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Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands

Titel: Die Oetkers - Geschaefte und Geheimnisse ber bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Jungbluth
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Reedereien Hapag und Norddeutscher Lloyd an. Auch die Bekanntschaft mit dem Hamburger NSDAP-Bürgermeister Carl Vincent Krogmann, der ebenfalls ein Mitglied im Freundeskreis Himmler war, könnte nützlich gewesen sein.
    In der Geschichte der Industriellendynastie markiert die Beteiligung an der Reederei einen wichtigen Wendepunkt. Dieser Aktienkauf war das erste große finanzielle Engagement, das die Bielefelder Oetkers außerhalb ihres ursprünglichen Arbeitsgebiets eingingen. Sie stießen nun auf ein zweites Geschäftsfeld vor. Die Beteiligung an der Hamburg Süd bedeutete damit einen ersten Schritt hin zur Diversifikation, auf die die Familie auch in späteren Jahren großen Wert legen sollte.
    Mit dem Einstieg bei der Hamburg Süd beteiligten sich die Oetkers an einer Reederei mit großer Tradition. Schon 1871 hatte eine Gruppe Hamburger Kaufleute diese Reederei gegründet, die ein großer geschäftlicher Erfolg geworden war. Um die Jahrhundertwende hatte sie mit 32 Schiffen den Heimathafen Hamburg mit den wichtigen Häfen Brasiliens und des La Plata verbunden. Die Hamburg Süd hatte zahlreiche deutsche Auswanderer nach Südamerika gebracht, deutsche Industrieerzeugnisse exportiert und auf dem Rückweg Kaffee in die deutsche Heimat transportiert. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte sie dann aber all ihre Schiffe an die Alliierten abgeben müssen. In den zwanziger Jahren hatte die Hamburg Süd eine neue Flotte aufbauen können. Auf ihren Schiffen waren Auswanderer aus Europa nach Südamerika und wohlhabende Argentinier auf Kreuzfahrt oder zur Sommerfrische nach Europa gefahren. Seit 1927 war die prächtige Cap Arcona das viel bewunderte Flaggschiff der Reederei.
    Im »Dritten Reich« stieg die Hamburg Süd dann in das Geschäft mit der Deutschen Arbeitsfront ein. Deren Freizeitableger »Kraft durch Freude« war ein riesiger Tourismusveranstalter und charterte |179| bei der Reederei die »Monte Olivia« und andere Schiffe, auf denen deutsche Arbeiter und andere »Volksgenossen« auf Urlaubsreise gehen konnten. Später ließ die KdF-Organisation auch eigene Schiffe bauen, so zum Beispiel die Wilhelm Gustloff, die durch die Hamburg Süd bereedert wurde.
    Neben den Tourismusreisen betrieb die Schifffahrtsgesellschaft in den dreißiger Jahren das Frachtgeschäft. Sie brachte Apfelsinen, Bananen und Äpfel aus Südamerika ins »Dritte Reich«. In einige ihrer Schiffe ließ die Reederei Kühlanlagen einbauen und transportierte fortan auch tiefgefrorenes Fleisch aus Argentinien nach Deutschland. Die Passagierzahlen gingen in den dreißiger Jahren bis auf zwei Ausnahmen stetig zurück. Zu den Olympischen Spielen 1936 kamen zahlreiche wohlhabende Südamerikaner auf Schnelldampfern nach Deutschland. Und die zweite große und wachsende Gruppe unter den Passagieren der Hamburg-Süd-Linienschiffe reiste in den dreißiger Jahren ohne Rückfahrtticket nach Brasilien und Argentinien: jüdische Kaufleute, Anwälte, Ärzte und Bankiers, die vor den Nazis flohen.
    Es dauerte nach der Weltwirtschaftskrise sieben Jahre, bis die Hamburg Süd zum ersten Mal wieder so profitabel war, dass sie ihre Aktionäre am Erfolg beteiligen konnte. 1937 schüttete die Schifffahrtsgesellschaft eine Dividende aus, die dann aber auch gleich sehr üppig ausfiel. Zudem hatte die Reederei in dieser Zeit ihre Flotte erheblich vergrößert. Bei Kriegsbeginn 1939 verfügte sie über 52 Schiffe mit 385324 Bruttoregistertonnen.
    Der Unternehmer Richard Kaselowsky hatte aber nicht nur ein großes Faible für Schiffe. Eine seiner weiteren Vorlieben war das Reisen, und zu den Privilegien seines Lebens gehörte es, dass er an Orten, die ihm gefielen, Grundbesitz erwerben konnte. »Mein Vater hatte die Angewohnheit, wenn er es irgendwo schön fand, dort ein Haus zu kaufen«, berichtete sein Stiefsohn Rudolf-August Oetker später. Daher verfügte die Familie bereits in den dreißiger Jahren über ein Haus an der Ostsee, eines an der Nordsee und ein weiteres Domizil in Bayern. Dann entdeckte der Pferdeliebhaber Kaselowsky Baden-Baden für sich.
    Unter den Nationalsozialisten expandiert die Firma. Anlässlich der Einweihung
eines Neubaues besichtigten Gauleiter Meyer (Mitte) und Richard Kaselowsky
eine Abfüllmaschine.
    Die Kur- und Bäderstadt im Schwarzwald war schon seit Anfang des 19. Jahrhunderts ein Treffpunkt der Reichen und der Eleganten. Der Oetker-Chef war mehrfach zu Pferderennen dorthin gereist. Als er den Entschluss fasste, sich in Baden-Baden einen Feriensitz

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