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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Rüstung, der Körperbemalung und der starren Haltung war er vom Gestein kaum mehr zu unterscheiden.
    »Um der Götter willen, was ist mit ihm passiert?« Cindiel taumelte, noch immer etwas benommen, auf ihn zu. Dem Anschein nach hatte Mogda den Kriegsoger noch gar nicht wahrgenommen und fühlte sich deshalb angesprochen.
    »Nein, nein, Prinzessin. Keine Angst, das ist doch nicht mein Blut. Mir geht's gut«, rief er ihr mit einer beruhigenden Handbewegung zu. Dann bemerkte er seinen Irrtum. Er blickte zur Seite. Dann sprang er angewidert auf, wie jemand, der ohne es zu merken einen Aussätzigen berührt hatte.
    »Ich hoffe, das ist nicht ansteckend«, stotterte er, während sich Cindiel vor Rator auf den Boden kniete.
    »Das Tabals Fluch, für Verluste am Pass«, drang Kruzmaks Stimme zu ihnen.
    Cindiel untersuchte Rator. Egal, was mit ihm geschehen war, er lebte. Aber seine Atmung ging nur sehr schwach, genauso wie sein Puls. Seine Lebenszeichen erinnerten sie eher an ein Tier im Winterschlaf oder einen Bewusstlosen. Nur die Verfärbungen und die verkrampfte Haltung irritierten sie.
    Und da war noch etwas, was nicht zu einem Fluch oder einer Krankheit passte. Aus seinem Oberschenkel ragte der Griff eines verzierten Dolches. Die Klinge saß bis zum Heft im Fleisch, doch kein einziger Tropfen Blut drang aus der Wunde.
    »Mogda, komm her, du musst mir helfen«, sagte sie.
    Mogda wurde von Zweifeln geplagt. Die Unschlüssigkeit stand ihm auf die Stirn geschrieben. Entweder es war wirklich Tabals Fluch oder aber eine Krankheit. In beiden Fällen wäre es ihm lieber, Rator nicht zu nahe zu kommen. Wer würde sich schon gegen den Willen eines Gottes stellen oder sich freiwillig mit einer derart grauenvollen Krankheit anstecken? Er auf jeden Fall nicht.
    »Mogda, was ist los?«, rief Cindiel energisch. »Komm schon!«
    »Kann ich nicht lieber Wasser oder feuchte Tücher bringen?«, fragte er.
    »Das ist doch keine Geburt. Wir müssen ihn flach hinlegen. Sein Körper muss sich entspannen.«
    »Na gut, aber nur hinlegen«, stimmte Mogda besorgt zu.
    Mogda hatte seine Mühe, den noch um einiges schwereren Oger vom Felsen zu ziehen. Cindiels ständige Ermahnungen, vorsichtig zu sein, erleichterten die Sache nicht gerade, und von den anderen war niemand bereit zu helfen. Aber schließlich gelang es ihm. Cindiel war zufrieden, und er wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Sieh dir das an.« Das Mädchen winkte Mogda zu sich und deutete mit der anderen Hand auf den Dolch.
    »Findest du nicht, wir sollten ihn rausziehen? Vielleicht gehört er jemand anderem?«, sagte Mogda ironisch.
    »Nein, beim Entfernen könnte man ihn noch mehr verletzen. Das machen wir erst später.«
    »Wir machen hier gar nichts. Wenn du was machst, machst du es allein. Und was heißt später? Wartest du, bis er tot ist?«
    Kruzmak näherte sich von hinten.
    »Du besser auf Hexe hören.«
    »Warum hilfst du ihr nicht einfach?«, fragte Mogda herablassend.
    »Wenn Rator tot, dann Tabals Wille. Tabals Wille auch, dass ihr tot ... wenn Rator leben, dann ihr auch leben.«
    Es war doch immer wieder erstaunlich, wie wenig Worte es wirklich brauchte, um einen Standpunkt unmissverständlich klarzumachen. Eifrig hockte sich Mogda neben Cindiel.
    »Na los, ans Werk. Was können wir tun?«
    Cindiel zeigte erneut auf den Dolch.
    »Was meinst du, was diese Schmiere dort am Wundrand ist?«
    Mogda beugte sich etwas näher herunter und schnupperte.
    »Weiß nicht. Entweder geronnenes Blut oder Waffenfett.«
    »Wenn du Recht hast, werden wir beide sterben«, erwiderte Cindiel, die Kruzmaks Drohung auch verstanden hatte.
    »Dann bist du jetzt dran mit raten«, flüsterte Mogda.
    »Ich glaube, dass es eine Art Gift ist. Ein Pflanzengift. Deswegen sieht es auch so harzig aus. Ich kenne einige Pilzarten, bei denen die Vergiftungserscheinungen fast gleich sind.«
    Mogdas Zweifel bezüglich Krankheiten oder Götterfluch schwanden zwar nicht vollends, rückten aber etwas in den Hintergrund. Sein aufkeimender Optimismus verflog jedoch in dem Augenblick wieder, als Cindiel zugeben musste, dass sie nicht in der Lage war, Vergiftungen zu heilen.
    Die beiden hockten noch immer über Rator und grübelten, was zu tun sei.
    »Du, Prinzessin, diese Pilzvergiftungen, wie geht die Sache aus?«
    Cindiel drehte ihren Kopf und sah Mogda an.
    Zuerst bekommt man Krämpfe, dann tritt die Lähmung ein. Nach ungefähr zwei Tagen fällt man ins Koma ... Nach einer Woche ist man

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