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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Tragebeutel, den er am Gürtel befestigt hatte, etwas heraus und hob es in die Luft. Der Orkschädel war fein säuberlich von allen Fleischresten befreit worden. Er schien absolut makellos, bis auf die beiden fingerdicken Löcher in der Mitte der Schädeldecke, und sah beinahe künstlich aus.
    »Ich glaube, es wäre besser, wir lassen uns etwas einfallen«, gab Mogda zu bedenken.
 
    An Deck ging unterdessen die Routinearbeit weiter. Ingert hatte wieder seinen Posten im Ausguck aufgenommen und beobachtete aufmerksam ihre Verfolger. Londor tigerte derweil ruhelos auf dem Achterdeck umher. Die Anspannung war ihm anzusehen und verursachte Unruhe bei der Mannschaft.
    »Kapitän Londor«, sprach ihn der Mann am Ruder vorsichtig an, »haben die da etwas mit unserer Ladung zu tun?« Er deutete nach hinten auf das andere Schiff, das nur noch zwei Meilen entfernt war.
    »Das kann schon sein«, antwortete er knapp.
    »Was ist, wenn sie die Ladung haben wollen?«
    »Wenn sie die Ladung haben wollen?«, fragte Londor beißend. »Dann geben wir sie ihnen und danken den Göttern für diese großzügige und aufopfernde Geste.«
    Mordigwel, oder Mo, wie alle den Steuermann nannten, war entsetzt. Er kannte den Käpt'n nun schon seit Jahren und wusste, wie penibel er war, wenn es um seine Ladung ging. Niemals würde er auch nur ein Stück davon freiwillig hergeben. Nicht einmal, wenn sie Rum oder Bier geladen hatten, war es der Mannschaft gestattet, auch nur eine Flasche davon zu nehmen. Jedes Packstück, das in den Laderaum der Sturmwind gebracht wurde, kam genauso unversehrt bei seinem Empfänger an. Es gab keine Ausnahme. Bis heute.
    Mo wagte es erneut Londor anzusprechen.
    »Käpt'n, vielleicht solltet Ihr der Mannschaft sagen, was sich unten im Frachtraum befindet. Die Männer werden zunehmend unruhiger, und Gerüchte machen die Runde. Das ist nicht gut für die Moral.«
    Londor drehte sich gereizt um. »Was für Gerüchte, wovon zum Geier sprichst du? Mach das Maul auf.«
    Mo druckste herum, und schien sich plötzlich mächtig für die eigenen Zehen zu interessieren.
    »Na ja, den Männern ist aufgefallen, dass der Proviant an Bord auffallend weniger wird. Ganze Kisten mit Dörrfleisch verschwinden. Die Wasserreserven gehen so schnell zur Neige, als ob ihr damit einen Gemüsegarten bewässern würdet. Und dann dieser Gestank, der aus dem Laderaum quillt.«
    Londor zog eine Augenbraue hoch und legte den Kopf schräg.
    »Und was vermuten die Männer nun?«, fragte er übertrieben verständnisvoll.
    »Na ja, die einen sagen, wir bringen Aussätzige auf eine kleine Insel, die anderen meinen, Ihr betreibt Sklavenhandel.«
    »Ja, das stimmt«, entgegnete Londor heiter.
    »Äh, was davon, Käpt'n?«
    »Beides.«
    »Käpt'n, die Männer wollen die Wahrheit.«
    Neuer Zorn erwuchs in Londor. Er stellte sich Auge in Auge seinem Steuermann gegenüber.
    »Dann sag ihnen doch einfach, wir fahren gerade die übelste Abordnung von Tabals Kreaturen auf eine sonnige Insel, weil sie ein wenig ausspannen wollen«, fauchte er ihm flüsternd zu, damit die anderen das Gespräch nicht belauschen konnten.
    Mo blickte verängstigt in Londors Augen und erkannte den Ernst seiner Worte. Er entschied sich für eine der ersten Versionen.
    Nachdenklich sagte er: »Sklaven also, Käpt'n. Das wird den Männern vielleicht nicht gefallen, aber es wird sie beruhigen.«
    »Sklaven klingt gut«, erwiderte Londor.
    Das Schiff hinter ihnen hatte weiter aufgeholt. Es machte jetzt mehr Fahrt als zuvor. Ihre Verfolger hatten anscheinend beschlossen, das Tageslicht noch auszunutzen und nicht Gefahr zu laufen, ihre Beute in den Nachtstunden zu verlieren.
    Ingert verließ seinen Posten und stand Augenblicke später neben Kapitän Londor am Achterdeck.
    »Was konntest du erkennen?«
    »Es ist die Seestern, Käpt'n. Das Schiff von Unelgh.«
    »Käpt'n Unelgh Derring«, wiederholte Londor. »Jemand, der für Geld alles transportieren würde, aber zu dämlich ist, sich mit ehrlicher Arbeit über Wasser zu halten. Entweder er hofft, wir haben reiche Beute, oder jemand hat ihn angeheuert. Danke Ingert, du kannst Pause machen.«
    Ingert zögerte. »Da ist noch was, Käpt'n.«
    Londor schaute ihn erwartungsvoll an.
    »Sie haben zwar keine Rumpfladung, aber Decksladung dafür umso mehr. Sie sind zwar abgedeckt, aber Ballisten erkenne ich auch unter einer Plane.«
    Londor nickte und verließ wortlos das Deck, um wieder in seiner Kabine zu verschwinden, und die neueste Entwicklung in

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