Die Oger - [Roman]
zusammen den Abhang hinunter. Im Fallen presste der Oger Barrasch die letzte Luft aus dem Körper und ließ seine Rippen zerbersten.
15
Die Flucht
Angeführt von Kruzmak bahnten sich die Oger ihren Weg durch die Tunnelsysteme des Berges nach oben. Die Orks, die ihnen entgegenkamen, drückten sich gegen die Felswände oder änderten spontan die Richtung, als ob sie etwas Wichtiges vergessen hätten. Bei den Kriegsogern konnte man nie wissen. Sie waren bei der Auswahl ihrer zukünftigen Opfer nicht besonders wählerisch. Der Tod eines einfachen Orks würde für sie ohne Folgen bleiben. Ihre Kampfeskraft war im Krieg einfach zu wertvoll, um sie durch die Bestrafung einer Lappalie aufs Spiel zu setzen. Außerdem waren sie direkt den Meistern unterstellt und deshalb nur ihnen Rechenschaft schuldig.
Ihre Jagdtrophäen trugen sie für jeden gut sichtbar am Körper. Brakbar hielt ein kleines Mädchen an den Fußknöcheln. Ihr blutverschmiertes, langes blondes Haar schleifte über den Boden. Die beiden Oger hinter ihm trugen den Körper eines weiteren Ogers, der wie ein erlegtes Wild mit Armen und Beinen, an einen Pfahl gebunden war. Sein Oberkörper und sein Hals waren ebenfalls blutüberströmt.
Kurz bevor sie ihren Lagerplatz erreichten, schnappte sich Kruzmak einen der Orks, indem er ihn einfach am Hals packte. Der Ork, der eine Patrouille anführte, erstarrte vor Angst.
»Du weißt Ursadan?«, hauchte er ihm ins Gesicht.
Der Ork versuchte unter dem Würgegriff zu nicken.
»Du kannst melden, die Flüchtigen beide tot. Du verstanden?«
Kruzmak entließ ihn aus seinem Griff. Der Ork brauchte einen Moment, um sich wieder zu fangen. Er atmete tief ein und aus und massierte sich dann den Hals.
Um vor den anderen sein Gesicht nicht völlig zu verlieren, kehrte er ein wenig militärisches Gehabe hervor. Er baute sich vor Kruzmak auf und legte seine Hand auf den Schwertgriff.
»Na, dann lass mal sehen, was ihr da habt.«
Er ging auf Brakbar zu und warf ihm einen anerkennenden Blick zu.
»Das habt ihr gut gemacht. Sind beide tot?«
Er zog urplötzlich einen Dolch aus seinem Gürtel und wollte ihn in die Seite des kleinen Mädchens rammen, um sich zu vergewissern.
Brakbar war schneller. Er drehte sich beiseite, sodass der Stich seinen Oberschenkel traf. Mit der freien Hand versetzte er dem Ork einen Fausthieb gegen die Brust, sodass dieser einige Schritt zurückgestoßen wurde und auf seinem Hintern landete.
Der Dolch steckte noch immer in Brakbars Bein. Sofort stand Kruzmak über dem Ork und hob ihn an der Rüstung hoch.
»Was das soll?«, schnauzte er ihn an.
»Ich wollte nur sehen, ob sie wirklich tot sind«, wimmerte der Ork.
»Du so tun, wie getötet selbst und dann bei Ursadan Belohnung holen.«
»Nein, nein, das ist nicht wahr. Lass mich runter. Ich werde Ursadan erzählen, dass ihr beide Gefangenen getötet habt.«
»Gut, dann beeilen«, sagte Kruzmak, während er ihn wieder zu Boden gleiten ließ.
Der Ork wandte sich seinen Leuten zu und übergab das Kommando einem anderen. Mit einigen nervösen Blicken auf die Oger machte er sich auf den Weg, Meldung zu machen.
Kruzmak, Brakbar und die anderen sieben begaben sich mit ihrer Beute in ihr Lager.
»Ihr beiden Wache«, wies Kruzmak zwei Oger an, die sich am Eingang postierten. »Wenn kommen jemand, wegschicken. Wenn nicht gehen, töten.«
Brakbar legte das kleine Mädchen behutsam auf den steinigen Boden.
Er beugte sich über sie und flüsterte: »Sind in Sicherheit.«
Cindiel öffnete die Augen. Ihr war ein wenig schwindelig davon, kopfüber getragen zu werden und der Geruch des frischen Blutes in ihrem Haar verursachte ihr leichte Übelkeit. Mogda hatte den Transport besser überstanden. Er rieb sich die Hand- und Fußgelenke, setzte sich dann aber sogleich auf einen nahen Felsen und begann, das Blut von seinem Oberkörper abzuwischen. Cindiel taumelte und musste sich an Brakbars Knie festhalten, um nicht zu stürzen.
»Geht gleich wieder«, sagte sie zu ihm, als er sie unterstützend am Arm packte. »Wo ist Rator?«
Brakbar deutete auf einen Haufen von Felsen, die weggeräumt worden waren, als die Oger ihr Lager errichteten.
Cindiel stutzte. Sie verstand nicht ganz. Im ersten Moment sah sie nur einen Steinhaufen, auf dem sich Mogda niedergelassen hatte. Dann erst erkannte sie ihn. Rator saß direkt neben Mogda und verschmolz beinahe mit den Felsen. Seine Adern hatten sich blauschwarz verfärbt, und seine Haut wirkte fahl. Zusammen mit der
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