Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman
ihnen, versuchte er sich zu beruhigen. Er könnte ja auch ein anderes Mal, bei Tageslicht, zurückkehren, um danach zu suchen. Der Junge und die Ritterin würden sicherlich nicht ewig im Rosengarten bleiben.
Ahtap sah auf. Die Blonde war verschwunden! Jetzt kam ihm tatsächlich ein leiser Fluch über die Lippen. Er saß in der Tinte! Einen Augenblick nur war er ohne seinen Glücksbringer, und schon gab es Ärger.
Ahtap hob die Armbrust und zog sich vorsichtig aus dem Rosenstrauch zurück. Der Junge war noch da. Er war damit beschäftigt, in aller Hast seine Satteltaschen zu packen. Aber dieses verdammte Ritterweib …
Endlich entdeckte er sie. Sie machte sich bei den Pferden zu schaffen. Verdammt! Sie hatte sich ihre beiden Sattelpistolen geholt.
Der Lutin beeilte sich, den Abstand zur Ritterin zu vergrößern.
Er ließ sie nicht mehr aus den Augen. Sie kam genau auf den Rosenbusch zu, in dem er gerade noch gesessen hatte. Ohne den Blick von ihr zu wenden, tastete er nach dem Armbrustbolzen. Er lag sicher in der Führungsschiene seiner Waffe.
Ahtap hielt sich im Schatten der Büsche und niedrigen Mauern. Er war ein erfahrener Späher, ihn überrumpelte man nicht so einfach!
Die Ritterin hatte ihre beiden Arme angewinkelt, sodass die Mündungen ihrer Pistolen zum Himmel zeigten. Aufmerksam in die Büsche spähend, schritt sie den Weg entlang in Richtung der weißen Statue. Hatte das Menschenweib ihn gesehen? Sie senkte den rechten Arm und schoss. Die Kugel verfehlte ihn um zwei Handbreit und schlug in die Mauer. Feine Steinsplitter spritzten in sein Gesicht. Er zuckte zurück. Der Bolzen der Armbrust löste sich bei der unbedachten Bewegung. Das Geschoss verschwand in den Büschen.
Ohne Rücksicht auf seine Deckung begann der Kobold zu laufen. Jetzt half es nur noch, so schnell wie möglich zu verschwinden. Hätte er nur nicht mit seiner Münze gespielt. Er warf die schwere Windenarmbrust zur Seite.
Ahtap brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, wie schnell die Ritterin aufholte. Die Schritte ihrer Stiefel hämmerten auf dem gepflasterten Weg. Sie waren der Trommelschlag des Verderbens. Er löste die Riemen seines Rucksacks und ließ ihn zu Boden gleiten.
Plötzlich verstummten die Schritte. Ahtap spannte sich an. Er wusste, dass sie angehalten hatte, um zu zielen. Er warf sich seitlich in die Büsche. Rosenranken drangen durch sein Fell und stachen ihm in die empfindliche Schnauze. Er hob die Arme, um seine Augen zu schützen. Der Donnerschlag eines Schusses hallte durch den Garten.
Der Kobold drückte sich auf den Boden. Seine Finger krallten sich in Wurzelwerk und trockene Erde. Er kroch vorwärts. Nicht mehr weit entfernt war der Eingang zur verborgenen Quelle. Eine letzte Anstrengung … Jetzt wagte er es, über die Schulter zu blicken. Diese verdammte Ritterin stand bei seiner Armbrust und hob sie auf. Hatte ihn das Zwielicht gerettet? Hatte sie ihn vielleicht gar nicht richtig gesehen? Womöglich hatte er ihr erst durch die Geräusche seiner überstürzten Flucht verraten, wo genau er steckte.
Vorsichtig kroch er ein kleines Stück vorwärts. So nah war die rettende Finsternis des Tunnels! Wie eine Wunde klaffte sein Eingang in der Mauer.
Die verfluchte Ritterin hatte die Armbrust wieder sinken lassen. Daneben lagen die beiden leer geschossenen Pistolen. Sie stand auf und zog mit beängstigender Gelassenheit ihr Rapier, das so lang wie ein Bratspieß war. Und im Geiste sah er sich wie ein Lämmchen darauf aufgespießt.
Konzentriere dich. Nutze deine Zauberkraft und deine Angst! Das schwarze Loch … Er spürte, wie ein Prickeln ihn durchlief. Er war kein großer Zauberer. Gewiss, er war ein Meister darin, auf den Albenpfaden zu wandeln, und konnte unbeschadet mindere Albensterne durchschreiten, die andere um Jahrhunderte in die Zukunft geworfen hätten. Ihm war dieses Netzwerk von magischen Wegen wohlvertraut, dort zu wandeln fiel ihm leicht. Mit den übrigen Formen der Magie war es anders. Und vor allem war er noch nie gut darin gewesen, Zauberei zu improvisieren.
Ahtap stellte sich vor, an der Dunkelheit des Tunneleingangs zu ziehen. Sie auszudehnen. Wie eine schützende Decke wollte er sie um sich schlingen. Die Schritte hinter ihm verharrten.
Der Tunneleingang hatte sich verändert. Ein riesiger,
schwarzer Wurm schien daraus hervorzuquellen. So hatte er das nicht haben wollen … Allerdings … Vielleicht war es nicht das Schlechteste, wie es nun geworden war.
»Komm, komm zu mir,
Weitere Kostenlose Bücher