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Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands

Titel: Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Jungbluth
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zurückgezogen. Das Versicherungsrisiko war der vorsichtigen Familie einfach zu groß geworden.
    Sonst aber stehen die Zeichen auf Expansion. Bei einer Werft in Südkorea hat die Hamburg Süd sechs neue Containerschiffe bestellt, die in den Jahren 2004 und 2005 fertig gestellt werden. Jedes davon dürfte mehr als 50 Millionen Euro kosten. Mit Raum für 3800 Standardcontainer haben sie die maximale Größe von Schiffen, die südamerikanische Häfen anlaufen können. »Da kann also keiner mit einem größeren Schiff kommen und Kostenvorteile ausspielen«, sagt August Oetker.
    Das Geld scheint gut angelegt. Die Schifffahrt ist eine globale Wachstumsbranche. Der Welthandel nimmt zu, überdies wird ein immer größerer Anteil des Güterverkehrs in Containern erledigt. Die Oetkers haben an diesem Aufschwung kräftig partizipiert. 2003 transportierte die Hamburg Süd bereits viermal so viele Container wie fünf Jahre zuvor. Allerdings ist die Frachtschifffahrt ein stark schwankendes Geschäft, das zum Beispiel davon abhängig ist, wie sich die Konjunktur und die Währungen in Ländern wie Argentinien und Brasilien entwickeln.
    Nach den Sparten Schifffahrt, Brauereien und Nahrungsmittel sind die Sektkellereien mit der ihnen angeschlossenen Spirituosenproduktion |368| das viertgrößte Geschäft des Bielefelder Familienunternehmens. Lange Zeit waren die Oetkers auf dem Sektmarkt der größte Anbieter in Deutschland. Diese Spitzenstellung verloren sie 2001 an die ostdeutsche Rotkäppchen-Kellerei, der es mit Hilfe der westdeutschen Industriellenfamilie Eckes gelungen ist, die Marken MM und Mumm zu kaufen. Alle Oetker-Aktivitäten auf diesem Feld stehen unter dem Dach der Zwischenholding Henkell & Söhnlein Sektkellereien KG. Sie erwirtschaftete 2003 einen Umsatz von 474 Millionen Euro. Zu den Marken gehören neben Henkell Trocken, dem bekanntesten deutschen Sekt, und Söhnlein Brillant auch Fürst von Metternich und Deinhard. Mit dem Schloss Johannisberg im Rheingau besitzt die Familie auch noch das älteste Rieslingweingut der Welt.
    Eine Reihe wirtschaftlicher Aktivitäten, die nicht recht zusammenpassen, führt der Oetker-Konzern in dem Bereich »Weitere Interessen«. Der Jahresumsatz dieser nachgeordneten Sparte beläuft sich insgesamt auf immerhin eine halbe Milliarde Euro. Dazu trägt die Chemische Fabrik Budenheim bei, ein weltweit führender Hersteller von Phosphorsäure und Phosphaten, der auch Werke in Spanien, Mexiko und den USA betreibt. In diese Sparte gehören aber auch die fünf Luxushotels, zu denen inzwischen auch das Hotel Château du Domaine St. Martin im französischen Vence zählt. Nach wie vor umsatzstark ist das Buchgeschäft der Bielefelder Multiindustriellen. Der Dr. Oetker Verlag hat unter seinen Koch- und Backbüchern zahlreiche Bestseller im Programm.
    Überdies verfügt die Familie über einen ansehnlichen Immobilienbesitz, der unter anderem in den Bielefelder Baugesellschaften Sparrenberg und Vorwärts verwaltet wird sowie in der Ahlmann-Grundstücksverwaltung. An der Londoner Old Bond Street besitzen die Oetkers die Gebäude mit den Hausnummern 13, 14 und 15, die mit der Übernahme der Kunsthandlung Colnaghi in den achtziger Jahren in ihren Besitz gekommen waren. Von der Kunsthandlung selbst hat sich die Familie Anfang 2002 wieder getrennt.
    Zur Oetker-Gruppe gehören schließlich mehrere Banken und die Condor-Versicherungen, deren Geschäftszahlen aber separat von der |369| Konzernrechnung ausgewiesen werden. Während die Oetker-Gruppe bei Nahrungsmitteln, Bier und Sekt jeweils Spitzenpositionen auf dem Markt einnimmt, ist sie im Finanzsektor ein kleiner Anbieter geblieben. Die in Hamburg beheimatete Assekuranzgruppe Condor, die 460 Mitarbeiter zählt, verwaltet in der Lebensversicherung aber immerhin Verträge mit einer Versicherungssumme von sechs Milliarden Euro. Das Bankhaus Lampe hat eine Bilanzsumme von rund 3,3 Milliarden Euro und 2003 einen Betriebsgewinn von 45 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Geschäfte sind allerdings geschrumpft, seit sich das Institut aus dem riskanten Geschäft mit Bauinitiatoren zurückgezogen hat.
    Den größten Ausfall seiner Geschichte hatte das kleine Bankhaus 1995 nach der Pleite des Sportbodenherstellers Balsam und der Factoringgesellschaft Procedo. Wegen dieses Betrugsfalles hatte die Lampe-Bank auf einen Schlag Kredite von 40 Millionen Mark abschreiben müssen. Damals hatte sich Rudolf-August Oetker, der bei dem Institut als persönlich haftender

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