Die Opferung
Spitfire.
»Pass auf«, rief ich ihm zu. »Fall nicht rein.«
Vielleicht hatte er mich gehört, vielleicht auch nicht. Er sprang in einem Satz über den Bach, die Arme immer noch ausgestreckt, und schaffte es, das Gleichgewicht zu verlieren, um mit einem Fuß direkt ins Wasser zu treten. Er rannte ungerührt weiter, obwohl ich sogar hören konnte, dass seine Sandalen völlig durchnässt waren.
»Er ist schon ein Kerl, nicht wahr?«, lächelte Liz.
»Ich hoffe nur, dass ihm seine Mutter nicht zu sehr fehlt.«
Wir sahen zu, wie Danny über die Mauer auf den Friedhof kletterte und zwischen den Gräbern umherlief, während er das Geräusch eines Flugzeuges machte.
»Ich habe morgen meinen ersten Arbeitstag«, sagte Liz.
»Ich schätze, du musst morgen auch mit deinem Renovieren weitermachen.«
Ich sah wieder hinüber zum Fortyfoot House. Der Gedanke, das Haus zu renovieren und zu streichen, während sich dieses Ding noch immer auf dem Dachboden aufhielt, erfüllte mich mit großer Unruhe. Zum ersten Mal war ich versucht, einfach alles zusammenzupacken, zu den Maklern zu gehen und ihnen zu sagen, dass sie es vergessen sollten. Das einzige Problem bestand darin, dass sie mir das Gehalt für den ersten Monat im Voraus gezahlt hatten. Ich hatte es ausgegeben ich wusste nicht, wie ich es zurückzahlen sollte, außer durch die Arbeit, die ich zu erledigen hatte. Ich hatte auch einen Teil des Geldes ausgegeben, das sie mir für Farben und Materialien überlassen hatten. Und wenn sie das erführen, würden sie sicher sehr ungehalten sein.
Auswandern schien die einzige Alternative, die mir noch blieb.
Liz zog an meinem Ärmel. »Sieh mal. Wer ist das?«
Ich sah hinüber zur Kapelle auf dem Friedhof. Ich konnte Danny entdecken, wie er zwischen den Grabsteinen umherlief. Aber da war noch ein Kind auf dem Friedhof ... ein Mädchen, vielleicht neun oder zehn Jahre alt, in einem langen weißen Kleid, das im strahlenden Sonnenschein leuchtete, als sei es von einem leichten Nebel umgeben. Das Mädchen stand vor der Tür zur Kapelle, als sei es gerade dort herausgekommen, obwohl sie fest verschlossen war. In den Händen hielt es etwas, das nach einer Girlande aus Gänseblümchen aussah.
»Wohl ein Kind aus der Gegend«, sagte ich.
Etwas am Erscheinungsbild dieses Mädchens störte mich. Es war nicht nur das weiße Kleid - die Kinder in der Gegend trugen fluoreszierende Bermudashorts und Ninja-Turtle-TShirts -, das Kind wirkte auch kränklich. Die Augen sahen aus wie tiefschwarze Flecken, und das Gesicht war so fahl, dass es fast schon grünlich wirkte.
Danny >flog< noch immer mit ausgebreiteten Armen über den Friedhof, begann sich dann aber dem Mädchen zu nähern, senkte die Arme und blieb stehen. Ich konnte sehen, dass sie sich unterhielten.
»Sehr gesund sieht sie nicht gerade aus, wie?«, bemerkte Liz.
Ich stellte meine Bierdose auf die Mauer und stand auf. Danny und das kleine Mädchen waren zu weit entfernt, als dass ich ihre Gesichter deutlich hätte sehen oder hätte hören können, was sie sprachen. Aber mit einem Mal ergriff eine unerklärliche Panik von mir Besitz. »Danny!«, rief ich, während ich über den Rasen zur Kapelle ging.
Danny drehte sich um und sah mich an, dann unterhielt er sich weiter mit dem Mädchen. »Danny!«, brüllte ich, während ich meine Schritte immer mehr beschleunigte.
»Danny, komm her!«
Ich lief an der Sonnenuhr vorbei. Hinter mir hörte ich Liz etwas rufen, aber das Geräusch des Windes und mein eigenes Atmen waren so laut, dass ich zunächst nicht verstand, was sie rief.
Erst als ich den Bach erreicht hatte und wieder zur Kapelle sah, verstand ich, was sie mir hatte sagen wollen. Zwischen den Türen der Kapelle waren die weiße Manschette und der schwarze Ärmel eines Mannes aufgetaucht, dessen Hand auf der Schulter des kleinen Mädchens ruhte. Das Mädchen drehte sich um, hob den Kopf und machte den Eindruck, als sage es etwas. Verstehen konnte ich davon nichts. Danny zog sich zwei, drei Schritte zurück, dann wurde er schneller, bis er in seiner Eile fast über einen Grabstein stolperte.
Ich trat in den eiskalten Bach, kletterte über die moosbedeckte Mauer und sprang in das hohe Gras des Friedhofs.
»Danny!«, rief ich. Er stand ein Stück von mir entfernt, eine Hand hatte er fest auf einen Grabstein gepresst. Er drehte sich um und sah mich ernst an. »Ich bin hier drüben, Daddy.« Die Kapellentüren waren so fest verkantet wie zuvor, doch das kleine Mädchen war
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