Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands
klarere Strategien und eine langfristige Planung. Viele Topmanager wollen ihren Angestelltenstatus durch eine besonders machtvolle, eigenwillige und damit riskante Unternehmensstrategie kompensieren. Solche Egotrips sind in Familienunternehmen nicht möglich. Die meisten erfolgreichen Familienunternehmen pflegen eine Kultur der Bescheidenheit. Sie kennen keine prunkvollen Firmensitze, keine Prassereien und keine Überbezahlung ihrer Manager.
|387| Familienunternehmen sind auf andere Weise gefährdet. Sie sind naturgemäß anfällig für Erbstreitigkeiten und Auseinandersetzungen zwischen den Gesellschaftern. Und sie müssen sich mit jeder Generation erneuern. »Der Vater erstellts, der Sohn erhälts, beim Enkel zerfällts«, lautet eine Spruchweisheit, die auch empirisch belegt ist. Nur jedes dritte Familienunternehmen wird an die dritte Generation weitergegeben, nur ein Achtel kommt noch in die Hände der vierten Generation. Der Befund klingt allerdings schlechter, als er ist. Denn auch die meisten anderen Firmengründungen sind ja nicht dauerhaft. Die Wirtschaft verändert sich laufend, und die meisten Unternehmen sind wie Schneeverwehungen: Sie bauen sich auf und sie bauen sich ab.
In inhabergeführten Firmen fällt es besonders schwer, den Bestand langfristig zu sichern. »Alle Familienunternehmen haben das Problem, über Generationen hoch kompetente Führungskräfte aus der Familie zu rekrutieren. Manche haben das immer wieder geschafft, doch das sind die Ausnahmen«, meint etwa der langjährige Bertelsmann-Manager Gerd Schulte-Hillen und fordert: »Die Besetzung der Unternehmensspitze sollte nicht dem genetischen Roulette überlassen sein.«
Das klingt gut, aber ist es auch richtig? Tatsächlich funktioniert Vererbung ja eben nicht nach dem Zufallsprinzip, sondern es besteht eine nicht geringe Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder eines Menschen viele seiner Eigenschaften aufweisen. Es gibt keine Garantie, dass der Sohn eines erfolgreichen Unternehmers ebenfalls ein erfolgreicher Unternehmer wird. Aber es ist auch keineswegs ein Glücksspiel, wenn Unternehmerfamilien darauf vertrauen, dass ihr Nachwuchs in der Lage ist, das Werk mit Erfolg fortzusetzen – vor allem dann nicht, wenn die Nachkommen auf dieses Ziel hin erzogen und ausgebildet worden sind.
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|388| Quellen
D ieses Buch entstand gegen den Willen der Familie Oetker. »Die Familie Oetker hat keinerlei Interesse an einer Sammelbiografie, so, wie Sie sie planen. Sie würde es begrüßen, wenn Sie davon Abstand nähmen«, schrieb der Leiter der Hauptabteilung Öffentlichkeitsarbeit der Dr. August Oetker KG, Rolf Mühlmann. »Eine Unterstützung durch Gespräche oder Interviews kommt daher nicht in Frage. Auch das Unternehmensarchiv steht Ihnen nicht zur Verfügung.« Einen Grund für die Absage nannte er nicht.
Mit immer neuen Werbefeldzügen haben die Oetkers ihren Familiennamen in Deutschland bekannt gemacht. Der Reichtum der Familie Oetker fußt zu einem großen Teil auf der Kraft einer Marke, die mit Hunderten Millionen an Reichsmark, D-Mark und Euro beworben wurde und im öffentlichen Bewusstsein verankert ist. Vor diesem Hintergrund ist es bemerkenswert, wie scheu sich die Oetkers verhalten, wenn die Geschichte ihrer Familie und des Firmenreiches beschrieben werden soll.
Ein anderer Oetker war deutlicher bei der Verweigerung eines Gesprächs. Arend Oetker begründete die Verweigerung eines Interviews mit einem Verweis auf das 2002 erschienene Buch des Autors über die Geschichte der Familie Quandt: »Da ich inzwischen erfahren habe, wie unglücklich die Familie über das Buch über sie ist, ihre teilweise Kooperation bereut und als der Geschichte ihrer Familie nicht gerecht werdend beurteilt, möchte ich Sie um Verständnis bitten, dass ich von einem Interview Abstand nehmen möchte.«
Arend Oetkers Aussage ist insofern merkwürdig, als dass die Familie |389| Quandt positiv auf die Darstellung ihrer Familien- und Unternehmensgeschichte reagiert hat. Susanne Klatten, die Tochter Herbert Quandts, schrieb: »Es ist Ihnen eine anschauliche Darstellung unserer über 120-jährigen Geschichte als Unternehmerfamilie gelungen. Ihr Buch hat mir einige wichtige und wegweisende Ereignisse wieder neu vor Augen gestellt.« Ihr Bruder Stefan Quandt bewertete das Buch ähnlich positiv: »Es ist anschaulich verfasst und – soweit ich es beurteilen kann – sorgsam recherchiert.«
Wenn sich entgegen diesen Äußerungen doch ein
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