Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
tot.«
    Bedrücktes Schweigen breitete sich aus. Beide starrten auf den regungslos daliegenden Körper.
    Mogda machte sich nichts vor. Wenn nicht innerhalb der nächsten Stunden bei Rator eine Besserung eintrat, würden die anderen sie töten. Er selbst war zwar kein Schwächling für einen Oger, aber mit den ausgebildeten Kämpfern konnte er es nicht aufnehmen. Seine einzige Hoffnung war dieses kleine Mädchen.
    »Cindiel, ich will dir nichts vormachen. Wenn nicht bald etwas passiert, werden sie uns beide töten. Außerdem kann ich hier nicht mehr lange neben dir bleiben.«
    »Wieso, hast du noch andere Termine?«, fragte Cindiel spöttisch.
    »Nein, mir tun die Knie weh.«
    Das brachte das Mädchen zum Kichern.
    »Ich habe gelesen, dass wenn Menschen sterben, ihr Leben vor ihren Augen abläuft. Was bedeutet das?«
    Cindiel überlegte einen Augenblick.
    »Angeblich sieht man dann, was man in seinem Leben alles erreicht hat, die schönen Momente, die Menschen, die man geliebt hat, seine ganzen Erinnerungen eben. Das passiert alles viel schneller als in Wirklichkeit, es dauert nur eine Sekunde.« Cindiel hatte Mühe, ihre Angst zu verbergen. Tränen traten in ihre Augen.
    »... es geht alles viel schneller als sonst«, wiederholte sie gedankenverloren.
    Ihr kam eine Idee. Sie hatte schon einmal beobachtet, wie ihre Großmutter eine junge Frau von einer Krankheit heilte, indem sie ihre Körperprozesse beschleunigt hatte. Wenn der Körper selbst genug Kräfte entwickelte, um die Krankheit zu bekämpfen, verkürzte sie sich dadurch und somit auch die Dauer des Leidens. Ihre Großmutter hatte sie damals noch gewarnt dies nur zu versuchen, wenn der Körper stark genug war, von selbst zu genesen, sonst würde man unweigerlich durch einen solchen Zauber den vorzeitigen Tod hervorrufen. Wenn sie nun versuchen würde, den Spruch der Giftverlangsamung umzudrehen und dessen Wirkung zu beschleunigen, könnte das Gift innerhalb kürzester Zeit seine Wirkung verlieren. Könnte ... andernfalls müsste Mogda sich keine Sorgen mehr um seine Knie machen.
    »Mogda, du musst mir helfen. Wenn ich den Zauber spreche, hältst du seine Arme und Beine fest, falls er Krämpfe bekommt.«
    »Krämpfe?«, fragte Mogda verwirrt.
    Cindiel legte ihre Hände auf die Brust und die Stirn von Rator.
    »Ja, zumindest hoffe ich das. Fertig?«
    »Ja ... äh ... Nein. Warte mal. Du meinst, wenn der Junge hier Krämpfe bekommt, soll ich ihn festhalten. Bist du verrückt? Der würde mir ja sogar im bewusstlosen Zustand das Genick brechen. Hast du keinen besseren Vorschlag?«
    »Doch«, sagte Cindiel trocken, »dann werden dir eben die anderen den Hals brechen.«
    »Kann losgehen.«
    Cindiel begann mit ihrem Singsang. Ihre Hände berührten ununterbrochen Rators Körper. Die Anstrengung ließ ihr kleine Schweißperlen über die Stirn rinnen. Rators Augenlider verfärbten sich dunkel, genauso wie die Haut unter den Fingernägeln. Mogda konnte es nicht fassen, obwohl der Kriegsoger schon verkrampft war, spannten sich seine Muskeln immer weiter an. Der ganze Körper bebte. Ein kleines Lederband um seinen Hals hielt dem Druck einfach nicht mehr stand und zerriss. Zuerst begann die Verfärbung aus seinen Fingern zu weichen, ebenso wie aus seinen Füßen. Cindiel hatte ihren Zauber beendet und stand auf. Vorsichtig bewegte sie sich einige Schritt nach hinten.
    »Was ist los?«, rief Mogda. »Geh nicht weg, hilf mir. Stell ihn irgendwie ruhig.«
    Rators Beinwunde begann zu bluten. Seine Arme und Beine zuckten unkontrolliert. Mogda suchte Hilfe bei den anderen Ogern, die sich in gebührendem Abstand im Halbkreis um Rator postiert hatten. Sie machten keine Anstalten einzugreifen.
    Mogda nahm seinen ganzen Körper zu Hilfe, um Rator ruhigzuhalten. Es reichte nicht. Rator stemmte Arme und Beine gegen Mogda und mit einem Ruck schleuderte er ihn beiseite. Er bäumte den Oberkörper auf und sackte kurz danach in sich zusammen. Mogda war zwar gegen einen Felsen geprallt, hatte aber keine größeren Verletzungen davongetragen.
    Cindiel stürmte auf Rator zu, während die anderen noch immer stillschweigend um ihn herumstanden.
    »Hat er es geschafft?«, fragte Mogda, der sich die Schulter selbst massierte.
    Das Mädchen nickte bedächtig. »Er ist nur bewusstlos und muss sich ein wenig ausruhen.«
    »Ich auch«, stammelte Mogda.
    Die umstehenden Oger entspannten sich. Sie brachten Rator hinter den Felshaufen, wo er sich ausruhen konnte. Cindiel und Mogda blieben bei ihm. Sie

Weitere Kostenlose Bücher