Die Opferung
hatte eine rosarote Färbung. Zwei kleine Goldfische versuchten, in ihrem überfüllten Heim zu schwimmen, doch der eine schnappte nach Luft, der andere hatte eine verletzte Schwanzflosse.
Durch das trübe Wasser starrte mich das durch die Wölbung des Glases grässlich verzerrte Gesicht von Mrs. Pickering an. Ihre Augen waren weit aufgerissen, ihr Mund war mit farbigen Kieselsteinchen gefüllt. Miller ging auf das Sideboard zu und starrte das Fischglas an. Mrs. Pickerings angegrautes brünettes Haar trieb wie Tang an der Oberfläche.
»Können Sie ihn nicht da rausholen?«, fragte ich heiser. Mrs. Pickerings Kopf bewegte sich leicht, sodass es aussah, als würde sie mir nachblicken, während ich näher kam.
Miller schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Jedenfalls nicht, ohne das Glas zu zerbrechen.«
»Was?«, fragte ich. »Wenn Sie den Kopf nicht herausholen können, ohne das Glas zu zerbrechen, wie ist er dann hineingekommen?«
Detective Sergeant Miller sah sich im Zimmer um. »Sie hatten von Anfang an Recht«, sagte er. »Fortyfoot House ist verflucht oder besessen oder was auch immer. Und Brown Jenkin existiert wirklich, ganz egal, was die Polizei der Isle of Wight denkt.«
Er ging hinüber zu dem geöffneten Fenster, das den Blick auf einen Rosengarten bot. Der Garten hätte in keinem stärkeren Kontrast zu dem abscheulichen Blutbad im Zimmer stehen können.
»Sehen Sie«, sagte er und zeigte auf blutige Abdrücke auf der Fensterbank und auf dem Glas. Es waren Pfotenabdrücke, die von einem Nagetier stammten. Das Einzige, was sie von denen einer gewöhnlichen Kanalratte unterschied, war die enorme Größe.
Es war alles real, Brown Jenkin, Kezia Mason und auch Yog-Sotholh, wie Lovecraft das Böse genannt hatte. In dem Augenblick schoss mir eine Gedanke wie ein Aufschrei durch den Kopf: Danny!
»Wohin wollen Sie?«, herrschte Miller mich an, als ich mir einen Weg aus dem Raum bahnte.
»Das Haus! Liz hat Danny! Und ich wette, dass Brown Jenkin auch dort ist!«
»Was reden Sie da? Wir können doch nicht einfach ...« Er sah sich verzweifelt in dem blutigen Zimmer um.
»Sergeant«, flehte ich ihn an. »Bitte!«
20. Der Garten von morgen
Als wir in die enge Straße einbogen, die in Richtung Fortyfoot House führte, spürte ich bereits, dass etwas nicht stimmte. Obwohl es ein sonniger, warmer Nachmittag war, hatte der Himmel über Fortyfoot House etwas Düsteres an sich. Außerdem konnte ich Erschütterungen spüren. Die Luft um das Haus herum war verzerrt, und als wir das Haus erreicht hatten, sah ich Störungen in der Luft, die wie eine Fata Morgana wirkten. Die Bäume schienen sich zu verbiegen, und Fortyfoot House wirkte so, als schwebe es einige Zentimeter über dem Boden.
Miller lenkte seinen Wagen in die Einfahrt, stieg aus und schlug die Tür zu. »Passen Sie auf, was Sie machen«, rief er mir zu. »Technisch gesehen verfolgen wir einen mutmaßlichen Mörder, und dabei darf ich das Leben von Zivilpersonen nicht in Gefahr bringen.«
Ein lautes, dröhnendes Stöhnen kam von Fortyfoot House zu uns herüber, als sei es kein Gebäude, sondern eine gewaltige Bestie, deren Seele bis in die Grundfesten erschüttert wurde. Grelle blauweiße Lichter zuckten hinter den Fenstern im oberen Geschoss.
»>Technisch< interessiert mich einen Scheißdreck«, gab ich zurück. »Mein Sohn ist da drin.«
Ich versuchte, die Haustür zu öffnen, aber sie schien verschlossen, nein, verschmolzen zu sein, als bilde sie eine Einheit mit dem Türrahmen. Das Schloss war aus massivem Messing, aber das Schlüsselloch fehlte. Auf übernatürliche Weise wurde uns der Zutritt verwehrt.
»Das hat keinen Sinn«, sagte ich.
»Zur Küchentür«, rief Miller und warf einen flüchtigen Blick auf seine Uhr. »Die Verstärkung wird jeden Moment hier sein.«
Wir rannten ums Haus. Die seltsame strahlende Finsternis lag auch über dem gesamten Garten. Die Eichen bogen sich in einem Wind, von dem ich nichts fühlte, und hier und da war ein Scharren in den Büschen zu hören. Hinter den Bäumen strahlte die See so matt wie beschlagenes Blei.
Wir liefen über die Veranda, und ich versuchte mein Glück an der Küchentür, die aber genauso verschlossen war wie die Vordertür. Miller zog sein Funkgerät aus der Tasche und sagte: »George? Wo zum Teufel bleibt ihr? Ich brauche zwei Trupps am Fortyfoot House, aber so schnell es nur geht!«
Ich hörte eine weit entfernte Stimme etwas von »Straßenarbeiten in Luccombe Village< sagen. Miller
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