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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Gebirge im Westen zuhielt und langsam an Höhe gewann, bis sie nicht mehr zu erkennen war.
    »Was jetzt sollen tun?«, fragte Rator, dem Lindwurm und Reiter natürlich nicht entgangen waren. »Nichts«, sagte Mogda. Nach einem Augenblick fügte er hinzu: »Wenn er wiederkommt, hat das Kleine Volk versagt.« »Und?«
    Mogda blickte Rator in die Augen. »Dann würde ich mir einen etwas höher gelegenen Platz suchen, oder schnell schwimmen lernen.«

50
Die Schlacht
 
    Zwei weitere Tage verstrichen, aber der Lindwurm und sein Reiter blieben verschwunden.
    Mogda schien der Einzige, der in dieser Nacht nicht schlief. Er saß an dem fast erloschenen Lagerfeuer und kaute lustlos an einem Stück Dörrfleisch herum. Die Anspannung ließ ihm keine Ruhe.
    Immer wieder dachte er darüber nach, ob es das Richtige war, was sie taten - sich gegen die Meister zu stellen und ihrer Knechtschaft ein Ende zu machen. Vielleicht war es den meisten seines Volkes egal, ob sie für die falsche Sache eintraten, Hauptsache sie blieben am Leben. Dieser Krieg würde viele Leben fordern. Was, wenn sie nicht bereit dazu waren, ihr Leben gegen eine ungewisse Freiheit einzutauschen?
    Ohne das magische Amulett, das ihm die Intelligenz verlieh, würde er jetzt auch in Ruhe schlafen können, voller Vorfreude darauf, sich demnächst in einer großen Schlacht beweisen zu können. Verunsichert hielt er den blauen Anhänger zwischen den Fingern. Mit einem kleinen Ruck könnte er die ganze Last von sich nehmen und morgen früh wieder ein einfacher Oger sein. Ein Oger, der sich um nichts scherte, außer um Nahrung und einen Schlafplatz.
    »Das wird dir nichts nutzen«, sagte eine Stimme aus dem Dunkel hinter Mogda.
    Erschrocken drehte er sich um und griff zu seinem Runenschwert. Irgendetwas Vertrautes lag in der Stimme, doch Mogda konnte es nicht zuordnen.
    »Zeig dich! Nur Feiglinge schleichen sich von hinten an«, knurrte Mogda in die Richtung, in der er den unsichtbaren Besucher vermutete.
    »Das ist gut!«, grollte es. Nur diesmal schien die Stimme aus verschiedenen Richtungen zu kommen. »Behalte deinen Zorn aufrecht, bis der Krieg losbricht, und bewahre solange auch deine Zweifel. Genau das macht aus dir einen großen Krieger. Eine entfesselte Urgewalt, die Verstand besitzt. Etwas mehr, als ich bin.«
    Wie aus dem Nichts trat Gantruost hervor. Seinen Oberkörper hatte er in ein grobes Kettenhemd gezwängt, und auf Schultern und Ellenbogen hatte er metallische Dornen mit Lederbändern befestigt. An den Beinen trug er Plattenschienen, die ihn von den Knien abwärts schützten. Auf seinem Kopf saß ein einfacher Helm mit Nasenschutz. In seiner Linken hielt er ein breites Runenschwert, das dem von Mogda ähnelte.
    »Wie seid ihr ... äh bist du hierher gekommen?«, stammelte Mogda, der die Augen nicht von Truganost, dem zweiten Kopf, abwenden konnte. Truganosts Haupt war leicht nach vorne gebeugt. Sein Mund stand halb auf und offenbarte eine Reihe scharfer Reißzähne. Die Augen waren geschlossen.
    »Schläft er noch?«, fragte Mogda unsicher.
    »Natürlich«, antwortete Gantruost. »Wenn er wach ist, schleichen wir uns nicht mehr von hinten an wie Feiglinge, wie du es auszudrücken beliebtest.«
    »Dann ist es also so weit?«
    Gantruost nickte stumm.
    Mogda blickte in Richtung Süden, um festzustellen, ob man das Heer der Menschen schon sehen konnte.
    »Wann werden sie zum Angriff blasen?«, fragte er
    »Gar nicht. Dies ist unser Krieg. Truganost und ich werden ihn beginnen, und wir werden ihn beenden. Die anderen werden nur entscheiden, wie er ausgeht.«
    Allein das Aussehen des Ettins verunsicherte Mogda, aber das, was er von sich gab, verwirrte ihn vollends. Gantruost tat beinahe so, als ob er dies alles geplant habe, und die Meister, die Oger, Menschen und Orks seien nur seine Marionetten. Doch einem Teil seines Selbst tat es gut, die Worte zu hören. Er fühlte sich durch sie nicht mehr allein verantwortlich für alles, was passieren würde.
    »Sind die anderen deines Volkes auch hier?«, fragte Mogda, die Antwort schon vorausahnend.
    »Es ist unser Volk«, berichtigte Gantruost ihn. »Ja, sie warten auf das Zeichen zum Angriff.«
    Mogda konnte nicht fassen, dass Gantruost so ruhig war. Seit Jahren saßen die Ettins nun schon auf dieser kleinen, kargen Insel fest und warteten auf die Möglichkeit, etwas zu verändern. Nun, wo es endlich so weit war, saß der Ettin nur da und stocherte mit einem Stock im Feuer herum, als ob heute ein ganz

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