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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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anscheinend nicht näher an unser Ziel.« Mogda bückte sich und kratzte mit den Nägeln auf dem Boden herum. Er knetete einen Brocken Lehm zwischen seinen Fingern und warf ihn dann achtlos weg.
    »Nicht Spuren hier. Boden zu weich«, sagte Rator, und ließ Mogda damit aus seinen Gedanken hochschrecken.
    Mogda stemmte sich hoch und zog das Runenschwert. Er stach mit der Spitze in den Boden und drückte die Klinge mit Hilfe seines Gewichtes bis zum Griffansatz in den Lehm und zog es wieder heraus.
    »Genau das ist es, was mich stört. Es gibt hier nichts. Keine Baumwurzeln, keine kleinen Steine und nirgends eine Spur. Im ganzen Tunnel ist nicht die geringste Unebenheit. Dieser ganze Ort hat etwas Unwirkliches ... etwas Magisches.«
    Da sie jedoch keine anderen Optionen hatten, folgten sie dem Gang in die Richtung, die sie vorher auch eingeschlagen hatten. Sie hatten ihre Geschwindigkeit stark verlangsamt, um ihre Kräfte zu schonen. Man konnte nie wissen, was am Ende des Ganges auf sie wartete, wenn er irgendwo endete.
    Cindiel fiel etwas zurück. Mogda bemerkte es erst, als sie schon fast aus seiner Sicht verschwunden war. Er vergewisserte sich, dass keiner von den Wanderern in der Nähe war, dann rief er nach ihr. Cindiel reagierte nicht, sondern hockte auf der Erde und kratzte mit den Fingern im Lehm, wie Mogda es zuvor getan hatte.
    Mogda machte kehrt und ging ihr entgegen, die beiden anderen folgten ihm. Er schaute zu ihr hinab und wartete ab, was ihre Untersuchungen wohl ergeben würden.
    »So viel Macht können sie nicht haben«, murmelte sie gedankenverloren.
    »Was meinst du?«, fragte Mogda vorsichtig nach, da er nicht wusste, ob sie ihn bemerkt hatte.
    »Der Zauber ist verboten, und viel zu mächtig, als dass jemand ihn unbemerkt wirken könnte.«
    Mogda stupste sie an der Schulter.
    »Wovon redest du, Prinzessin?«
    Cindiel sah ihn ungläubig an, fast so, als ob sie eben aus einem Traum erwacht wäre. »Das kann nicht sein.«
    »Bei den Göttern, wovon redest du?«
    Cindiel zog sich an seinem Arm hoch und sah nacheinander Mogda, Rator und König Wigold an, denen die Neugier ins Gesicht geschrieben stand.
    »Das Verlies und die Unwirklichkeit, über die du vorhin gesprochen hast - es gibt da so einen Zauber.«
    »Und?«, fragte Mogda drängend.
    »Der Zauber ist sehr mächtig. Er kann nur gewirkt werden, wenn sich mehrere Magiekundige zusammenschließen. Er nennt sich astraler Kerker. Der Spruch wurde vor sehr langer Zeit vom Rat der Magier verboten und alle existierenden Formeln wurden vernichtet.«
    Mogda sah Cindiel an und hob dabei eine Augenbraue, so als ob er auf die Antwort einer unausgesprochenen Frage wartete. Nach einer Weile drehte sich Mogda zu König Wigold um. »Alter Mann, kann es sein, dass der Hofmagier, den wir für einen Meister halten, im Rat der Magier sitzt?«
    Jetzt wurden die Zusammenhänge selbst König Wigold klar. »Ja, Edder Listante hat sogar den Vorsitz über den Rat.«
    Mogda atmete schwer aus, wie jemand, dem eine schlechte Nachricht überbracht worden war, vor der er sich lange gefürchtet hatte.
    »Erzähl uns alles, was du über diesen astralen Kerker weißt«, bat er Cindiel.
    »Da gibt es nicht viel«, sagte sie. »Ein kleiner Raum kann mittels Magie so verändert werden, dass er in die astrale Ebene wechselt. Innerhalb dieses Raumes kann man sich nur bewegen, wenn man den Auftrag dazu von den Erbauern bekommt. Ansonsten irrt man endlos in Gängen umher, die es gar nicht wirklich gibt, ohne jemals irgendwo anzukommen. Dadurch, dass sich das Gefängnis auf einer anderen Ebene befindet, wird auch die Zeit verzerrt. Einen Tag außerhalb des Kerkers ist eine Woche in ihm.
    Nur die schlimmsten Verbrecher wurden früher dorthin verbannt, aber viele von ihnen tauchten nie wieder auf, obwohl ihre Strafe abgegolten war. Das Gefängnis war sicher, zu sicher. Es gab kein Entkommen daraus, auch für Begnadigte nicht. Und weil die Strafe so unmenschlich war, haben sie es verboten.«
    König Wigold lehnte sich an die Wand und sackte in sich zusammen, Rator ließ seine Waffe fallen und Mogda sagte: »Das kann nicht sein.«
    Stumm teilte Mogda ihre letzten Reserven Dörrfleisch aus und reichte einen Schlauch mit Wasser herum.
    Schweigend saßen sie sich gegenüber und grübelten über ihre Situation nach. Die Aussicht, hier in diesem magischen Verlies für alle Ewigkeit gefangen zu sein, oder, was wahrscheinlicher erschien, in den nächsten Tagen zu verdursten, schlug allen nicht

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