Die Oger - [Roman]
Ehre.
Rolgist und Tastmar bahnten sich ihren Weg durch die Orks. Sie wirkten vergleichsweise ausgeruht. Mogda stieß Rator an und zeigte auf die beiden.
Schnell waren sie heran und erklommen die sandige Böschung.
»Was ist los mit euch?«, grollte Mogda. »Ihr könnt doch niemals schon alle informiert haben.«
Rolgist und Tastmar sahen sich erstaunt an.
»Du nicht gesagt, wir Oger formieren. Du gesagt wir reden.«
»Informieren! Ihr solltet alle informieren. Das ist dasselbe, wie mit ihnen reden.«
Die beiden Oger schüttelten verständnislos die Köpfe. »Warum nicht sagen? Immer sprechen anders.«
Niedergeschlagen dachte Mogda, dass er zwar alle möglichen Sprachen sprach, ihn die Oger aus seinem Volk aber trotzdem nicht verstanden. »Sagt einfach, wie es gelaufen ist.«
»Oger schon wussten, was wir sagen.«
»Sie wussten es schon?«, wiederholte Mogda. »Woher?«
Rolgist schien von Mogda zu eingeschüchtert zu sein, um zu antworten, aber Tastmar fasste sich ein Herz. »Oger hat gesagt. Kam aus Westen, von Bergen. Kam vor vier Tagen mit vielen anderen. Hat gesagt, er Freund von Rator.«
»Wie Name?«, unterbrach Rator ihn.
»Kruzmak Name.«
Erleichtert schlug Rator Mogda auf die Schulter.
»Hab gesagt, Kruzmak wird schaffen«, lachte er.
Mogda gab den beiden Anweisung, nach Kruzmak zu suchen und ihn zu ihm zu bringen. Verständnislos schüttelten Tastmar und Rolgist die Köpfe und machten sich wieder auf den Weg.
Rator war sichtlich bester Laune. Er suchte sich einen Platz und setzte sich in aller Ruhe hin, um einige Speisen aus seinem Proviantsack zu vertilgen. Der sonst so pflichtbewusste Oger leerte einen Ziegenschlauch voll Wein in einem einzigen Zug. Dann lehnte er sich zufrieden zurück und rülpste genüsslich. Mogda wollte seine Hochstimmung nicht mit voreiligen Bedenken zerstören und ließ ihn deshalb in Ruhe. Stattdessen begann er damit, sich die einzelnen Stellungen der Truppen einzuprägen. Sobald sie sich gegen ihre jetzigen Verbündeten stellten, wäre es sicherlich von Vorteil zu wissen, mit wem sie es zu tun bekämen. Nur eine Kleinigkeit beunruhigte ihn. Genauer gesagt, war die Kleinigkeit über drei Schritt groß: Egal, wo Mogda hinsah, nirgends konnte er einen Troll entdecken, nicht einen einzigen. Er hatte Hochachtung vor dem, was Kruzmak geleistet hatte, doch dass es ihm gelungen sein sollte, sämtliche Trolle auszurotten, hielt Mogda für unwahrscheinlich. Etwas stimmte nicht. Etwas, dessen Erklärung er ungern erst ergründen wollte, wenn sie sich ihren Feinden gegenübersahen.
Mogda wusste nicht, wie lange er in Gedanken versunken war, aber die überschwängliche Begrüßung zwischen Rator und Kruzmak brachte ihn augenblicklich ins Hier und Jetzt zurück. Die beiden klopften sich mit einer Innigkeit gegenseitig auf Rücken und Schultern, dass Mogda nur hoffte, dieses Prozedere nicht am eigenen Leib erleben zu müssen.
Die Begrüßung dauerte länger - so vermutete Mogda - als jemals einer von den beiden für einen Zweikampf benötigt hatte. Nachdem Kruzmak auch ihn gebührlich begrüßt hatte, setzten sie sich zusammen und tauschten ihre Erlebnisse miteinander aus. Kruzmak erzählte von den Ereignissen in den Bergen; wie sie die Zwerge getroffen hatten und die anderen Oger von ihrer Sache überzeugen konnten. Ausführlich schilderte er den Kampf mit den Trollen und den Tod Brakbars, der sich geopfert hatte. Mit finsterer Miene lauschte Rator, und Mogda sah ihm an, dass er den Tod eines Kameraden nicht leichtnahm.
Dann erzählte Mogda, was ihnen alles widerfahren war, und wie sie den Meistern einen herben Schlag versetzt hatten. Bis spät in die Nacht hockten die drei Oger beisammen und tauschten ihre Erfahrungen aus, schmiedeten Angriffspläne und sorgen nebenbei für ihr körperliches Wohlergehen. Kurz vor Morgengrauen machte sich Kruzmak wieder auf den Weg zu seinen Kameraden, um ihnen zu berichten und die Vorbereitungen in Gang zu bringen.
Mogda hätte gern noch geschlafen, doch seine Gedanken waren so aufgewühlt, dass er keine Ruhe fand. So saß er neben Rator und beobachtete, wie die rote Scheibe der Sonne am Horizont emporkletterte. Ein tiefer Schatten verdunkelte kurz den Himmel, und Mogda spürte einen kalten Lufthauch. Erschrocken blickte er auf und sah einen Lindwurm über sich hinweggleiten. Der Reiter auf dem Rücken war nur als Umriss zu erkennen, doch wusste er, wer diese Tiere befehligte. Mit einem unguten Gefühl sah er, wie die Flugechse auf das
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