Die Oger - [Roman]
hierher zu bringen? Wir wissen nichts von einem neuen Befehl.«
Kruzmak legte ein breites Grinsen auf. »Du fragen Brakbar, der wissen.«
»Wer soll dieser Brakbar sein, und wo ist er?«, fragte der Troll, der anscheinend keine Lust mehr verspürte, ausgerechnet mit einem Oger Spielchen zu spielen.
Kruzmak machte einen Schritt zur Seite und gab den Blick auf seinen Kameraden frei, der eine gespannte Zwergenarmbrust auf den Troll richtete.
»Das Brakbar«, sagte er in dem Moment, als sich der Bolzen löste und dem Troll tief in die Brust fuhr. Aber anstatt tödlich getroffen zusammenzubrechen, taumelte der Troll nur zwei Schritte rückwärts und hob seine Axt. Brakbar und Kruzmak stürmten auf ihn zu, während ihre Kameraden aus dem Dunkel der Felsen über die anderen Wächter herfielen.
Kruzmak war zu schnell heran, als dass ihn die herabsausende Axt des Trolls hätte treffen können. Stattdessen krachte der sehnige Unterarm auf seine Schulter und Kruzmak spürte, wie die Wucht des Schlages den Griff der Waffe seines Gegners lockerte. Sofort drückte er den Arm des Trolls zur Seite und schlug mit dem Schwert gegen den Axtstiel. Beim Nachsetzen hieb er dem Gegner die Waffe aus der Hand. Brakbar kam seinem Gefährten zu Hilfe und stieß dem Troll das Heft seines Schwertes unter den untersten Rippenbogen.
Der Troll ging zu Boden und krümmte sich schwer verletzt im Sand. Er griff nach dem Signalhorn am Gürtel und umklammerte es wie ein Verdurstender einen Wasserschlauch. Bevor er es aber zum Mund führen konnte, trat Kruzmak ihm auf das Handgelenk, das gleich knackend brach. Brakbar stand über dem Troll und hieb ihm den Arm ab, kurz unterhalb des Schultergelenks. Mit einem tödlichen Stich beendete Kruzmak das Leben des Trolls.
Als er aufblickte, erkannte Kruzmak, dass seine Kameraden den Kampf dominierten. Die meisten Trolle waren durch die Übermacht der Oger bereits gefallen, und der letzte Überlebende schlug hoffnungslos unterlegen in Panik um sich, bis ihn ein Speer im Rücken zu Fall brachte.
Die Zwerge standen noch genau in Reih und Glied, wie sie vor die Höhle geführt worden waren, an ihren Plätzen. Nicht einer hatte in den Kampf eingegriffen.
Kruzmak befahl ihnen, sich mit den kleineren Waffen der Trolle auszurüsten. Er wusste, dass die Zwerge keine Feiglinge waren und im Kampf erbitterte Feinde sein konnten. Er wusste aber auch, wie eine Horde Oger im Kampf auf andere Wesen wirkte. Nicht einmal ein anderer Oger würde sich in den Kampf mit Brakbar und ihm einmischen. Sich in die Nähe einer solchen Urgewalt zu bringen, bedeutete, sein eigenes Leben allzu leichtfertig aufs Spiel zu setzen.
Der Eingang lag jetzt frei und unbewacht vor ihnen, nachdem sie die toten Trolle am Gebirgsrand zwischen große Felsen geschleift hatten.
Die Zwerge hatten Kruzmak erklärt, wie das Höhlensystem aufgebaut war. Eine Reihe von riesigen, wabenförmigen Kammern war mit kleinen Gängen verbunden. In der Mitte dieser Hallen stand immer eine pyramidenförmige Konstruktion aus Holz, welche die Decke stützte. Von diesen Ebenen gab es jeweils drei Stück, die mit Lastenaufzügen verbunden waren. Auf den oberen Ebenen hielt sich aber niemand mehr auf, seit sie fertiggestellt worden waren.
Wichtig war es, auf die Holzpyramiden Acht zu geben. An ihnen waren leere Fässer angebracht, die beim langsamen Fluten der Hallen Keile aus der Konstruktion ziehen würden und sie somit zum Einsturz brächten. Damit würde eine Kettenreaktion in Gang gesetzt, die den Berg in sich zusammenfallen lassen konnte und den Weg für die Wassermassen des Meeres freigäbe. Die enorme Energie des Wassers würde den Rest besorgen.
Es war geplant, den Berg auf drei Meilen Länge zum Einsturz zu bringen. Nach Aussagen der Zwerge befand sich das Gros an Trollen in der nördlichsten Kammer. Dort lagerten an die zweihundert von ihnen. Die restlichen hundert patrouillierten ständig in den Gangsystemen. Die Zwerge, die nicht zur Arbeit eingeteilt waren, wurden in einer Halle südlich des Eingangs gefangen gehalten. Insgesamt mussten vielleicht hundert Zwerge hier Dienst in den Stollen tun. Kruzmak hoffte nur, dass sie nicht zu erschöpft und ausgelaugt wären, um zu kämpfen, denn genau das müssten sie tun, um ihre Freiheit zu erlangen.
»Wir zuerst gehen holen Gefangene von Kleinem Volk«, erklärte Kruzmak den Zwergen, um sie zu motivieren.
Zum Beweis ihres Kampfwillens hoben die Zwerge die Waffen über die Köpfe, zumeist Schaufeln und
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