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Die Operation

Titel: Die Operation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Handschellen?«, wollte Stephanie wissen.
    »Die bleiben am besten dran«, sagte Kurt. Er hatte wieder sein grausames, dünnlippiges Lächeln aufgesetzt. »Aus Sicherheitsgründen. Die Geschäftsleitung hat ein gewisses Misstrauen gegenüber Gefangenen, die sich selbst eingelocht haben.« Kurt lachte schon wieder. Er hatte offensichtlich seinen Spaß. Dann wandte er sich um und wollte den Flur wieder zurückgehen, zögerte aber. Stattdessen kam er noch einmal zurück und starrte Stephanie an. »Du hast auch ein Klo da drin, das kannst du jederzeit benutzen. Lass dich durch mich nicht stören.«
    Stephanie drehte sich um und warf einen Blick auf die Toilette. Sie war nicht nur von allen Seiten zu sehen, sondern hatte noch nicht einmal eine Brille. Zornig richtete sie ihren Blick wieder auf Kurt. »Ich will auf der Stelle Dr. Wingate und Dr. Saunders sprechen.«
    »Ich fürchte, du bist im Augenblick nicht in der Position, um irgendwelche Befehle zu geben«, sagte Kurt spöttisch. Er starrte Stephanie noch einmal wütend an, wandte sich dann ab und verschwand im Flur.
    Als Kurt verschwunden war, stieß Stephanie den Atem aus und entspannte sich ein wenig. Sie konnte den Flur nur wenige Meter weit einsehen. Da sie nicht auf ihre Armbanduhr schauen konnte, musste sie raten, wie spät es wohl sein mochte. Daniel musste sich doch langsam fragen, wo sie steckte, und würde anfangen, nach ihr zu suchen. Vielleicht war er ja bereits unterwegs. Aber dann überfiel sie eine neue Angst: Was, wenn er über das, was sie getan hatte, so wütend war, dass es ihm egal war, ob sie in einer Zelle festsaß?
    Kurt Hermann saß mit ausgestreckten Unterarmen an seinem Schreibtisch. Das unerfüllte Verlangen ließ ihn am ganzen Körper zittern. Stephanie D’Agostino hatte ihn rasend geil gemacht. Leider war das Vergnügen, seine Hände auf ihrer festen und gleichzeitig weichen Weiblichkeit zu spüren, ein sehr flüchtiges gewesen, und er wollte einen Nachschlag. Sie hatte so getan, als hätte es ihr keinen Spaß gemacht, aber das wusste er besser. So waren die Frauen: Im einen Augenblick provozieren sie dich und eine Minute später tun sie so, als hätten sie keinen Spaß an den Konsequenzen. Das war alles nur Schauspielerei, aufgesetzt, ein Witz.
    Ein paar Minuten lang dachte Kurt über eine Möglichkeit nach, wie er den Anruf bei Saunders hinauszögern konnte. Am liebsten hätte er ihn überhaupt nicht angerufen. Dr. D’Agostino konnte doch einfach verschwinden. Verdammt nochmal, sie hatte es nicht anders verdient. Aber ihm war klar, dass das nicht funktionieren konnte. Saunders würde Bescheid wissen, weil er auch wusste, dass niemand das Klinikgelände betreten oder verlassen konnte, ohne dass Kurt es mitbekam. Falls die Frau verschwinden sollte, dann war Saunders klar, dass Kurt dafür verantwortlich war oder aber zumindest wusste, was ihr zugestoßen war.
    Unter Besinnung auf seine Kampfsportdisziplin konnte Kurt sich wieder beruhigen. Innerhalb weniger Minuten fingen seine Muskeln an, sich zu entspannen, hörte das Zittern auf. Sogar sein Herz schlug wieder weniger als fünfzigmal pro Minute. Er kontrollierte das öfter, deshalb wusste er das. Als er sich wieder voll und ganz im Griff hatte, stand er auf und ging in den Videoüberwachungsraum.
    Die Uhr an der Wand zeigte zwölf Uhr einundvierzig. Das bedeutete, Spencer Wingate und Paul Saunders waren in der Cafeteria. Kurt setzte sich und richtete den Blick auf Bildschirm Nummer zwölf an der Videowand. Mit Hilfe der Tastatur stellte er eine Verbindung zwischen Joystick und der Minikamera Nummer zwölf her und begann, den Raum abzusuchen. Noch bevor er seine Vorgesetzten gefunden hatte, entdeckte er Daniel Lowell. Kurt zoomte sich näher heran. Der Kerl las eine naturwissenschaftliche Zeitschrift und stopfte sich dabei den Mund voll. Allem anderen schenkte er nicht die geringste Beachtung. Ihm gegenüber stand Stephanies unberührtes Tablett. Kurt rümpfte ein wenig die Nase. Die Freundin dieses Kerls hockte in seinem privaten Knast, nachdem er sie ausgiebig betatscht hatte, und der Typ hatte keinen blassen Schimmer. Aufgeblasener Schwachkopf!
    Kurt zoomte wieder zurück und suchte weiter nach Spencer und Paul. Er entdeckte sie an ihrem üblichen Tisch, umgeben vom üblichen Schwarm an Mitarbeiterinnen. Sie waren auch Schwachköpfe, Kurt wusste zum größten Teil, wen sie vögelten. Das galt allerdings hauptsächlich für Paul und weniger für Spencer, da Paul auf dem Gelände

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