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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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die scharfen Krallen tiefe Schnitte im Ogerrücken hinterließen. Mit einem Ruck presste er ihn gegen die Felswand, und mit der Stirn hämmerte er auf das Gesicht des Trolls ein. Immer und immer wieder stieß er mit dem Kopf zu. Der am Boden liegende Troll hatte genug Bewegungsfreiheit, um seine Krallen in Brakbars Waden zu graben. Scheinbar ohne auf die Schmerzen zu achten, erhöhte der Kriegsoger den Druck auf den Hals seines Opfers, während er mit dem Kopf noch immer den anderen Troll malträtierte, bis dieser die Besinnung verlor. Mit einer Drehbewegung der Ferse brach er auch endgültig den Widerstand seines zweiten Angreifers. Nach einem Moment der Stille ging Brakbar auf die Knie und fasste mit beiden Händen in das Maul des Trolls und riss Ober- und Unterkiefer mit einem knackenden Geräusch auseinander.
    »Was du tun?«, rief Kruzmak ihm zu, der anscheinend von der Schändung Toter nicht viel hielt.
    »Troll hat gebissen Finger ab und verschluckt«, antwortete Brakbar gelassen.
    »Lass sein, Finger wachsen nach«, beruhigte Kruzmak ihn.
    Londor stand gebannt da und versuchte das geschehene Spektakel zu begreifen. Geistesabwesend sagte er: »Finger wachsen nicht nach.«
    Ärgerlich drehte Kruzmak ihm den Kopf zu. »Dann du sagen ihm.«
    Als Londor die blutüberströmte Gestalt Brakbars näher kommen sah, entschied er sich, lieber den Mund zu halten.
    Kruzmak ging seinem verletzten Kampfgefährten entgegen und flüsterte ihm etwas zu, wobei er ihm anerkennend auf die Schulter klopfte.
    Er wies die anderen Oger an, den versperrten Durchgang freizulegen. Brakbar setzte sich daneben und verband seine Wunden. In kürzester Zeit hatten sie einen kleinen Tunnel geschaffen, durch den ein Mensch spielend hindurchklettern konnte, um tiefer in die Gänge vorzudringen.
    »Londor, du suchen Zwerge und bringen hierher«, befahl Kruzmak.
    »Ich?«, fragte Londor erschrocken. »Was soll ich machen, wenn dahinter wieder Trolle lauern?«
    Kruzmak packte ihn am Mantel und zog ihn zum Durchbruch.
    »Wenn sehen Trolle, dann laut brüllen.«
    Verwundert sah Londor zu dem Hünen auf.
    »Vor dem Gebrüll haben sie Angst und flüchten ... stimmt's?«, fragte er erwartungsvoll.
    »Nein, werden dich töten. Brüllen nur Warnung für uns.«
    Wenig ermutigt ging Londor auf die Knie und robbte durch den schmalen Spalt kurz oberhalb der Tunneldecke. Der Kapitän war schon bis zu den Knien zwischen den Felsen verschwunden, als auf der anderen Seite eine Lichtquelle entzündet wurde.
    »Oh, hallo! Ich komme, um ...«, sagte Londor, bis der Satz durch, ein blechernes Schlaggeräusch beendet wurde. Als Kruzmak sah, dass Londor regungslos dalag, und das Geräusch noch einmal ertönte, zog er ihn wieder heraus. Londor lag bewusstlos zu seinen Füßen, mit zwei schmutzverkrusteten Blessuren an Stirn und Wange. Es dauerte einige Zeit, bis er wieder zu sich kam und sich aufsetzte. Nach wie vor leicht dämmerig massierte er sich die Verletzungen. Dann sprang er plötzlich auf.
    »Diese miesen, dreckigen, kleinen Löcherbuddler. Erst grinsen sie einen an und im nächsten Moment ziehen sie dir eine Schaufel über.«
    Er kroch wieder zum Durchbruch und spähte auf die andere Seite. »Wir sind gekommen, um euch zu helfen und das ist nun der Dank dafür?«
    Wieder erhellte sich der Tunnel. Am anderen Ende sah Londor einen schmutzig aussehenden Zwerg mit einer Laterne, der den Eindruck machte, eine strapaziöse Reise hinter sich zu haben. »Wir haben euer Spiel durchschaut. Die Oger zwingen dich dazu. Du sollst uns herauslocken, damit sie uns wieder zu den Trollen bringen können«, rief der Zwerg mit erstickter Stimme.
    »Was für ein Unsinn! Ich war ja schon fast bei euch drüben. Wie hätten mich die Oger dann zwingen sollen?«
    »Ich weiß nicht, vielleicht bist du ein Spitzel der Kreaturen Tabals.«
    »Ich? Ein Spitzel? So ein Quatsch! Bis vor ein paar Tagen war ich noch ein angesehener Kapitän auf hoher See. Diese Oger sind vor den Truppen Tabals geflohen. Es sind Deserteure. Sie versuchen, uns zu helfen. Ich komme jetzt wieder rüber zu euch und bin unbewaffnet, deshalb würde ich dich bitten ... leg endlich die Schaufel weg«, schrie er.

40
Die Königstreuen
 
    Der Tagesanbruch war nah, und Cindiel und die Oger mussten schnellstens einen Unterschlupf finden, der sie vor neugierigen Augen schützte. Nicht weit von hier musste ein kleines Wäldchen liegen, in dem sie lagern konnten. Auf ihrer Karte war es mit dem Namen Siegeshain und einem X

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