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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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haben vermutlich rechtzeitig das Weite gesucht.«
    »Und hoffentlich auch gefunden«, gab der Späher zurück.
    Barrasch ging zurück zur Feuerstelle. »Wir schlagen hier ein Lager auf und lassen die Pferde und den Wagen zurück. Die Zwillinge halten hier Wache, und die Späher begleiten uns auf der Jagd. Ihr werdet nach Spuren im Umkreis von hundert Schritt um uns herum suchen. Hundert Schritt und keiner mehr. Ist das klar?«
    Allgemeines Gemurmel brach los.
    »Ruhe! Wir veranstalten keinen Wettkampf. Ein Oger ist kein Wildschwein. Einer von euch allein hätte nicht die geringste Chance gegen ihn. Also bleiben wir zusammen. Packt jetzt eure Ausrüstung zusammen. Nehmt nur Sachen mit, die ihr zur Jagd benötigt. Der Rest bleibt im Lager. Wir werden zum Einbruch der Nacht wieder hierher zurückkehren. Hat noch jemand Fragen?«
    Einer der Zwillinge meldete sich. »Warum müssen wir immer im Lager bleiben, wenn mal was los ist?«
    »Hauk, wann hast du das letzte Mal in den Spiegel geschaut?«
    »Vor knapp einer Woche, Hauptmann.«
    »Und, hast du dich gefürchtet?«
    »Nein, Herr Hauptmann.«
    »Siehst du, die Pferde fürchten sich auch nicht, sie haben sich an eure Gesichter gewöhnt. So ein Oger könnte aber vor lauter Panik in die Tiefe stürzen.«
    »Aber ich finde, ich sehe besser aus als Berlok.«
    »Ihr seht beide gleich aus. Als die Hebamme euch geholt hat, wollte sie euch zuerst Tod und Verderben taufen. Aber eure Mutter war dagegen.«
    Lautes Gelächter brach los. Selbst Hauk und Berlok lachten mit. Die Zwillinge waren nicht unbedingt hässlich, aber sie legten nicht besonders viel Wert auf Hygiene. Ihre Kleidung war schmutzig, sie rochen streng und hatten langes, ungepflegtes Haar. Aber abgesehen davon waren sie erstklassige Schwertkämpfer, wenn sie ihr Temperament im Griff hatten.
    Barrasch hob die Arme. »So Leute, genug jetzt. Beruhigt euch wieder. In einer halben Stunde geht es los.«
    Alle machten sich augenblicklich daran, ihre Ausrüstung zusammenzusuchen und anzulegen. Die Soldaten respektierten und mochten ihren Hauptmann. In ihren Augen war er ein Mann, der von keinem etwas verlangte, das er nicht auch selbst tun würde.
    Wenig später kamen wieder alle zusammen. Barrasch blickte in die Runde.
    »Hört mir gut zu. Wir werden versuchen, den Oger gefangen zu nehmen. Das bedeutet aber nicht, dass ihr euch fertigmachen lasst, ohne euch zu wehren. Wenn ihr arg in Bedrängnis geratet, kämpft um euer Leben. Er wird sicherlich kein Pardon kennen und jede Gelegenheit nutzen, euch zu töten. Wenn es möglich ist, schlagt auf seine Beine. So versuchen wir, ihn gefangen zu nehmen.«
    Barrasch sah jedem einzelnen seiner Leute ins Gesicht, um ihre Entschlossenheit zu prüfen.
    »Dann los.«
    Der Aufstieg ging nur langsam voran. Immer wieder mussten sie Halt machen, um die Kletterausrüstung an die Nachfolgenden weiterzugeben. Sie hatten nur eine begrenzte Anzahl von Seilen und Gurten, die sie dazu zwangen, untereinander zu tauschen. Nach zwei Stunden hatten sie die Stelle erreicht, wo nach Barraschs Aussage der Oger seinen Beobachtungsposten vor einigen Tagen eingenommen hatte. Auf einem Felsen fand einer der Späher eine Anzahl von waagerechten und senkrechten Strichen. Nicht weit davon entfernt hatte jemand Essensreste und einen leeren Wasserschlauch wenig sorgfältig verscharrt.
    Barrasch sah sich die Fundstücke an.
    »Hier hat er gewartet. Und wie es aussieht, hat er lange gewartet. In welche Richtung ist er verschwunden?« Er sah den Späher fragend an.
    Der Mann wischte einige lose Steine im Geröll beiseite und pustete danach den Staub weg. Dieses Ritual wiederholte er noch einige Male. Dann sah er schräg nach oben ins Gebirge. Er kniff die Augen zusammen und fixierte einen Punkt rund tausend Schritt entfernt. Barrasch reichte ihm wortlos den Vergrößerungsstein. Der Späher wusste, wie er ihn zu halten hatte.
    »Tausend Schritt in dieser Richtung befindet sich eine Höhle im Fels, Herr Hauptmann. In die Richtung ist er gegangen.«
    Der Späher gab Barrasch den Stein zurück, woraufhin er den Höhleneingang selbst in Augenschein nahm.
    »Wenn er dort seine Höhle hatte, warum hat er uns nicht von dort aus beobachtet, ohne sich zu verraten?«
    »Vielleicht wollte er gesehen werden«, vermutete der Späher.
    »Wie auch immer. Bis zur Höhle dringen wir noch vor. Wenn wir dort nichts finden, kehren wir ins Lager zurück.«
    »Und wenn wir ihn finden?«, hakte der Späher nach.
    »Wenn er in der Höhle

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