schon einmal ganz genauso?”
    „Beim ersten Mal, Papa? Die Legende berichtet, daß du sie damit beeindruckt hast, einen Pfeil durch zwölf hintereinanderliegende Löcher zu schießen. Und dann hast du sie alle erschlagen.”
    „So? – Was ist eigentlich ein Pfeil, Tele-Max?”
    „Das weiß ich auch nicht, Papa.”
    Es gibt einen Ort, an den alle wichtigen Persönlichkeiten der Erde zumindest einmal am Tag kommen, die Plugged-Nickel-Bar. Und Roadstrums alte Kameraden waren alle, auf ihre eigene Weise, wichtige Persönlichkeiten. Roadstrum trat durch die Tür (die Bar hatte nur eine einzige, schmale Tür), und als einzige von seinen alten Freunden entdeckte er Margaret, die Houri.
    „Wie geht’s dir?” fragte er.
    „Gut, wie immer”, sagte Margaret. „Ich glaube, ich kann mich ein wenig an Sie erinnern, mein Herr. Waren Sie nicht einmal ein kleiner Affe, den ich besaß?”
    „Ich war ein kleiner Affe”, sagte er. „Aber nicht deiner. Was ist, Margaret, wollen wir einen heben?”
    „Margaret, Sir? Ich bin Charisse, oder vielleicht bin ich Chiara.
    Ich probiere gerade neue Rollen aus. Dieses Mal werde ich mir eine sehr versnobte Rolle aussuchen. Snobismus ist Mode hier.”
    „Aha. – Na schön, Charisse oder sonstwie, heben wir einen?”
    „Was für ein vulgärer Ausdruck! Nein, ich danke. Jedenfalls nicht mit Ihnen. Wer sind Sie denn schon? Ein Raumschiff-Captain.
    Wissen Sie denn nicht, daß die schon lange tot sind?”
    „Die meisten schon. Ich noch nicht.”
    „Sie sind erledigt, aus der Mode. Die Playboys sind jetzt interessant. Ich werde mir bald einen davon angeln. So einen richtig weichen, schlappen Jungen. Es ist heute Mode, sehr, sehr delikat zu sein, und ein wenig müde.”
    „Ein wenig müde bin ich schon”, sagte Roadstrum, „aber nicht auf diese Art müde. Tut mir leid, daß ich Sie getroffen habe, Charisse, oder soll ich lieber Chiara sagen?”
    „Nein, Melisand. Ich habe soeben beschlossen, Melisand zu sein.”
    „He, Captain!” Ein riesiger Mann mit faltigem Gesicht winkte Roadstrum zu sich. „Kommen Sie her! Wir wollen einer Flasche den Hals brechen. Ich kenne Sie doch noch von früher, bevor ich im Kopf ein bißchen durcheinander geworden bin.”
    „Und nach der Sintflut ließ Gott das Gras wieder grünen!” schrie Roadstrum glücklich. „Trochanter, alter Junge! Apfel meines Auges! Seele meiner Seele! Der alte Trochanter!”
    „Vorsicht mit dem Seelenschmalz, Captain. Ich mag Sie auch.
    Ich mag Sie wirklich. Aber erst muß ich Sie mal ein bißchen anstoßen, damit ich sehe, ob Sie auch wirklich sind.”
    „Natürlich bin ich wirklich!” schrie Roadstrum, als er wieder aufstand. (Trochanter hatte ihn ziemlich hart angestoßen.) „Hat noch einer von den anderen Männern überlebt? Haben Sie etwas von den anderen gehört?”
    „Ich habe mit Cutshark und mit Bleary gesprochen.”
    „Trochanter! Cutshark ist in den Eingeweiden des Sirenen-Berges gestorben, und Bleary wurde von den Polyphemiern gefressen.”
    „Ich habe auch gar nicht behauptet, daß sie nicht tot wären, Captain. Ich habe nur gesagt, ich habe mit ihnen gesprochen. Ich bin ein bißchen durcheinander im Kopf. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt.”
    Trochanter, das Muster eines Matrosen! Er war ein genauso rauher Bursche wie die Matrosen Birdsong und Fairfeather, die auf Lamos geblieben waren, um Riesen zu werden. Er

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