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Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands

Titel: Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Jungbluth
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verloren. Noch 1993 war Dr. Oetker auf Platz fünf der in Deutschland populären Marken, wie die Werbeagentur Young & Rubicam ermittelte. Mittlerweile ist sie nicht mehr unter den Top Ten zu finden. Intensiv werbende Unternehmen wie Media Markt oder das populäre Internetauktionshaus eBay haben sich auf die vorderen Plätze geschoben und Traditionsmarken wie Langnese, Bahlsen und Milka verdrängt.
    Experten beobachten, dass vor allem Mittelklassemarken unter Druck geraten und verschwinden. »Marktführerschaft ist heute ein Muss«, hat auch August Oetker erkannt. Oetker ist zwar der größte deutsche Nahrungsmittelhersteller. Gemessen an den multinationalen Großkonzernen ist die Familienfirma allerdings ein kleiner Produzent. Nestlé übertrifft Oetker um mehr als das 40fache, Unilever um das Zehnfache. Doch Größe allein zählt nicht. »In den Märkten, in denen wir groß sind, beziehungsweise die Marktführerposition haben, möchte ich denjenigen sehen, der uns da rauswirft«, sagt August Oetker. Bei Backartikeln ist Oetker in 13 europäischen Ländern die Nummer eins, bei Desserts ist das Unternehmen in elf Ländern vorne, bei Backmischungen in zehn Ländern und bei Pizzen in neun.
    Aber selbst wenn Oetker im Stammgeschäft unter Druck geriete, wäre das für die Bielefelder Unternehmerfamilie keine Katastrophe. Ihr Reichtum gründet seit langem auf vielen Säulen, die unabhängig nebeneinander stehen. So ist der größte und wohl auch profitabelste |366| Geschäftsbereich der Gruppe heute die Schifffahrt. Die Reedereigruppe Hamburg Süd, die der Familie zur Gänze gehört, ist nach Hapag-Lloyd die größte deutsche Schifffahrtsgesellschaft. Ihr Umsatz von knapp zwei Milliarden Euro übertraf den des Nahrungsmittelgeschäfts 2003 um mehr als 500 Millionen Euro.
    Dieser Abstand könnte sich bald noch vergrößern. Schon in den neunziger Jahren haben die Oetkers mit Hapag-Lloyd und deren Eignern, dem Preussag-Konzern und der WestLB, über eine Fusion verhandelt. Damals wollte die Familie keine Minderheitsbeteiligung an einem Schifffahrtsriesen eingehen, bei dem sie nicht sicher sein konnte, wer dort langfristig das Sagen haben würde.
    Mittlerweile hat sich die alte Preussag allerdings ganz auf das Touristikgeschäft verlagert und ihren Namen in TUI geändert. Der neu ausgerichtete Konzern verfolgt den Plan, sich aus der Schifffahrt zurückzuziehen und die Tochterfirma Hapag-Lloyd schrittweise zu verkaufen. Nur die Billigfluggesellschaft Hapag-Lloyd Express (HLX) will TUI behalten. Im Januar 2004 kündigte TUI an, dass der Konzern im Herbst desselben Jahres ein Drittel der Aktien der Hapag-Lloyd zum Kauf anbieten und das Unternehmen auf diese Weise wieder an die Börse bringen wolle.
    Bald darauf meldete August Oetker sein Interesse zur Zusammenarbeit an. »Die Hapag und wir wären das Traumgespann«, sagte er. Damit meinte der Unternehmer die Tatsache, dass Hamburg Süd auf Nord-Süd-Linien fährt, während Hapag-Lloyd im Ost-West-Verkehr stark ist. »Wir ergänzen uns fast völlig, wir überlappen uns fast gar nicht.« Oetker bot öffentlich an, dass der Familienkonzern Hapag-Lloyd übernehmen wolle – als Alternative zum geplanten Börsengang. »Wir sind gesprächsbereit.« Später präzisierte ein Sprecher, dass die Bielefelder Hapag-Lloyd sogar komplett übernehmen wollten. »Die Familie Oetker könnte das stemmen.« Das sollte was heißen. Nach Einschätzung von Aktienexperten ist die größte deutsche Reederei zwischen 1,5 Milliarden und zwei Milliarden Euro wert.
    Ohne Zweifel ist die Hamburg Süd aber auch alleine groß genug, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Die Reedereigruppe |367| hat etwa 150 Schiffe im Einsatz. Die meisten fahren unter der Flagge Liberias und anderer exotischer Länder. Die Mehrheit der Frachter wird in der Linienschifffahrt mit Containern eingesetzt. Ein Teil fährt in der so genannten Trampschifffahrt, also ohne festen Fahrplan. Nur 17 Schiffe gehören der Reederei selbst, alle übrigen sind gechartert. So kann die Hamburg Süd besser auf Schwankungen im Transportaufkommen reagieren.
    Die Oetkers haben in den vergangenen Jahren mehr als 600 Millionen Euro in ihre Reedereigruppe investiert und eine Reihe kleinerer Gesellschaften und Dienste übernommen. Inzwischen ist die Hamburg Süd Weltmarktführer im so genannten Nord-Süd-Verkehr, also auf den Strecken von Nordamerika und Europa nach Südamerika. Aus dem Tankergeschäft hat sich die Reederei dagegen

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