Die Oger - [Roman]

klaffte der halb abgesackte Eingang zu einem Stollen.
    »Vielleicht dort noch Überlebende vom Kleinen Volk«, sagte Kruzmak.
    »Und Trolle«, fügte Brakbar hinzu.
    »Ich denke, Oger und Trolle haben den gleichen Gott«, mischte sich Londor in das Gespräch ein.
    »Trolle auch beten zu Tabal. Oger nur sorgen, Trolle gehen früh zu ihm«, erklärte Brakbar mit breitem Grinsen.
    »Manchmal Freunde, manchmal Feinde aber sonst gehen aus Weg«, beendete Kruzmak die Ausführungen seines Gefährten.
    Die Oger versammelten sich und beratschlagten ihre weitere Vorgehensweise. Sie legten alle überflüssigen Ausrüstungsgegenstände ab, um ungehindert den Steilhang zu erklimmen. Dann machten sie sich auf den Weg. Londor folgte ihnen in gebührendem Abstand, um nicht Gefahr zu laufen, als Erster auf einen Troll zu treffen. Er hatte genug über Trolle gehört, um eine Begegnung für wenig wünschenswert zu halten.
    Äußerst vorsichtig erklommen sie den Hang, um den Überraschungsmoment nicht zu verlieren. Brakbar war der Erste, der den Stollen betrat. Das Tageslicht fiel so weit ein, dass man auch hinter dem Eingang etwas sehen konnte. Nach fünfzig Schritt endete der Tunnel abrupt in einem Geröllhaufen, in dem sich zwei Trolle zu schaffen machten und versuchten, die Gesteinsbrocken umzuschichten.
    Die Oger näherten sich lautlos bis auf zwanzig Schritt. Die Trolle waren zwar etwas größer als sie, aber ihre Körperfülle reichte bei weitem nicht an die ihrer Glaubensbrüder heran. Ihre Gliedmaßen waren äußerst lang, und ihre Arme reichten durch ihren gebückten Gang fast bis zum Boden. Sie machten einen drahtigen Eindruck, und durch die grünliche Hautfarbe ähnelten ihre Muskelstränge kräftigen Baumwurzeln. Ihre Haut war mit Warzen übersäht, und Letztere machten auch vor den Gesichtern nicht halt.
    »Ihr graben Loch für verstecken, weil so hässlich?«, brüllte Brakbar in den Gang hinein.
    Die Trolle fuhren fauchend herum, beide mit einem Gesteinsbrocken bewaffnet.
    »Das nenne ich diplomatisch«, flüsterte Londor von hinten.
    Die Trolle richteten sich auf und kamen auf sie zu.
    »Was wollt ihr hier? Solltet ihr nicht bei den Orks sein, und ihnen folgen?«
    »Wir euch suchen«, sagte Brakbar, ohne eingeschüchtert zu wirken.
    »Jetzt habt ihr uns gefunden. Und nun?«
    »Wollen wissen, was machen mit Kleinem Volk.«
    Die beiden Trolle fixierten Brakbar und schienen ergründen zu wollen, worum es hier eigentlich ging.
    »Ihr meint die, die wir nicht sofort fressen? Sie helfen uns, Löcher zu graben, in denen wir die toten Oger nach dem Krieg begraben werden. Gemeinsam mit denen, die zu viele lästige Fragen stellen.«
    Brakbar verstand nicht alles von dem, was die beiden von sich gaben, aber er wusste, dass die Antwort nicht auf seine Frage passte. Er bewegte sich weiter auf sie zu.
    »Wenn nicht gleich reden, dann wir euch töten.«
    Kapitän Londor wunderte sich, wie schnell so eine Unterhaltung doch zu einem tödlichen Streit ausarten konnte. Die Trolle schienen noch immer nicht besonders beeindruckt zu sein.
    »Das sieht euch ähnlich, ihr vollgefressenen Feiglinge. Acht gegen zwei; aber das wird euch trotzdem nichts nutzen.«
    Brakbar wusste, dass die Trolle den Kampf üblicherweise mieden, aber unter allen Umständen ihr Gesicht wahren wollten, doch sie hatten nicht mit seiner schlechten Laune gerechnet. Er ließ den Axtstiel durch seine Finger gleiten, und die Waffe zu Boden fallen. Anschließend stürmte er auf die beiden Trolle zu, die sofort versuchten, in den Tunnel auszuweichen, nachdem sie ihren Schrecken überwunden hatten.
    Der Tunnel war jedoch zu kurz und Brakbar zu schnell. Augenblicklich hatte er einen Troll an der Kehle gepackt, hob ihn von den Füßen und drückte ihn zu Boden. Der andere Troll peitschte mit den Armen und schlug seine langen Nägeln tief in Brakbars Schulter. Einer der Oger wollte ihm zu Hilfe eilen, doch Kruzmak hielt ihn mit einem beruhigenden Kopfschütteln zurück. Brakbar löste seinen Griff vom Hals des Trolls und trat ihm stattdessen mit dem Fuß auf die Kehle, um ihn am Boden zu halten. Halb aufgerichtet sah er, wie der andere Troll ihn von hinten attackierte.
    Mit einem gewaltigen Sprung hechtete er auf Brakbars Rücken und schlug seine Krallen in das Fleisch Ogers. Dann schnappten seine Kiefer nach dessen Kehle. Brakbar packte den Troll fest am Unterkiefer, wobei zwei seiner Finger tief im Schlund des Trolls verschwanden. Er zog ihn über die Schulter nach vorn, wobei