Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
Vom Netzwerk:
steuerbord!«
    Das kleine Boot schwenkte ein wenig zur Seite.
    Gishild blickte angestrengt in den Nebel. Das Licht, das sie gesehen hatte, war ein Signalfeuer, das in einem eisernen Korb auf der Spitze des Turms brannte. Vor ihnen erschien ein langer, hölzerner Landungssteg. Alvarez drehte das Segel aus dem Wind, und der Kutter verlor in der Dünung schnell an Fahrt.
    Eine Frau in grauem Kleid mit einer Strickjacke erschien auf dem Anleger. Lilianne warf ihr ein Seil zu. Der Kutter wurde vertäut. Das alles geschah, ohne dass man ein Wort miteinander tauschte. Aber es war kein unfreundliches Schweigen.
    Die Ritterin schwang sich auf den Steg. Alvarez warf ein zweites Seil vom Heck hinauf. Als der Kutter sicher vertäut war, schloss Lilianne die Frau auf dem Steg in die Arme – die freundlichste Geste, die Gishild von der Komturin bislang gesehen hatte. War sie vielleicht doch anders? Stimmte es am Ende, was sie über Charles gesagt hatte? Die beiden sprachen leise miteinander. Plötzlich drehte sich die Ritterin um.

    »Entschuldige, das war unhöflich.« Es klang so, als meinte sie es wirklich ernst. »Darf ich vorstellen, Gishild? Das ist Juztina.«
    Lilianne überraschte Gishild ein weiteres Mal. Die Komturin beherrschte die Sprache Drusnas!
    Zögerlich stieg die Prinzessin aus dem Boot.
    »Wo sind wir?«
    »Das ist der Rabenturm, Gishild. Dein neues Zuhause«, antwortete Juztina. Sie war eine schlanke, fast schon hagere Frau mit traurigen Augen. Ihre Haut war sonnengebräunt. Aschblondes Haar rahmte ihr schmales Gesicht. Gishild mochte sie auf den ersten Blick. Sie hatte das Gefühl, dass Juztina eine Gestrandete war, so wie sie.
    Alvarez wuchtete zwei Körbe mit Aalen auf den Steg. Die Tiere lebten noch. Sie wanden sich in ihrem Gefängnis aus Weidengeflecht.
    »Wie geht es Drustan?«, fragte die Komturin.
    Juztina zuckte mit den Schultern.
    »Er hält Wache. Er schläft nur sehr wenig. Er ist …« Sie hob die Hände in hilfloser Geste. »Du weißt, wie er ist, Herrin. «
    Lilianne nickte. »Sei tapfer. Irgendwann wird er sich damit abfinden. Seine Aufgabe ist von Bedeutung! Und auch wenn er nicht viel redet, bin ich mir sicher, er weiß, was er an dir hat.«
    Sie schnaubte.
    »Eine Köchin. Gesellschaft im Bett …«
    »Willst du fort von hier?«
    Juztina nagte an ihrer Unterlippe. Gishild konnte ihr ansehen, dass sie das Angebot gern angenommen hätte.
    »Ich schulde dem Orden viel«, sagte sie schließlich. »Ich werde durchhalten.« Sie sah Gishild warmherzig an. »Nun
gibt es ja jemanden, mit dem ich reden kann. Wird sie lange bleiben?«
    »Ein paar Wochen nur. Vielleicht auch bis zum Frühjahr. Ich weiß es nicht. Es sind bewegte Zeiten.« Die Komturin blickte zum Turm. »Sollte ich zu ihm hinaufgehen?«
    »Er hat keinen guten Tag.«
    »Wer ist denn dort?« Gishild war dieses merkwürdige Gerede leid.
    »Das wirst du selbst herausfinden.« Liliannes Gesicht war plötzlich abweisend und verschlossen. »Du bist hier, um ganz gesund zu werden. Du bist in guten Händen.« Sie wandte sich an Juztina. »Sagt ihr nichts. Sie ist ein kluges Kind. Wenn sie das Geheimnis des Turms von allein entdeckt, dann sei es so.« Sie zog eine versiegelte Lederhülle aus einer Tasche ihres Kleides und reichte sie der dürren Frau. »Gib dies Drustan. Erinnere ihn an den alten Eid.«
    Juztina hob skeptisch die Brauen, sagte aber nichts.
    »Er war in meiner Lanze. Das Band zwischen uns ist stärker als Eisen. Er wird mich nicht enttäuschen.«
    Mit diesen Worten sprang sie zurück in den Fischkutter.
    Alvarez hatte noch weitere Säcke und Kisten mit Vorräten auf dem Landesteg gestapelt. Jetzt löste er die Vertäuung am Heck.
    Gishild konnte nicht glauben, dass man sie einfach so aussetzte. Sie war doch eine wichtige Geisel. Die beiden großen Ritterorden stritten um sie. Und nun das! Sie wurde aus Lilianne nicht mehr schlau.
    Im Frühjahr wirst du mich hier nicht mehr finden! Fast hätte sie ihren Gedanken der Komturin laut hinterhergerufen.
    Hinter dem Turm lag ein dunkler Eichenwald. Bei der erstbesten Gelegenheit würde sie sich davonstehlen. Ihre Lehrerin
war eine Elfe gewesen. Sie wusste, wie man im Wald überlebte. Sie war kein Kind, das man einfach so hin und her reichte wie einen Krug Wein auf einer Festtafel.
    »Wir sehen uns bei den Türmen von Valloncour!«, rief jemand vom Turm herab. Es war eine helle, volltönende Männerstimme. Sie war angenehm, klang aber zugleich unendlich traurig.
    Gishild legte den Kopf in

Weitere Kostenlose Bücher