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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Person geworfen wurde, sondern ein Schatten, der Unheil verkündete. Einer, der an einem hing wie Rauch in der Kleidung.
    Sie beeilte sich auf dem Rückweg zu dem Kanal, in dem die Oger warteten. Der Deckel lag noch immer unbeachtet auf dem Hinterhof. Anscheinend hatte Frau Mergil doch nicht genug Mut gefasst, um die Stadtwachen einzuschalten, oder das schlechte Gewissen plagte sie. Cindiel stieg in den dunklen Schacht. Ein Lichtschein verriet, dass die Oger nur eine Tunnelbiegung entfernt warteten.
    Cindiel erzählte ihnen, was sie herausgefunden hatte. Die Trauer um den Tod ihrer Großmutter brachte sie zwischenzeitlich immer wieder dazu, in Tränen auszubrechen. Mogda und die anderen konnten zwar den Schmerz nachvollziehen, aber keiner von ihnen wusste, wie man die Kinder der Hüttenbauer am besten tröstete. Sie starrten deshalb die meiste Zeit bedrückt zu Boden.
    Sie erzählte von Frau Mergil, die sie um ihr Hab und Gut gebracht hatte. Von einem Händler in der Nähe erfuhr sie, dass man einen Oger in den Bergen gefangen genommen und im Kerker eingesperrt hatte. Aufgrund der Notizen im Zauberbuch vermutete sie, dass ihre Großmutter ihn mit Hilfe von Magie verhören sollte. Dazu kam es aber nicht, weil sie vorher überfallen worden war. Der Täter hatte unerkannt flüchten können. Dem Oger wurde die Flucht ermöglicht, und seitdem ward er nicht wieder gesehen.
    »Und jetzt werde ich eben mit euch nach Wasserzahn zu den Arkan-Ogern reisen«, schloss sie schniefend ihren Bericht.
    »Du kannst nicht mitkommen«, sagte Mogda beschwichtigend. »Das ist viel zu gefährlich. Es könnte sein, dass wir wieder in Kämpfe verwickelt werden. Du bist noch ein Kind.«
    »Ja, aber immerhin ein Menschenkind. Wie wollt ihr denn an Bord des Schiffes kommen? Denkt ihr, man kauft einfach eine Fahrkarte und fährt los?« Sie sprach mit tiefer Stimme, um einen Oger nachzuahmen. »Hallo, wir sind ein Dutzend Oger auf Wanderschaft und würden gern eine Schiffsrundfahrt buchen, wenn an Bord Jungfrauen gereicht werden.«
    »Was sind Jungfrauen?«, unterbrach Matscha.
    »Etwas, was du nie in deinem Leben sehen wirst«, fauchte ihn Cindiel an und errötete einen Augenblick später. »Ihr schafft es nicht ohne mich. Und ich schaffe es nicht ohne euch. Wenn ihr mich hierlasst, werde ich wahrscheinlich auch umgebracht. Ihr könnt es drehen und wenden, wie ihr wollt, ihr seid jetzt meine Familie.«
    Das Gespräch verlief in eine Richtung, der die Oger nicht gewachsen waren. Cindiel bemerkte ihr Zögern, und nutzte es sofort zu ihren Gunsten: »Damit ist wohl alles besprochen.«
    Keiner widersprach.
    Cindiel schlug das schwere ledergebundene Zauberbuch auf und löste eine der hinteren leeren Seiten heraus.
    »Wir müssen Lord Felton eine Nachricht mit den Informationen hinterlassen, die wir unterwegs gesammelt haben. Wir müssen verhindern, dass er das Orkheer angreift, bevor wir wissen, was die Meister planen.«
    »Und bevor wir wissen, auf welcher Seite wir stehen«, fügte Mogda hinzu.
    Cindiel schrieb alles nieder, was sie wusste. Auch ihre Vermutungen über die Falle, in die die Menschen gelockt werden sollten. Ihre Reisegesellschaft und deren Ziel ließ sie jedoch unerwähnt.
    »Was machen mit Papier?«, wollte Rator wissen.
    »Wir müssen es jemandem geben, der es zu Lord Felton bringt«, erklärte sie. »Das hört sich zwar nicht schwer an, ist es aber. Wenn ich es den Wachen gebe, besteht die Gefahr, dass sie mich festhalten und mitnehmen. Aber eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.«
    »Ich schon«, sagte Mogda. »Gib mir den Zettel.«
    Cindiel überließ ihm das Papier und schaute ihn fragend an.
    »Dauert nur einen Moment.«
    Mogda ging zum Ausstieg am Hinterhof und kletterte nach oben. Die anderen sahen ihm fragend nach.
    »Er wird schon wissen, was er tut«. In Cindiels Stimme schwang ebenso viel Hoffnung wie Überzeugung mit.
    Mogda hatte Glück. Sein Körper passte gerade so eben durch den Ausstieg. Er schritt im Dunkeln über den Innenhof, direkt auf das Haus von Familie Mergil zu. Im Haus war noch Licht. Mogda hockte sich vor die Tür und tippte vorsichtig mit dem Zeigefinger dagegen. Sofort erklang die ärgerliche Stimme Frau Mergils.
    »Ja, ja, ich komme schon. Wer hämmert denn so spät nachts noch bei Leuten an die Tür? Wehe, es ist nicht wichtig.«
    Frau Mergil riss die Tür auf. In der rechten Hand hielt sie ein Nudelholz. Mogda grinste sie an und hielt ihr den Zettel hin.
    »Wichtige Nachricht«, sagte er

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