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Die Operation

Titel: Die Operation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Detektivspiel fortsetzen wollte. Doch bereits nach einem Schritt blieb ihr Blick an etwas hängen, was sie bislang übersehen hatte. An der Wand, die dem Transportaufzug gegenüberlag, befand sich ein ungefähr acht mal zwei Zentimeter großer Kartenschlitz. Er war durch die trübe Beleuchtung kaum zu erkennen. Stephanie hatte ihn vorhin übersehen, weil ihre ganze Aufmerksamkeit von der glänzenden Tür gefangen genommen worden war. Außerdem hatte der Schlitz dieselbe neutrale Farbe wie die Wand und war ungefähr zwei Meter von der Tür entfernt.
    Megan Finnigan hatte Stephanie und Daniel je einen Hausausweis der Wingate Clinic gegeben. Auf jedem klebte vorne ein hässliches, an ein Verbrecherfoto erinnerndes Polaroidbild. Auf der Rückseite befand sich ein Magnetstreifen. Megan hatte gesagt, dass die Ausweise später, wenn der Klinikbetrieb mit voller Besetzung lief, eine größere sicherheitsrelevante Bedeutung bekämen. Dann würde jede Karte entsprechend den individuellen Notwendigkeiten für den jeweiligen Inhaber kodiert. Aber im Augenblick, so Megans Worte, brauchten sie die Karten nur, um sich im Lagerraum des Labors die notwendigen Utensilien zu besorgen.
    Es war zwar nur eine vage Hoffnung, dass der Hausausweis jetzt, da die Klinik noch relativ am Anfang stand, vielleicht auch für die Eierkammer galt, aber Stephanie versuchte es. Sie wurde belohnt. Die Stahltür glitt unter dem gedämpften Zischen von Druckluft zur Seite. Gleichzeitig bemerkte Stephanie, dass sie von einem seltsamen Glühen umhüllt wurde, das aus dem hinter der Tür gelegenen Raum kam. Es kam ihr vor wie eine Mischung aus weiß glühendem und ultraviolettem Licht. Dazu spürte sie einen Schwall feuchtwarmer Luft, und das Sirren, das sie vorhin durch die geschlossene Tür zu hören geglaubt hatte, war jetzt unverkennbar geworden.
    Hocherfreut über diese plötzliche und durchaus willkommene Wende des Schicksals machte Stephanie einen schnellen Schritt über die Türschwelle und fand sich in einer Art gigantischem Inkubator wieder. Die Temperaturen lagen nahe der durchschnittlichen Körpertemperatur von siebenunddreißig Grad Celsius, die Luftfeuchtigkeit betrug annähernd hundert Prozent. Sie fing am ganzen Körper an zu schwitzen. Über ihrer kurzärmeligen Bluse trug sie noch einen kurzen, weißen Laborkittel. Jetzt war ihr klar, weshalb Cindy immer nur in einem leichten Baumwolloverall zu sehen war.
    Die Regale enthielten Gefäße für Gewebekulturen. Sie sahen nicht nur aus wie Bücherregale, sondern waren auch ähnlich wie im Magazin einer großen Bibliothek so angeordnet, dass sie eine Art Gitternetz bildeten. Jedes einzelne der Aluminiumregale war gut drei Meter lang. Die Regalböden ließen sich je nach Bedarf auf unterschiedliche Höhen einstellen und reichten vom gekachelten Fußboden bis zu der relativ niedrigen, ebenfalls gekachelten Decke. Sämtliche Gefäße in Stephanies Blickfeld waren leer. Sie befand sich jetzt am Anfang eines länglichen Seitentrakts. Die Anordnung der Regale in diesem Raum ließ darauf schließen, dass er einmal eine Art Studierzimmer werden sollte. Er war so lang, dass das hintere Ende hinter einem trüben, feuchten Nebelschleier verschwand. Die Größe dieses Raumes machte offensichtlich, dass die Wingate Clinic mit einem enormen Bedarf an Produktionskapazitäten rechnete.
    Stephanie ging mit schnellen Schritten vorwärts und blickte dabei abwechselnd nach links und rechts. Nach dreißig Schritten blieb sie stehen. Sie hatte ein Regal mit aktiven, wachsenden Gewebekulturen entdeckt. Die Glasbehälter waren mit Flüssigkeit gefüllt. Sie holte einen davon aus dem Regal. Auf dem mit Fettstift beschrifteten Etikett stand: OOGONIEN-KULTUR, dazu ein relativ neues Datum und ein alphanumerischer Code.
    Stephanie stellte das Gefäß wieder zurück und sah das Regal durch. Die anderen Gefäße waren mit anderen Daten und anderen Codes beschriftet. Jetzt wusste sie also, dass die Wingate Clinic anscheinend erfolgreich primitive Keimzellen züchtete. Diese Erkenntnis war aus verschiedenen Gründen interessant und beunruhigend zugleich, aber es war nicht das, wonach sie gesucht hatte. Ihr eigentliches Ziel bestand darin, der Quelle der Keimzellen und der Eizellen, die hier gezüchtet wurden und reiften, auf die Spur zu kommen. Sie war sich eigentlich ziemlich sicher, aber sie wollte einen unumstößlichen Beweis in die Finger bekommen, den sie an die bahamaischen Behörden weiterleiten konnte, sobald Butlers

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