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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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und ging zum Fenster.
    »Das ist auch ihr gutes Recht. Und natürlich werden wir ihrem Gesuch nachkommen. Gibt es zufällig einen neuen Rekruten in der Wache?«
    Barrasch blickte verstört im Raum umher, als ob er in den Winkeln nach einer Antwort suchen würde.
    »Ja ... äh ... natürlich«, gab er stockend zu Antwort.
    »Gut, dann schick ihn bitte mit einem Sendschreiben nach Lorast zum König und bitte darin um Aufklärung. Und gebt ihm dieses Pferd.«
    Felton zeigte aus dem Fenster nach unten auf den Marktplatz. Barrasch trat zu ihm und schaute hinab. Er sah einen alten Bauern, der verloren auf dem Markt umherlief und versuchte, sein in die Jahre gekommenes Arbeitspferd zu verkaufen. Der Rücken des Pferdes war durchgebogen, die Mähne zerzaust, die Ohren krümmten sich zur Seite und der Gang des Tieres zeugte von Müdigkeit und Erschöpfung.
    »Mit dem Klepper braucht er Wochen bis nach Lorast, wenn der Gaul die Reise überhaupt überlebt«, warf Barrasch ein.
    »In der Tat.«

27
Die Sturmwind
 
    Langsam und ruhig glitt die Sturmwind durch die von der Morgensonne beschienene See. Sie war eine Dreimast-Bark in ausgezeichnetem Zustand. An Deck tummelten sich allerhand geschäftige Seeleute. Zwei Mann schrubbten das Vorderdeck, während ein dritter mit dem Ösfass für frisches Wasser sorgte. Mittschiffs waren sechs Seeleute damit beschäftigt, nicht verwendete Segel aufzutuchen und zu zeisen. Hier stimmte jeder Handgriff, die Männer waren aufeinander eingespielt. Immer wieder versuchte der Wind unter die zusammengelegten Segel zu wehen, aber durch geschicktes Ziehen an den Enden legten die Männer das Tuch wieder zusammen und konnten es weiter verstauen.
    Am Achterdeck saßen drei Männer auf mehreren Stapeln Tauen und spleißten deren Enden. Ein dumpf gesummtes Lied klang vom Deck her. Jeder stimmte mit ein, aber keiner sang richtig mit. Dafür hatten sie zu viel zu tun. Einer der Seeleute hing von außen mit einer Seilwinde gesichert an der Bordwand. Mit Teer und einer harzähnlichen Masse war er dabei, die Seitenbeplankung zu kalfatern.
    Kapitän Londor stand neben seinem Steuermann am Ruder und verzog keine Miene.
    Ein schriller Pfiff mit sich verändernder Tonfolge unterbrach die gesummte Melodie der Mannschaft. Londor blickte nach oben zum Mittelmast. Zwischen der Takelage gab ihm eine kleine Gestalt ein Flaggensignal. Das Signal wurde wiederholt. Londor ging zum Heck und stierte mit zusammengekniffenen Augen über die Reling. Er erkannte die schemenhaften Umrisse eines Schiffes mit großen hellen Segeln.
    »Holt Ingert herunter und schickt eine Ablösung hoch«, sagte er zu dem Steuermann in befehlsgewohntem Ton. Ein weiteres Signal ließ den Posten im Ausguck seinen Platz verlassen. Der äußerst drahtig wirkende Mann glitt zwischen dem Wirrwarr aus Tauen, Masten und Segeln herunter wie ein Akrobat, der seinen Zuschauern ein Glanzstück seines Könnens darbieten wollte. An Deck angekommen, verlor seine Eleganz rapide durch die gekrümmte Körperhaltung und sein ungepflegtes Äußeres.
    »Eine dreimastige Schebecke, ungefähr vier Meilen hinter uns«, meldete er dem Kapitän mit ausdrucksloser Stimme.
    »Und?«, fragte Londor nach, der noch nicht wusste, was den Mann dazu veranlasste, dies als Meldung weiterzugeben.
    »Sie folgt uns. Jede auch noch so kleine Steuerbewegung ahmt sie nach, und sie holt langsam auf. Weiterhin liegt sie zu hoch im Wasser, um geladen zu haben. Und ich dachte mir, ohne Ladung und auf diesem Kurs, da stimmt was nicht.«
    Kapitän Londor nickte gedankenverloren und schaute sich abermals um. Es verging noch einige Zeit, bis er das Achterdeck verließ und wortlos seine Kajüte aufsuchte.
    Hier befand er sich im eigenen Reich. Inmitten einer Vielzahl ausgebreiteter Karten, Navigationsgeräte und aufgeschlagener Bücher. Er atmete tief ein, wie jemand, der sich überwinden muss, etwas zu tun, das ihm überhaupt nicht behagt. Und genau so war es auch. Er ging zu dem kleinen Servieraufzug an der Wand, öffnete die Klappe und zog den Lastenkorb nach oben, in dem noch das Geschirr vom Frühstück stand. Dann griff er durch die Öffnung auf die Rückwand und entfernte ein Stück nachträglich eingearbeitetes Holz. Dahinter lag der Lagerraum.
    »Hallo, seid ihr da?«, fragte er vorsichtig in die Dunkelheit.
    Eine Laterne wurde aufgeblendet, und die groben Züge Mogdas wurden in dem Fenster sichtbar.
    »Was dachtest du, wo wir hin sind? Natürlich sind wir da. Was willst du?«
    »Nun ja,

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