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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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markiert.
    Noch bevor die Sonne sich vollends vom Horizont lösen konnte, erreichten sie die schützenden Bäume. Dieser Wald war anders als die, die Mogda kannte. Er war bei weitem nicht so alt wie das Tannenverlies und nicht annähernd so groß. Die Bäume hatten eine fast unnatürliche Art zu wachsen. Sie standen alle in Reih und Glied und wurden allem Anschein nach regelmäßig beschnitten. Dieser Hain, der größtenteils aus Laubbäumen bestand, glich eher einem Garten. Kreuz und quer wurde er von schmalen Pfaden durchzogen, die sorgfältig mit Pflastersteinen gesäumt waren.
    »Am besten, wir gehen in die Mitte des Waldes. Die Bäume am Rand bieten nicht genug Schutz für ein Lager«, sagte Mogda.
    »Ganzer Wald kein Schutz«, brummte Rator. »Ist wie Ork geben Schutz vor Pfeilhagel. Ork verwundet, Oger tot.«
    »Wenn wir in der Mitte sind, sehen wir weiter«, sagte Mogda.
    Sie folgten den Pfaden weiter ins Innere. Der Wald thronte auf einem Hügel, dessen Wege spinnennetzartig verliefen. Es gab keinen Baum, der nicht von den Wegen aus zu erreichen war.
    »Warte Mogda!«, rief Cindiel von seinem Rücken. »Da sind überall Namen in die Stämme eingeritzt. Ich dachte vorhin, es sei Zufall, aber an jedem Baum steht einer.«
    Sie zeigte schräg nach oben an den Stamm einer Esche.
    »Brandig Vandal«, las Mogda vor.
    »Wer soll das sein, ein Held der Menschen?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Cindiel. »Ich kenne den Namen nicht.«
    »Vielleicht Hüttenbauer, verzaubert von böser Hexe«, brummte Rator.
    »Quatsch«, fuhr Cindiel ihn an. »Solche Hexen gibt es nicht. Und selbst wenn, dann hätte eine gute Hexe ihn schon lange in einen Menschen zurückverwandelt.«
    »War nur Gedanke«, beruhigte Rator sie.
    Die lange Reise und das ewige Marschieren bei Nacht schlugen sich langsam auf die Gemüter nieder. Mit bedrücktem Schweigen folgten sie dem Weg weiter. Mogda versuchte seit Tagen den richtigen Zeitpunkt zu finden, den anderen von seiner Vision zu erzählen.
    »Dort auf der Höhe!«, sagte er und zeigte auf eine Lichtung nicht weit vor ihnen. »Dort laufen alle Pfade zusammen. Sie führen auf das große steinerne Denkmal zu. Was ist das ... ein König?«
    Wenig später war ihnen allen klar, was die Statue darstellte.
    »Ein Troll!«, sagte Cindiel erstaunt.
    Das Gestein war nur grob behauen, und nicht alle Einzelheiten waren herausgearbeitet, doch das Bildnis ließ keinen Zweifel zu. Der Griff eines Schwertes, auch aus Stein gearbeitet, ragte ihm aus der Brust.
    »Ich hatte nicht gedacht, dass Trolle so groß sind«, sagte Cindiel nach einem Augenblick ehrfürchtig.
    Die Statue überragte Mogda und Rator noch um über vier Fuß, obwohl das Ungetüm nicht einmal aufrecht stand.
    »Trolle kleiner als Oger«, murmelte Rator.
    »Einige jedenfalls«, fügte Mogda hinzu. »Das hier ist kein gewöhnlicher Troll. Das ist Grind, der Trollkönig. Er soll fast doppelt so groß gewesen sein wie der Rest seiner Rasse. Man sagte, er hat nur Troll- oder Menschenfleisch gegessen. Mit dieser Angst im Rücken war sein Volk immer darauf bedacht, genügend Beute vorrätig zu haben, um nicht selbst verspeist zu werden.«
    Bedrückt schauten sie auf das Monstrum und malten sich in Gedanken seine Schreckensherrschaft aus.
    »War nicht so groß«, brummte Rator unvermittelt. »War nur wenig größer als wir.«
    Ungläubig schauten Mogda und Cindiel zu ihm.
    »Du kanntest Grind?«, fragte Mogda ungläubig.
    »Hab gesehen in Schlacht. In Schlacht am Bergrücken. Er getötet alles. Getötet Sklaven, Hüttenbauer, Freunde, Trolle, alles. Er war ... Trollkönig.« Rator spuckte angewidert vor dem mächtigen Monument aus.
    Mogda hatte wenig Lust, das Thema zu vertiefen. Er schämte sich dafür, seinen Glauben mit den Trollen zu teilen.
    Cindiel klopfte auf Mogdas Stirn, um dessen Aufmerksamkeit zu gewinnen.
    »Was ist, Prinzessin?«
    »Sieh mal dort«, sagte sie und zeigte an ihm vorbei auf den Boden zwischen den Trollbeinen.
    »Da ist ein Eingang.«
    Der Oger ließ Cindiel zu Boden gleiten und kniete sich vor die zwei großen, in die Erde eingelassenen Türen. Mit der Hand fegte er Sand und Blätter, die sich im Laufe der Zeit darauf gesammelt hatten, beiseite und legte zwei grob geschmiedete Eisenringe frei.
    »Na, da bin ich ja mal gespannt, was wir in so einem Keller mitten im Wald finden«, sagte Mogda und zog einen Türflügel auf. Muffige Luft strömte ihnen entgegen. Sie sahen eine Steintreppe, die hinunter in ein gruftartiges

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