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Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands

Titel: Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Jungbluth
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Haus sogar Gewinn ab. Selbst während des Kriegs entwickelte sich das Geschäft erfreulich. Die Brüder Brenner blieben nach der Übernahme durch Oetker als Hoteldirektoren im Amt. Zwar fehlte es an Personal, denn viele Männer unter den früheren Hotelangestellten waren an der Front und die Frauen mussten in der Rüstungsindustrie arbeiten. Aber die Belegung des Hotels war gut. Allerdings waren nicht alle Gäste freiwillig dort. 1942 ließ das Auswärtige Amt beispielsweise in dem Luxushotel die Mitglieder der US-Botschaft internieren.
    Die Einnahmen stiegen so sehr, dass alle Schulden, die auf dem Hotel lasteten, zurückgezahlt werden konnten. 1942 kassierten die Aktionäre in Bielefeld erstmals eine Dividende. Und 1943, dem Jahr der Stalingradkatastrophe, erhielten die Oetkers eine weitere Gewinnausschüttung aus Baden-Baden.
    Die Familie wusste kaum, wohin mit ihrem Geld. Während des Kriegs gelang es Kaselowsky, seinen Einfluss in der deutschen Schifffahrt auszuweiten. Anfang 1941 beteiligte er sich mit sechs anderen Kaufleuten an einer Kommanditgesellschaft, die die Aktien der Deutschen Levante-Linie AG übernahm. Kaselowskys Anteil lag zunächst bei 6,1 Prozent. Im April 1944 konnte er seinen Besitz an dieser Reederei noch einmal vergrößern und seine Beteiligung auf 11,5 Prozent aufstocken.
    |186| Richard Kaselowsky und die Oetkers beteiligten sich während der NS-Diktatur nicht nur an traditionsreichen Unternehmen wie der Hamburg Süd und dem Brenner’s Park-Hotel. Sie gründeten im »Dritten Reich« auch neue Firmen. Dabei schreckte Kaselowsky nicht einmal davor zurück, gemeinsame Geschäfte mit der SS zu machen.
    1943 gründeten die SS, die Firma Oetker und die Hamburger Phrix-Werke AG gemeinsam eine Firma zur Herstellung künstlicher Nahrungsmittel. Das Unternehmen hieß Hunsa-Forschungs-GmbH und saß in Hamburg. Der Name ging auf ein kleines Volk zurück, das im Himalaja lebt. 1942 war in der Schweiz und Deutschland ein Buch des Mediziners Ralph Bircher erschienen, das den Titel trug: »Hunsa – Das Volk, das keine Krankheiten kennt«. Der Sohn des Arztes und Müsli-Erfinders Max Bircher-Benner beschrieb darin das Leben eines Gebirgsvolks im späteren Pakistan, das sich einer besonderen Gesundheit erfreute. »Wir haben ein Volk vor uns, das nach bisherigen Begriffen vieles in seiner Nahrung entbehrt, was für die Gesundheit, die Leistungsfähigkeit und das Lebensglück notwendig ist«, so Bircher, »ein Volk, welches sich jahraus jahrein mit spartanischer Knappheit ernähren und überdies alljährlich eine längere Hungerzeit durchmachen muss – und dieses Volk ist nicht, wie wir erwarten müssten, schwächlich und heruntergekommen, müde und mürrisch, von Krankheiten geplagt und schmutzig, sondern es ist das gesündeste und lebensfrischeste Volk, das auf Erden bekannt ist, ein Volk praktisch ohne Krankheiten, ein Volk, das selbst in den Prüfungen der Kälte und des Hungers lacht und seine guten Seiten nicht vergisst.«
    Ralph Bircher empfahl die Hunza, wie die spätere Schreibweise dieses Volkes lauten sollte, in seinem Buch als Vorbild für die »zivilisierten Völker«. Diese Menschen nähmen fast ausschließlich pflanzliche Nahrung zu sich, darunter viel Rohkost und Obst, griffen höchst selten zu Genussmitteln oder Salz. Die Nahrung stamme aus dem »eigenen, in voller Gesundheit stehenden Boden« und sei sehr knapp. Einmal jährlich, im Frühling, hungerten die Hunza. Wortreich wandte sich Bircher gegen »alle jene verfeinerten, konzentrierten, einseitigen, geschönten und konservierten Nahrungsmittel, die der Weltmarkt oft |187| sehr billig und verführerisch anbietet«. Das las sich fast wie eine Anklageschrift gegen moderne Nahrungsmittelhersteller, wie die Firma Oetker einer war.
    Weder Oetker noch Phrix und schon gar nicht der SS ging es um gesunde Ernährung, als sie die Hunsa-Forschungs-GmbH gründeten. Das Motiv der SS war vielmehr, den größer werdenden Mangel in der Heimat und an der Front zu beheben. Dazu wollte Himmler neue Wege gehen. »Das an allen Fronten auf dem Rückzug befindliche Dritte Reich hatte sich in weiser Voraussicht auf die mögliche Unterbrechung der Lebensmittel-Zufuhren eingestellt«, schreibt der Journalist Peter-Ferdinand Koch in seinem Buch über die Geschäfte der SS. »Synthetische Schonkost sollte dem ohnehin darbenden Deutschen als Interimslösung auf den Teller kommen.«
    Bei diesem Geschäft wollte die Firma Oetker dabei sein. Das Unternehmen übernahm

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