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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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bohrte sich zwei Fuß tief in die dahinter liegende Wand. Mit einem entsetzlichen Kreischen beendete die Kreatur ihre Gegenwehr und hing nun leblos an die Wand genagelt. Die grauenvollen Missbildungen in seinem Gesicht schwanden, und nach wenigen Momenten hatte die Kreatur nichts Dämonisches mehr an sich. Übrig blieb der geschundene Körper eines jungen Mannes.
    Mogda wurde unruhig. Er verstand nicht, wo die anderen blieben. Als er durch das Tor geschwommen war, hatte er Rator direkt hinter sich gespürt. Irgendetwas musste passiert sein. Etwas, bei dem sie vielleicht seine Hilfe benötigten. Unsicher schaute er in den Teich. Nichts war zu erkennen, nicht einmal die kleinste Bewegung auf der Oberfläche.
    Eine ganze Weile verging, und Mogda malte sich allerhand Szenarien aus, die das Verschwinden seiner Kameraden erklären konnten. Leider fand er nur wenige, die ihn beruhigten. Leise Schritte ließen ihn aus seinen Gedanken hochschrecken. Schritte, die so gar nicht zu der Kreatur passten, die er getötet hatte. Dies waren lange schnelle Schritte. Sofort fiel sein Blick auf den toten Mann. Mit einem Griff hatte Mogda den Leichnam hochgehoben und ließ ihn langsam in den Teich gleiten. Mit einem Klatschen verschwand der Körper in der Tiefe. Hinter ihm wurden die Schritte lauter und endeten abrupt.
    »Was hast du hier zu suchen?«, fuhr ihn eine krächzende Stimme an.
    Mogda versuchte, ruhig zu bleiben und drehte sich langsam um. Vor ihm stand einer der Meister. Seine Haut war nicht schwarz glänzend, sondern hatte einen matt gräulichen Ton angenommen. Einer Gesichtshälfte fehlte das Auge, sowie zwei Nesselstränge und ein Stück vom Mund. Die offenen Stellen waren komplett zugewachsen.
    »Meister geschickt aus Turmstein«, antwortete Mogda, der unbedingt einen dümmlichen Eindruck erwecken wollte. Es fiel ihm keinesfalls leicht, seine alten Sprachgewohnheiten wieder anzunehmen. »Meister hat gegeben Zaubertränke für Euch.«
    Der Nesselschrecken wirkte überrascht, aber keineswegs misstrauisch. Mit einer Handbewegung deutete er an, dass der Oger ihm die Sachen übergeben solle. Mogda machte zwei Schritte auf seine Tasche zu, in der er die Phiolen aus Turmstein verstaut hatte. Als er sich umdrehte, stand der Meister direkt vor ihm.
    »Was soll das?«, fragte der Meister, der den Inhalt der Tasche selbst durchwühlte. »Seit dreihundert Jahren bewache ich die Brut, und noch nie hat sich jemand dafür interessiert, was ich hier mache oder mir gar seine Hilfe angeboten.«
    Mit dem gebührenden Respekt musterte Mogda sein Gegenüber. Der Meister schien alt zu sein, wesentlich älter als die Nesselschrecken, die Mogda bislang kennen gelernt hatte. Seine Verletzungen hatten ihn schwer gezeichnet, aber in dem verbliebenen Auge konnte Mogda noch immer die Kraft und den Hass auf alle anderen Kreaturen erkennen. Das hohe Alter beeinträchtigte jedenfalls in keiner Weise die Arroganz des Meisters.
    »Was soll ich mit dem Zeug?«, fragte der Meister ärgerlich.
    Mogda wandte den Blick ab, und versuchte nachzudenken, als er einen Haarschopf durch die Oberfläche des Teiches brechen sah. Ganz langsam entstieg der Kopf Rators dem Wasser.
    »Meister gesagt, Zauber für Schutz«, begann Mogda auf den Nesselschrecken einzureden. »Meister macht Sorge, Ihr nicht sicher hier. Hüttenbauer wissen Versteck von hier.«
    »Halt, halt, halt«, unterbrach ihn der Meister. Inzwischen ragte Rator in voller Größe hinter ihm auf.
    »Woher sollten die Menschen von den Toren wissen, und wie sollte es ihnen gelingen, sie zu benutzen?«
    »Wir haben es ihnen gezeigt, und sogar ihren König mitgebracht«, sagte Mogda klar und deutlich. Er blickte dem Meister fest in die Augen.
    Der einäugige Blick des Meisters zeigte erst Überraschung und nur einen Moment später Entsetzen. Dann verlor er seinen Glanz und wurde trüb. Mogda sah die Spitze eines Dolches, die von vorn aus der Brust des Meisters ragte. Grünliches Blut rann an ihr herab.
    Rator presse seinen Kopf gegen den des Meisters und flüsterte ihm zu: »So viel Macht, so viel Zauber, doch Stahl töten euch doch.«
    Dann drehte er den Kopf des Meisters herum und brach ihm das Genick.
    »Bei Tabal, wo wart ihr so lange?«, rief Mogda, der eilig seine Tasche wieder an sich nahm.
    Verwundert sah Rator ihn an. »Waren hinter dir.«
    »Seit Stunden warte ich hier auf euch.«
    In Rators Augen sah Mogda, dass er nicht wusste, wovon er redete.
    »Wo ist der König? Wo ist Cindiel?«
    Rators Augen

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