Die Operation
unkooperativ verhalten. Da war ein bisschen Aufmunterung nötig.«
»Großer Gott!«, rief Spencer. Alles in allem hatte er sich diesen Notfall zwar schlimmer vorgestellt, aber es war immer noch schlimm genug. »Wie kommt es, dass sie die ganze Zeit die Arme auf dem Rücken hat?«, fragte Spencer.
»Sie trägt Handschellen«, sagte Kurt.
»Handschellen?«, fragte Spencer. »Ist das nicht vielleicht ein bisschen übertrieben? Obwohl, angesichts Ihrer Laufbahn müssen wir wahrscheinlich dankbar sein, dass Sie sie nicht auf der Stelle erschossen haben.«
»Spencer«, schaltete sich Paul ein. »Wir sollten Kurt für seine Aufmerksamkeit dankbar sein und ihn nicht noch kritisieren.«
»Bei der Ingewahrsamnahme werden dem betreffenden Individuum immer Handschellen angelegt«, grollte Kurt.
»Ja, aber jetzt sitzt sie doch in der Zelle, Menschenskind«, sagte Spencer. »Da hätten Sie ihr die Handschellen auch abnehmen können.«
»Vergessen wir mal die Handschellen für einen Augenblick«, schlug Paul vor. »Machen wir uns lieber Gedanken darüber, was sie gemacht hat. Es passt mir überhaupt nicht, dass sie in der Eierkammer war, und noch weniger, dass sie das Journal gesehen hat. Sie hat sich über unser Unternehmen alles andere als positiv geäußert, besonders hinsichtlich unserer Stammzellentherapie.«
»Ein bisschen hochnäsig benimmt sie sich schon«, stimmte Spencer zu.
»Ich will nicht, dass sie unser Oozyten-Programm durcheinander bringt, auch wenn sie hier auf den Bahamas nicht viel ausrichten kann«, sagte Paul. »Wir sind zwar nicht mehr in den Staaten. Aber sie könnte immer noch für einigen Wirbel und eine schlechte Presse sorgen, und das könnte sich negativ auf unsere Bemühungen um Leihmütter und schließlich auch auf unsere Finanzen auswirken. Wir müssen sicherstellen, dass so etwas nicht passiert.«
»Vielleicht sind sie und Lowell ja sogar deswegen hier«, warf Spencer ein. »Vielleicht ist dieses ganze Behandlungsgequatsche nichts weiter als ein groß angelegter Bluff und die beiden sind Industriespione, die hinter unserem Geheimnis her sind.«
»Die sind echt«, sagte Paul.
»Wie kannst du dir da sicher sein?«, fragte Spencer zurück. Er wandte den Blick von dem Monitor, auf dem Stephanie zu sehen war, und richtete seine Aufmerksamkeit auf Paul. »Du bist immer ziemlich leichtgläubig, wenn du es mit echten Wissenschaftlern zu tun hast.«
»Na, hör mal!«, begehrte Paul auf.
»Ach, jetzt sei nicht so empfindlich«, entgegnete Spencer. »Du weißt doch, was ich meine. Diese Leute haben einen richtigen Doktortitel.«
»Vielleicht ist das die Erklärung für ihren Mangel an Kreativität«, erwiderte Paul. »Man braucht keinen Doktortitel, um bahnbrechende naturwissenschaftliche Forschungen zu betreiben. Aber sei es, wie es will, ich kann dir versichern, dass diese Leute keineswegs irgendetwas vortäuschen. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, dass dieses beeindruckende HTSR-Verfahren funktioniert.«
»Und trotzdem könnten sie dich an der Nase herumführen. Darum geht es mir ja. Das sind professionelle Forscher im Gegensatz zu dir.«
Paul blickte einen Augenblick lang zur Seite, um seine aufflammende Wut im Griff zu behalten. Spencer war wirklich der Letzte, der sich in der Frage, wer nun ein ernst zu nehmender Forscher war und wer nicht, als Autorität aufspielen konnte. Spencer hatte keine Ahnung von der Forschung. Er war nichts weiter als ein Geschäftsmann im Arztkittel - und noch nicht einmal ein besonders guter Geschäftsmann.
Nach einem beruhigenden Atemzug blickte Paul seinen nominellen Vorgesetzten wieder an und sagte: »Ich weiß, dass sie ehrliche, grundsolide, zielgerichtete Zellbearbeitungen durchführen, weil ich mir ein paar der Zellen genommen habe, die sie mit der DNA Christi aufgepeppt haben. Die Zellen sind außerordentlich lebensfähig. Ich habe sie selber benutzt, weil ich wissen wollte, ob sie funktionieren, und das ist eindeutig der Fall.«
»Moment mal«, sagte Spencer. »Du willst jetzt aber nicht behaupten, dass du bewiesen hast, dass es sich um die DNA Christi handelt, oder?«
»Natürlich nicht.« Nur mühsam gelang es Paul, die Fassung zu bewahren. Wenn man mit Spencer über biomolekulare Zusammenhänge redete, konnte man manchmal den Eindruck haben, man hätte es mit einem Fünfjährigen zu tun. »Es gibt keinen ›Christus-Test‹, das kann man nicht beweisen! Aber was ich dir begreiflich machen möchte, ist, dass sie eine Fibroblastenkultur eines
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