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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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der Kette, und er hatte auch keine Lust, sich den ganzen Tag damit herumzuplagen. Viel wichtiger war es, das ganze Vieh in Sicherheit zu bringen und sich eine geeignete Höhle für den Winter zu suchen, um nicht von rachedurstigen Hüttenbauern zur Rechenschaft gezogen zu werden.
    Er eilte aus dem Turm und lief zur Rückseite, um sich seinen Winterproviant genauer anzuschauen. In einem kleinen Pferch tummelten sich fünf Schafe und drei Schweine sowie unzählige Hühner, die durch einzelne Zäune voneinander getrennt waren. An jedem Gatter waren verschiedene Tröge angebracht, die sich in Größe und Form voneinander unterschieden.
    Die Hühnerkäfige waren mit Weidenruten abgedichtet, damit sie nicht heraushüpften, und kleinere Raubtiere nicht hineinkonnten. Was für ein Aufwand für ein bisschen Essen, dachte Mogda. Obwohl? Er hatte sich mal an eine Händlerkarawane angeschlichen und sie aus dem Dickicht heraus beobachtet. Die Hüttenbauer ordneten ihr Essen auf kleinen Metallschilden an, und begannen dies dann mit ganz kleinen Waffen zu zerlegen und sich in den Mund zu schieben. Sie hatten sichtlich Vergnügen daran, auf diese Art und Weise ihre Mahlzeit zu verspeisen. Mogda hingegen kam es eher auf die Menge der Nahrung an.
    Alle Tiere zu töten, war sicher keine gute Idee. Sie würden im Laufe der nächsten Tage verrotten, und den Geschmack von Aas konnte selbst ein Ogermagen nicht gut verkraften. Um alle Viecher lebendig zu einem geeigneten Winterquartier zu treiben, fehlte ihm die Geduld, da die Tiere beim Anblick eines Ogers alle in Panik davonlaufen würden. Was für eine verzwickte Situation. Mogda entschloss sich, das Problem erst einmal etwas zu verkleinern und ein Schaf zu töten, um seinen momentanen Hunger zu stillen.
    Er hob einen Hammel aus dem Pferch und drückte ihn sich vor die Brust. Er wollte vermeiden, dass die anderen Tiere den Tod des Schafes mit ansahen. Nicht, weil er so feinfühlig war, sondern weil er vermeiden wollte, dass sie angesichts ihres unvermeidlichen Schicksals alle in Panik gerieten und ihn verrieten. Verrieten? An wen sollten sie ihn schon verraten? Er war ja völlig allein. Dennoch ging er um den Turm herum und hielt das Tier dabei mit der Rechten am Hals fest. Mit der anderen Hand griff er über den Schädel und wollte gerade eine ruckartige Drehbewegung machen, um dem Hammel einen schnellen Tod zu bescheren, als er bemerkte, dass das Tier sich an seinem Hals an etwas festgebissen hatte. Der Anhänger, fuhr es ihm durch den Kopf. Mogda wollte nicht weiter an dem Schaf zerren, da er befürchtete, das Tier könne ihn verschlucken oder auf jeden Fall die Kette zerreißen. Er wusste, dass er die Kette nicht reparieren konnte, dafür waren seine Hände einfach zu groß.
    Er stand nur da und wusste nicht, was er machen sollte. Er versuchte, das Maul des Schafes zu öffnen. Mit einer Hand packte er die Schnauze und drückte leicht auf die Seiten des Kiefers. So, hatte seine Mutter ihm damals gezeigt, solle man Wölfe packen, die sich verbissen hatten und nicht locker ließen. Nichts passierte. Wenn er stärker zupacken würde, käme die Kette vielleicht zu Schaden. Schafe sind eben keine Wölfe, dachte er niedergeschlagen. Dann würde er das Tier eben vor sich hertragen, bis es sich beruhigte und den Stein freigab.
    Er lief knapp eine Stunde durch die Gegend, bis ihm klar wurde, dass das Schaf mehr Ausdauer besaß als er. Kein Wunder, denn es ging ja auch um dessen Leben. Er setzte sich vor dem Turm ins Gras und hoffte, er könne es mit etwas Futter dazu bringen, loszulassen. Seine Hoffnung wurde enttäuscht.
    Er legte sich auf den Rücken und hielt die Luft an. Wenn das Schaf denken würde, er sei tot, dann würde es gewiss loslassen. Das Schaf stand mit gesenktem Kopf auf seiner Brust, und für einen Unbeteiligten musste es so aussehen, als ob sich dieses Huftier gerade einen Oger geschlagen hatte, um damit seine Jungen zu füttern. Mogda war die Situation außerordentlich peinlich.
    Das fehlte noch, dass dieses Vieh ihn dazu brachte, sich durch Luftanhalten selbst umzubringen. Er griff nach den Vorderläufen des Tieres, um ihm zu zeigen, wer hier der Jäger und wer die Beute war. Plötzlich keilte der Hammel aus und traf Mogda mit seinen Hufen kurz unterhalb seines Lederwamses. Er schrie auf. Dann krümmte er sich und rollte zur Seite. Er griff zum Schutz und um festzustellen, ob etwas verletzt war, unter seine Hose. Noch halb benommen stellte er fest, dass anscheinend nichts

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