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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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den Essenaufzug zu flüstern.
    Wenig später stand er wieder an Deck und versammelte seine Mannschaft um sich. Jeder Mann fand sich auf dem Achterdeck ein.
    »Männer, hört mir zu. Ich möchte, dass ihr in eure Kabinen geht und dort wartet. Wir lassen das Schiff einfach auf diesem Kurs weiterfahren. Keiner unternimmt irgendetwas. Wenn sie uns plündern wollen, sollen sie das tun. Wir haben keine Bewaffnung an Bord und sind ihnen auch im Kampf unterlegen. Also verhaltet euch ruhig.«
    Die Seeleute erkannten den Ernst der Lage und begaben sich ohne große Umschweife in ihre Kajüten. Nur Londor und Mo warteten noch ab und beobachteten das herannahende Schiff.
    »Käpt'n, was werden sie finden, wenn sie den Frachtraum öffnen?«
    Londor sah gedankenverloren zu Boden, so als ob er durch die schweren Holzplanken hindurchsehen konnte, direkt in den Laderaum.
    »Den Tod, Mo. Den Tod.«
    »Es stimmt also, Tabals Brut lagert in unserem Schiff. Was habt Ihr mit ihnen besprochen, Käpt'n?«
    »Ich habe ihnen erklärt, dass wir langsamer sind als unsere Verfolger und schlechter ausgerüstet. Ich habe ihnen erklärt, dass wir nicht gegen sie kämpfen können.«
    »Und?«, fragte Mo.
    »Sie sagten nur, sie seien geboren, um zu kämpfen, und wir sollen uns in Sicherheit bringen. Und das solltest du jetzt auch tun. Ich werde sie hier empfangen.«
    Mo ging von Deck und ließ Kapitän Londor hinter dem Ruder zurück.
    Die Seestern kam bis auf zwei Schiffslängen heran. Londor sah, wie Käpten Derring seiner Mannschaft verschiedene Befehle erteilte und diese kurz darauf begannen, die abgedeckten Geschütze an Bord freizulegen und zu besetzen. Londor erkannte drei große Ballisten, neben denen jeweils ein Metallkorb stand, der die verschiedenen Arten von Bolzen enthielt. Mit aufgesetzten Zahnrädern und großen Holzkurbeln begann die Mannschaft, die Sehnen der Geschütze zu spannen.
    Londor hatte vor längerer Zeit einmal einer Vorführung beigewohnt, die ein Käpt'n eines großen Handelsschiffes gegeben hatte. Zur Demonstration schoss er damals auf drei hintereinander gestellte Eichenbohlen, die einen Schiffsrumpf darstellen sollten. Der Bolzen mit der sägezahnähnlichen Spitze durchschlug sie mühelos und bohrte sich danach so tief in die Pier, dass man nur den Schaft abbrechen konnte und die Spitze stecken ließ.
    Zusätzlich zu diesen drei Ballisten war auf dem Vorderdeck noch ein Katapult zum Verschießen von Brandgeschossen aufgestellt worden.
    Derrings Absichten waren damit klar.
    Er steuerte die Seestern versetzt hinter die Sturmwind und nahm ihr damit den Wind aus den Segeln.
    Dann gab er den Befehl zum Feuern.
    Londor warf sich hinter dem Ruderblock in Deckung. Der erste Schuss zielte über das Achterdeck hinweg, und der Bolzen traf krachend den Hauptmast in halber Höhe. Die Sägezähne des Geschosses rissen einen breiten Keil aus dem Mast. Die Seestern kreuzte hinter dem Bug von Steuerbord nach Backbord. Durch den wieder aufkommenden Wind strafften sich die Segel und gaben so viel Druck auf den Mast, dass er vollends brach. Die obere Hälfte hing jetzt in der Takelage fest und verhedderte sich in den übrigen Tauen.
    Das zweite und dritte Geschoss schwirrte heran. Beide Bolzen waren mit sichelförmigen Klingen versehen, die auf ihrem Weg sämtliche Seile, Verankerungen und dünnen Verstrebungen durchtrennten. Das obere Ende des Hauptmastes löste sich aus seiner Verstrickung und krachte aufs Mitteldeck, wo es einen Großteil der Reling, die Ladeluken und den Aufgang zum Vorderdeck zerstörte.
    Zuletzt feuerte die Mannschaft der Seestern ihr Katapult ab, geladen mit Metallresten, und zerfetzte damit die übrigen Segel so stark, dass sie nur noch schlaff im Wind hingen.
    Londor war froh darüber, seine Mannschaft unter Deck geschickt zu haben. Der herabstürzende Mast und die abgefeuerten Metallsplitter hätten viele Opfer unter seinen Leuten gefordert. Fassungslos darüber, was eine einzige Angriffswelle aus seinem geliebten Schiff gemacht hatte, blickte er auf die Trümmer. Die Sturmwind verlor immer mehr an Fahrt. Kapitän Derring schickte sich an, langsam beizudrehen.
    »Londor, das ist nichts Persönliches«, rief er lachend herüber. »Du und deine Leute, ihr könnt in die Beiboote steigen und das Weite suchen. Wir werden euch nichts tun. Nur solltet ihr auf keinen Fall nach Sandleg zurückkehren.«
    Londor stand auf, um wenigstens noch einen Rest an Würde zu bewahren. Er klopfte sich übertrieben eifrig die Kleidung

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