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Die Operation

Titel: Die Operation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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hatte bereits beschlossen, sich die Textilprobe zurückzuholen, er wusste nur noch nicht, wie. Aber er wusste, dass er das auf eigene Faust erledigen wollte.
    So konnte er, wenn er sich bei Kardinal O’Rourke zurückmeldete, auch die ungeteilte Anerkennung für die Bewahrung des Blutes seines Erlösers vor einer weiteren wissenschaftlichen Entwürdigung einheimsen.
    Die Amerikaner erreichten jetzt die weitläufige Piazza Castello, aber sie wurden nicht langsamer. Zuerst dachte Michael, sie wollten den Palazzo Reale besichtigen, den ehemaligen Stammsitz des Hauses Savoyen, aber als die Amerikaner die Piazetta Reale umrundeten und die Piazza Giovanni ansteuerten, da wusste er, dass er sich getäuscht hatte.
    »Natürlich!«, sagte er laut vor sich hin. Er wusste, dass sich an diesem Platz der Duorao di San Giovanni befand, der dem Grabtuch seit dem Brand von 1997 in der eigentlichen Kapelle des Grabtuchs als Heimat diente. Michael ging ihnen nach, um sicher zu sein. Sobald er sie die Vordertreppe des Doms hinaufsteigen sah, drehte er sich um und trat den Rückweg an. Er ging davon aus, dass seine Schützlinge vorerst nicht ins Hotel zurückkehren würden, und wollte die Gelegenheit nutzen. Wenn er die Probe des Grabtuchs wirklich zurückholen wollte, dann war jetzt die beste, wenn nicht sogar die einzige Gelegenheit dazu, da sie wohl morgen Früh wieder abreisen würden.
    Obwohl Michael schon jetzt leicht außer Atem war, zwang er sich zu noch schnelleren Schritten. Er wollte so schnell wie möglich wieder im Grand Belvedere sein. Obwohl er selbstverständlich mit Hinterlist im Allgemeinen und mit Einbruchsdiebstahl im Speziellen keinerlei Erfahrungen hatte, musste er herausfinden, welches Hotelzimmer Daniel und Stephanie bewohnten, musste hineingelangen und die silberne Schachtel finden, und das alles innerhalb weniger Stunden.
    »Ist das wirklich das echte Grabtuch?«, fragte Daniel im Flüsterton. Im Dom befanden sich zwar noch mehr Leute, aber sie knieten entweder betend in den Bänken oder zündeten vor irgendwelchen Statuen Kerzen an. Als einziges Geräusch war ein gelegentliches Klacken zu hören, das ein Absatz auf dem Marmorboden verursachte.
    »Nein, das ist es nicht«, flüsterte Stephanie zurück. »Das ist eine Fotoreproduktion in Originalgröße.« Sie hielt ihm den Reiseführer aufgeschlagen hin. Sie und Daniel standen vor einem verglasten Alkoven, der den ersten Stock des nördlichen Querschiffs der Kirche einnahm. Ein Stockwerk darüber befand sich die mit einem Vorhang versehene Loge, aus der die ehemaligen Herzöge und Herzoginnen von Savoyen die Messe verfolgen konnten.
    Das Foto war der Länge nach aufgeklappt, sodass die Vorder-und die Rückenansicht des gekreuzigten Mannes in Längsrichtung nebeneinander lagen. Am Scheitel berührten sich Vorder-und Rückenansicht beinahe, was sich dadurch erklären ließ, dass man den Mann mit dem Rücken auf das Tuch gelegt hatte, um ihn anschließend vom Kopf her darin einzuschlagen. Die Vorderansicht lag auf der linken Seite. Das Foto war auf einer Art Tisch von über vier Metern Länge und einem Meter zwanzig Breite ausgebreitet. Blauer Stoff hing von der Tischplatte in Falten bis auf den Boden hinab.
    »Das Foto liegt auf dem neu konstruierten Konservierungsbehälter für das Grabtuch«, erläuterte Stephanie. »Der Behälter verfügt über eine Hydraulik, die den Deckel abhebt, wenn das Grabtuch öffentlich gezeigt werden soll. Dann kann man sich die Reliquie durch kugelsicheres Glas hindurch anschauen.«
    »Ich erinnere mich, das habe ich gelesen«, sagte Daniel. »Klingt ziemlich beeindruckend. Zum ersten Mal in seiner langen Geschichte wird das Grabtuch jetzt flach und waagerecht unter streng überwachten Bedingungen aufbewahrt.«
    »Es ist wirklich unglaublich, dass der Abdruck sich so lange erhalten hat, wenn man bedenkt, was das Tuch alles mitgemacht hat.«
    »Aber der Abdruck ist schlechter zu erkennen, als ich gedacht hätte. Wenn das Grabtuch tatsächlich genauso aussieht, dann ist das irgendwie sogar enttäuschend. In deinem Buch ist es besser zu erkennen und man kann mehr damit anfangen.«
    »Und noch besser ist es im Negativ«, fügte Stephanie hinzu.
    »Der Abdruck ist ganz offensichtlich nicht schwächer geworden. Aber der Hintergrund ist vergilbt, sodass der Kontrast schwächer geworden ist.«
    »Ich hoffe, der neue Konservierungsbehälter verhindert so etwas in Zukunft«, sagte Stephanie. »Also gut, hier liegt also das Grabtuch.« Sie

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