Die Operation
sie ist und wie man sie behandelt hat, wird er Zeter und Mordio schreien.«
»Da ist was dran«, erwiderte Paul. »Ich bin deiner Meinung. Ich finde, wir sollten ihre Freilassung in erster Linie an die Bedingung knüpfen, dass sie uns absolute Vertraulichkeit zusichert. Unter den gegebenen Umständen scheint mir das angemessen zu sein. Sie soll ihre eigene Meinung haben, aber sie soll sie für sich behalten. Ich schätze auch, dass Dr. Lowell uns in dieser Hinsicht unterstützen wird. Ich habe den Eindruck, dass er immer versucht, sie in ihrer Arroganz zu bremsen.«
Spencer blickte zu Kurt hinauf. »Und Sie sind also zuversichtlich, dass Sie mit Hilfe der Wanze hinter die Identität des Patienten kommen?«
Kurt nickte.
»Ich denke, dann sollten wir es dabei belassen«, meinte Spencer. »Und wir sprechen nachdrücklich die Sache mit der Vertraulichkeit an.«
»Einverstanden«, sagte Paul. »Da wir gerade von Dr. Lowell sprechen, wo ist er eigentlich?«
»Er ist in der Cafeteria«, sagte Kurt. Er hob den Blick und schaute auf Monitor Nummer zwölf. »Zumindest war er vor ein paar Minuten noch da.«
»Ich glaube, es ist bezeichnend, dass Dr. D’Agostino alleine in die Eierkammer gegangen ist«, sagte Paul.
»Was meinst du damit?«, fragte Spencer.
»Ich schätze, dass Dr. Lowell von ihrem Vorhaben keine Ahnung gehabt hat.«
»Da könntest du Recht haben«, meinte Spencer.
»Dr. Lowell ist auf dem Weg ins Labor«, sagte Kurt. Er deutete auf den entsprechenden Monitor und alle Augen folgten ihm. Daniel war mit schnellen, entschlossenen Schritten auf dem Weg vom Gebäude drei ins Gebäude eins. Dabei hielt er mit einer Hand die zahlreichen Kugelschreiber und Bleistifte in seiner Brusttasche fest. Als er das Gebäude eins erreicht hatte, verschwand er durch die Tür.
»Wo ist der Labormonitor?«, fragte Paul. Kurt deutete darauf. Sie sahen Daniel von links ins Bild kommen. Spencer fand, dass er so wirkte, als suchte er nach Stephanie. Kurt verfolgte ihn mit Hilfe des Joysticks. Nachdem Daniel sich im Bereich ihres Labortisches umgesehen hatte, warf er einen Blick in ihr kleines Büro. Er streckte den Kopf sogar kurz in die Damentoilette. Dann steuerte er auf direktem Weg Megan Finnigans Büro an.
»Wenn er gewusst hätte, was sie vorhat, wäre er wahrscheinlich gleich runter in die Eierkammer gegangen«, sagte Paul.
»Gut beobachtet«, sagte Spencer. »Ich wette, du hast Recht.«
Paul griff zu dem Telefon auf der Ablage und wählte Megans Durchwahl. »Ich sage der Laborleiterin, wo Dr. Lowell seine Mitarbeiterin finden kann.«
»Mitarbeiterin, oder was sie sonst sein mag«, warf Spencer verächtlich ein. »Ich komme einfach nicht dahinter. Ach, übrigens, Kurt, wie ist es ihr eigentlich gelungen, in die Eierkammer einzudringen?«
»Mit dem Hausausweis der Wingate Clinic«, sagte Kurt. »Die Zugangsbeschränkungen müssen noch installiert werden, obwohl ich das schon vor einem Monat mit einer Dringlichkeitsliste bei der Verwaltung angemahnt habe.«
»Das war mein Fehler«, sagte Paul und legte nach seinem knappen Telefonat mit Megan Finnigan den Hörer auf die Gabel. »Das ist mir in der Eröffnungsphase der Klinik einfach durch die Lappen gegangen. Abgesehen davon hatten wir ja eigentlich nie geplant, dass das Labor auch von Externen genutzt wird. Und als Dr. Lowell und Dr. D’Agostino dann angekommen sind, habe ich nicht mehr daran gedacht.«
Spencer erhob sich von seinem Stuhl. »Dann lass uns doch mal nach hinten gehen, damit wir vor Dr. Lowells Ankunft noch ein wenig mit der reizenden Dr. D’Agostino plaudern können. Vielleicht lassen sich die Verhandlungen so ein wenig ruhiger gestalten. Kurt, Sie halten sich vorerst einmal im Hintergrund.«
Die beiden Ärzte betraten den Flur und machten sich auf den Weg in Richtung Arrestzelle.
»Wirklich eigenartig, wie die Dinge sich jetzt entwickelt haben«, flüsterte Spencer. »Aber es ist auf jeden Fall besser als das, was ich befürchtet habe, als wir hier herüber gerannt sind.«
Kapitel 20
Montag, 11. März 2002, 19.56 Uhr
Wenn es hart auf hart ging, dann war Gaetano Realist. Sosehr er sich auf seine Ankunft in Nassau freute, wo er das vollenden wollte, was er bei seinem ersten Besuch begonnen hatte, so nervös war er auch - in erster Linie wegen der Kanone. Es musste wirklich was Vernünftiges sein. Mit einer schlechten Waffe hatte er keine Chance. Er würde den Kerl auf keinen Fall zu Tode prügeln, in der Badewanne ersäufen oder erwürgen, wie
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