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Die Opferung

Die Opferung

Titel: Die Opferung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Masterton
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und reichte sie mir. »Sie können mich anrufen, wenn Sie wollen. Diese Woche bin ich tagsüber zu erreichen, nächste Woche habe ich Nachtdienst.«
    Detective Constable Jones schnaufte. »Ich habe gerade eine Nachricht vom Krankenhaus erhalten, Sarge. Mr. Martin war bereits tot, als er eingeliefert wurde.«
    Miller setzte seine Brille wieder auf. »Ich verstehe. Sehr bedauerlich. Wieder ein Original weniger.«
    »Soll ich mit Mrs. Martin sprechen?«, fragte ich. Ich fühlte mich entsetzlich schuldig, weil ich Harry auf den Dachboden gelassen hatte.
    »Nein, das erledigen wir schon«, sagte Miller. »Wir schicken jemanden hin, der in solchen Dingen gut ist. Tee und Mitgefühl.«
    »Gut, ich ...«
    »Es wird eine Untersuchung geben«, unterbrach mich Miller. »Wahrscheinlich werden Sie eine Zeugenaussage machen müssen. Ich werde Sie das frühzeitig wissen lassen.«
    »Ja«, sagte ich nur und sah zu, wie sie fortgingen. Liz kam aus dem Haus, nachdem die beiden gegangen waren. Sie brachte zwei Dosen Bier aus dem Kühlschrank mit, hatte einen weißen Schal um den Kopf gebunden und trug ein tief ausgeschnittenes schwarzes T-Shirt, dazu eine schwarze Radlerhose. Seite an Seite saßen wir auf der niedrigen Gartenmauer und öffneten unsere Bierdosen, dann tranken wir.
    »Harry ist tot«, sagte ich nach einer Weile.
    »Ja, der Detective hat es mir gesagt. Ich kann es nicht glauben.«
    »Detective Sergeant Miller glaubt, es war ein Unfall.«
    Liz legte die Stirn in Falten. »Wirklich? Er hat immer wieder gesagt, dass es ein Unfall war.«
    »Ich glaube, er möchte die ganze Angelegenheit so unbedeutend wie möglich erscheinen lassen, darum sagt er es. Wenn er versucht, irgendeinem von seinen Kollegen zu erzählen, dass sich irgendetwas Sonderbares auf dem Speicher befindet, wird man ihn für verrückt halten.«
    »Und was wird er machen ? Und was werden wir machen? Wir können doch nicht mit irgendeinem Monster unter einem Dach leben, oder etwa doch?«
    Ich blickte hinauf zum Dach des Fortyfoot House. Obwohl die Sonne an einem strahlend blauen Himmel hing, wirkte es so, als verdunkle eine vorüberziehende Wolke das Dach. Das Gebäude sah gehässig aus, so, als beherberge es alles Böse, das es an sich reißen konnte. Ich war sicher, dass ich, falls ich zu einem der oberen Fenster hinaufschaute, dort ein bleiches ovales Gesicht erblicken würde. Doch ich war genauso sicher, dass es nach nichts weiter als einer Spiegelung oder nach einem Muster auf der Tapete im Zimmer dahinter aussehen würde, sobald ich mich dem Haus näherte.
    Was mich am stärksten irritierte, waren die Winkel des Dachs. Das Dach schien ein finsteres Zelt zu bilden, für das eigene geometrische Gesetzmäßigkeiten Gültigkeit hatten. Das westliche Ende, das am weitesten von uns entfernt war, wirkte viel höher als das östliche Ende, das uns am nächsten war. Schien die Sonne auf die nach Süden gelegene Seite, veränderten sich die Proportionen völlig. Die südöstliche Regenrinne erweckte den Anschein, als sei sie nach innen gerichtet, nicht nach außen. Insgesamt wirkte es so, als bestehe das gesamte Dach aus einem System von Gelenken und Scharnieren, damit es nach Belieben seine Form verändern konnte.
    Der Anblick ließ mich schwanken - ein Gefühl wie nach zu vielen Runden auf einem Karussell.
    »Geht es dir gut?«, fragte Liz. »Du siehst ganz blass aus.« »Mir geht's gut. Ich glaube, das ist der Schock.«
    »Vielleicht solltest du dich ein wenig hinlegen.«
    »Mir geht's gut, verdammt noch mal. Hör auf, so ein Theater zu machen.«
    »Du trägst keine Schuld, er war fest entschlossen, da raufzugehen.«
    »Ich weiß, aber das ändert nichts.«
    Sie legte ihre Hand auf meinen Arm. »Ich mag dich, weißt du?«, sagte sie mit einer fast unmöglichen Direktheit. »Mach dir darüber keine Gedanken. Und wenn du möchtest, dass ich mit dir schlafe, dann werde ich das machen.«
    Ich beugte mich zu ihr hinüber und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Ich glaube, das ist das Problem.«
    »Ah, ich verstehe. Du möchtest eine Frau gerne erobern, richtig?«
    »Das meinte ich nicht«, erwiderte ich, obwohl es eigentlich genau das war, was ich gemeint hatte. Ich mochte sie, ich war verrückt nach ihr. Aber im Augenblick genügte das nicht. Ich musste mehr mir selbst beweisen, dass ich in der Lage war, mein Leben in den Griff zu bekommen.
    Danny rannte mit ausgestreckten Armen über den Rasen auf den kleinen Bach zu und verursachte einen Lärm wie eine

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