Die Opferung
vorhatte.
»Ich habe nichts gesehen«, sagte er.
Gemeinsam schleppten wir die Schale bis zum Küchenfenster, holten aus und warfen sie gegen das Glas. Die Schale riss einen Teil des Fensters aus dem Rahmen und flog gegen die Spüle. Ich schlug ein paar übrig gebliebene spitze Splitter aus dem Rahmen, dann sprang ich durch das Fenster in die Küche, dicht gefolgt von Detective Sergeant Miller.
»Wir sind in fünf Minuten da, Dusty«, quäkte es aus dem Funkgerät.
Wir gingen durch die Küche, während unter unseren Schuhen Glas brach. Im Haus war ein Summen zu hören, als stünden wir in einem Hochspannungswerk. Sobald ich mich einer der Wände näherte, spürte ich, wie sich meine Haare statisch geladen aufrichteten.
Als ich die Küchentür öffnen wollte, sprangen Funken vom
Türgriff auf meine Fingerspitzen über. Mit einem Küchenhandschuh gelang es mir schließlich, die Tür aufzumachen.
Im Flur blieben wir stehen und lauschten. Der Gesang war nicht abgerissen, doch er war so tief, dass ich nicht wusste, ob ich ihn noch hörte oder nur noch fühlte.
»Mmm'ngggaaa, nn'ggaaa, sothoth, yashoggn.a ...«
Miller räusperte sich nervös und sagte: »Glauben Sie, dass Danny hier ist? Ich kann jedenfalls niemanden hören. Sie?«
»Danny?«, rief ich, dann ging ich zur Treppe und schrie: »Danny! Daddy ist hier! Bist du da?«
Ich wartete, während meine Hand auf dem Endpfosten des Geländers ruhte. Ich glaube, es sollte eine mutige Geste sein. Alles in Fortyfoot House fühlte sich so an, als krieche es - die Wände, der Boden, das Geländer. Ich hätte alles gegeben, um zurück in die Küche zu rennen und aus dem Fenster zu springen, um mich so weit von Fortyfoot House zu entfernen, wie mich der nächste Bus bringen konnte.
Doch dann hörte ich ein ganz leises Geräusch, das eigentlich mehr nach einem kleinen Kätzchen als nach einem Kind klang. Doch man erkennt immer die Stimme des eigenen Kindes, ganz egal, wie leise oder verzerrt sie auch sein mag.
»Was ist das?«, fragte Miller, doch ich hatte schon die Hälfte der Stufen zurückgelegt und rief: »Danny! Danny, hier ist Daddy!«
Die Tür zum Speicher stand offen, übel riechender Rauch wurde mit dem Luftzug ins Haus geweht. Es war der stechende Gestank, den ich schon zuvor wahrgenommen hatte und der mich an Tränengas oder brennende Reifen erinnerte.
Ich presste mir ein Taschentuch vor Mund und Nase, als ich hinter mir Miller hörte: »Um Gottes willen, David, passen Sie auf! Im Wagen gibt es Atemschutzgeräte!«
In diesem Moment hörte ich wieder das leise, gedämpfte Jammern, und diesmal war ich sicher, dass es sich um Danny handelte. Ich würde nicht zulassen, dass Brown Jenkin ihn in seine Klauen bekam, ob mit oder ohne Atemschutzgerät.
Ich eilte die Stufen hinauf zum Speicher und sah mich um.
Der gesamte Dachboden war mit grauem durchdringenden Licht gefüllt und mit Rauch, der in den Augen stach. Das Dachfenster war offen, und eine Trittleiter war darunter gestellt worden. Brown Jenkin befand sich auf halber Höhe auf dieser Leiter, und ganz oben stand Danny, der bereits Kopf und Schultern durch den Rahmen gesteckt hatte.
Am Fuß der Leiter stand Liz, ihr Gesicht war weiß, sie wirkte schockiert. Ihre Hände ruhten auf den Schultern des Kindes, das sie mir als Produkt meiner überanstrengten Fantasie hatte einreden wollen: Charity.
»Jenkin!«, brüllte ich. »Verdammter Brown Jenkin!«
Er wirbelte seinen Kopf herum und sah mich mit seinen gelben kranken Augen an. Seine Kleidung wirkte wie eine Parodie auf die eines Geistlichen, ein schmutziger, ehemals weißer Kragen, ein angestaubtes Jackett, eine schwarze Weste, die mit Suppenflecken übersät war. Eine Klaue war erhoben und drängte Danny, durch das Dachfenster zu klettern. Mit der anderen hielt er sich an der Leiter fest.
»Jenkin, lass ihn in Ruhe!«, schrie ich. Doch als ich auf ihn zustürmte, hob Liz eine Hand und richtete sie direkt auf meine Brust. Ein Gefühl, als werde mein Herz auf eine heiße Herdplatte gepresst, ergriff von mir Besitz. Ich blieb stehen und fasste mir an die Brust. Ich hatte das Gefühl, dass der Rauch meines schmorenden Herzens aus meinem Mund entweichen musste. Obwohl der Schmerz so entsetzlich war, konnte ich nicht mal Luft holen, um zu schreien. Ich fiel auf die Knie und hustete. Mein Herz brannte, und obwohl ich wusste, dass es nicht wirklich so war, dass Liz einfach nur ihre Hexenkraft spielen ließ, um mich von Brown Jenkin fern zu halten, hatte ich
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