Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe

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abgelenkt werden, damit die restlichen Oger aus den Bergen hinter ihnen herabsteigen konnten, um sie unschädlich zu machen. Es war wichtig, dass keiner der Trolle flüchten konnte oder imstande war, Alarm zu schlagen. Jede Möglichkeit musste bedacht werden, und was noch mehr Zeit in Anspruch nahm: Jede Vorgehensweise musste besprochen werden. Nicht alle Oger waren in der Lage, den Taktiken von Kruzmak zu folgen. Immer wieder kamen Nachfragen und unsinnige Vorschläge, die die Lagebesprechung unnötig in die Länge zogen. Die Zwerge fingen an, untereinander zu tuscheln, und Kruzmak bemerkte ihre plötzliche Heiterkeit.
    »Warum lachen?«, fuhr er einen der Clanführer an.
    Der Zwerg versuchte, sein breites Grinsen zu unterdrücken. Kapitän Londor, der auch mit an der Besprechung teilnahm, stieß dem Zwerg in die Seite. »Was ist, hat dich der Mut verlassen kleiner Mann?«, spottete er.
    Mürrisch sah der Zwerg den Kapitän an und wandte sich dann Kruzmak zu. »Wir haben uns nur gefragt, ob ihr genauso gut kämpft wie jammert«, antwortete der Zwerg mit einem unbehaglichen Gesichtsausdruck.
    Von hinten packte ihn eine riesige Hand am Kragen und hob ihn über seine Zwergenkameraden hinweg. Brakbar fühlte sich dazu auserkoren, die Frage des Zwergs zu beantworten. Er drehte ihn so, dass er ihm genau ins Gesicht sehen konnte.
    »Nein, Oger nicht kämpfen gut. Wir lieber schreiben Gedicht mit Blut von Zwerge.« Brakbar zeigte sein breitestes Grinsen und ließ den Zwerg wieder zu Boden. Nach einem Moment der Verunsicherung verzog sich auch das Gesicht des Zwerges zu einem Lächeln. Schallendes Gelächter machte sich erst unter den Ogern breit und erfasste nach und nach auch die Clanführer der Zwerge. Es gab kein besseres Ende für die Besprechung einer Kriegsvorbereitung, als gemeinsam zu lachen.
    Zwei Stunden vor Sonnenaufgang trottete die Gruppe Oger mit ihren zwergischen Gefangenen durch den kalten roten Sand auf den Eingang der Höhle zu. Schon von Weitem hatten die Trolle sie ausmachen können. Der Lärm, den sie beim Marschieren machten, war nicht zu überhören. Lauthals wurden Kommandos zwischen den Ogern ausgetauscht, und immer wieder ertönten derbe Beschimpfungen, die an das Kleine Volk gerichtet waren.
    Die seltsame Truppe hielt im Lichtkegel der großen Fackeln vor einer Gruppe schwer gerüsteter und bewaffneter Trolle an. Zwei der mächtigen Kreaturen nahmen Fackeln aus den steinernen Halterungen im Fels und schritten auf die Neuankömmlinge zu. Ihre übermäßig langen Arme und der gebückte Gang erlaubte es den Trollen, sich beim Gehen mit den Händen aufzustützen. Die Axt in der einen Faust, die Fackel in der anderen, drückten sie ihre warzenübersäten Knöchel in den Sand.
    »Halt!«, brüllte ein Troll und brachte den Zug damit zum Stehen. »Was wollt ihr hier?«
    Kruzmak musste sich erst nach vorne durcharbeiten und stieß dabei einige Zwerge grob beiseite.
    »Ich Kruzmak«, stellte er sich vor. »Wir gebracht entlaufene Zwerge.«
    Als ob er Zweifel an der Richtigkeit dieser Meldung habe, nahm der Troll die Fackel und schwenkte sie über den Gefangenen hin und her.
    Ängstlich wichen die Zwerge zurück, da von der Pech getränkten Fackel immer wieder brennende Tropfen zu Boden fielen. Beruhigt wandte er sich wieder an Kruzmak.
    »Ja, ich erkenne einige von ihnen wieder. Das sind die Ausreißer. Ihr kommt aber zu spät, der Bau ist fertig. Geht zurück in die Berge und tötet sie dort. Wir brauchen sie nicht mehr.«
    Was würde Kruzmak dafür geben, jetzt so wortgewandt zu sein wie Mogda. Ihm musste etwas einfallen ... und zwar schnell.
    »Meister hat gesagt, doch brauchen.«
    »Wieso? Außer zur Arbeit taugen sie für nichts«, grollte der Troll. »Man kann sie noch nicht einmal essen. Das Fleisch ist so zäh wie meine Sandalen.«
    An der Felswand sah Kruzmak die schwingenden Schatten der Seile. Eins nach dem anderen erreichte lautlos den Boden, und an ihnen bewegten sich die Silhouetten seiner Mitstreiter.
    »Du meinen, wissen besser als Meister?«, antwortete Kruzmak in leicht gereiztem Ton. »Vielleicht du gehen zu ihm und fragen.«
    Der Troll stutzte.
    Aus den Augenwinkeln verfolgte Kruzmak den Abstieg seiner Kameraden weiter. Es mussten schon mindestens zwei Dutzend sein, die sich hinter den Trollen versammelt hatten und auf das Signal zum Angriff warteten.
    Ganz so einfach wollte der Troll jedoch nicht nachgeben.
    »Wann hat der Meister dir den Auftrag gegeben, die Zwerge einzusammeln und