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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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verlieren.
    »Warte, warum hast du es so eilig?«, rief er ihm nach.
    Rator hielt an und drehte sich um. »Nicht wissen, wie lange dauert bis Krieg beginnt. Viel tun bis dahin.«
    Mogda trat dichter zu ihm. So wenige Ohren wie möglich sollten ihre Unterhaltung mitanhören. »Was wolltest du von dem Ork?«
    Rator rang sich ein Lächeln ab. »Er bringen Katapulte und Ogerbrüder in unser Lager. Machen auf Anweisung Meister. Ich nur überbringen Befehl.«
    Mogda erstaunte es, dass Rator sich solch eine Hinterlist hatte einfallen lassen. Bis jetzt hatte er ihn eher als Mann fürs Grobe angesehen.
    Grübelnd lief er weiter hinter ihm her. Sie folgten einem Weg kreuz und quer durch das Lager. Immer wieder hielten sie an, und Rator tuschelte mit Ogern, die ihn kannten. Dann hielten sie auf das Plateau zu, auf das Rator bei dem Gespräch mit dem Orkoffizier gedeutet hatte.
    Mogda konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, als er sah, wie eine ganze Rotte Orks versuchte, ein Katapult die kleine Anhöhe hinaufzuschieben. Rolgist und Tastmar hatten das ihre schon hinaufgeschafft und beobachteten das peinliche Versagen der Orks mit wachsender Begeisterung. Rator wollte die Orks so schnell wie möglich wieder loswerden und entschloss sich dazu, ihnen zu helfen.
    Mit vollem Körpereinsatz stemmte er sich gegen das Holz und bewegte den Koloss die Anhöhe hinauf. Die Orks waren von der fremden Hilfe so überrascht, dass sie gänzlich vergaßen, mit anzupacken. Ganz allein drückte Rator das Katapult an seinen Platz. Die Verstrebungen knarrten bedrohlich, als Rator oberhalb der Plattform in die Balken griff, um die Position des Katapults zu korrigieren.
    Schnell machten sich die orkischen Helfer aus dem Staub, um nicht länger dem Spott der anderen ausgesetzt zu sein. Mogda eilte zu Tastmar und Rolgist, um sie von ihren Ketten zu befreien. Die geschmiedeten Eisen hatten für die Oger eher symbolischen Charakter, als dass sie sie wirklich gefangen hielten. Dennoch wagten die beiden es nicht, die Ketten selbst zu lösen. Erst als Mogda einen von ihnen befreite, riss auch der andere sich die Schellen von den Handgelenken.
    »Hört mir zu«, sagte Mogda. »Ich weiß, dass ihr müde und verletzt seid, aber wir haben keine Zeit zu verlieren. Ihr wisst, was ihr den anderen erzählen sollt. Also geht los und sagt es jedem aus unserem Volk, aber passt auf, dass ihr nicht von Fremden belauscht werdet.«
    Rolgist und Tastmar hatten verstanden. Sie wussten, was auf dem Spiel stand, und begriffen, dass auch ihr Leben davon abhing. Das Einzige, worüber Mogda sie nicht informierte, war das Zeichen, auf das sie und die anderen warten sollten, bevor sie zuschlugen. Mogda hatte ihnen mit Absicht nichts davon erzählt. Er befürchtete, sie würden es noch nicht verstehen, oder das Wissen darum würde ihnen Angst einjagen. Auf jeden Fall, würden sie es erkennen, wenn sie es sähen.
    Die beiden Oger verschwanden zwischen den Lagerfeuern, und Mogda blickte ihnen nach, bis er sie aus den Augen verlor.
    »Was nun?«, fragte Rator, der neben ihm auftauchte.
    »Nichts mehr. Wir gehen schlafen und sehen, was morgen passiert.«
    »Vielleicht wir auch gehen durch Lager«, schlug Rator vor.
    »Nein«, widersprach Mogda. »Wir sollten uns im Hintergrund halten. Es gibt zu viele, die uns wiedererkennen könnten. Wir bleiben hier.«
    Dann richteten sie ihre Nachtlager ein und legten sich zur Ruhe.
    Am nächsten Tag erwachte Mogda kurz nach Sonnenaufgang. Sein Blick fiel auf Rators leeren Schlafplatz. Der mächtige Kampfoger stand am Rande des kleinen Plateaus und blickte über die Massen an Kriegern, die sich vor dem Drachenhorst versammelt hatten. Mogda stand auf und trat neben ihn.
    Neben einer Reihe von Ogern, die in ihrer Nähe lagerten, war die Ebene mit Orkkriegern übersät. Zigtausende warteten hier auf das Zeichen zum Angriff. Sie hatten sich in Gruppen zu zwei bis drei Dutzend zusammengerottet, und ihre provisorischen Zelte aufgeschlagen. Überall brannten und schwelten noch Feuer, Waffen wurden geschliffen und Rüstungen gefettet. Zwischen all diesen Kriegern konnte Mogda kleine, zierlich wirkende Zweibeiner mit grünbrauner Haut erkennen, die flink umherhuschten: Goblins.
    Sie waren ein unberechenbares und angriffslustiges Völkchen, und ebenso feige und hinterhältig. Die Aufgabe von Goblins im Krieg war es, hinter den Kämpfern herzulaufen und alle Feinde abzustechen, die nur verwundet am Boden lagen. In Mogdas Augen waren sie Aaskriecher ohne

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