Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman
blitzenden Lächeln sah er aus wie ein Schmuggler oder Pirat. Er schien immer gute Laune zu haben.
Lilianne kam ihr durch das Boot entgegen. Trotz der Dünung hatte sie einen sicheren Gang. Das ärgerte Gishild. Was würde sie dafür geben, das arrogante Weibsstück straucheln zu sehen. Am besten wäre es, wenn sie mit dem Gesicht voran in einem der Weidenkörbe voller Aale landete!
Die Ritterin stellte sich neben sie. »Dort, wo das Licht brennt, gibt es ein Feuer und ein warmes Bett für dich. Du wirst dort vorläufig in Sicherheit sein.«
»Bei meinem Vater war ich in Sicherheit!«
Die Komturin sah sie nicht an, sondern blickte weiter zu dem Licht.
»Dann hättest du dort bleiben sollen. Wenn ich mich richtig erinnere, war nicht ich es, die dich aus seinem Zelt geholt hat.«
Gishild presste zornig die Lippen zusammen.
»Mein Vater und die Anderen werden mich finden. Und dann wirst du dir wünschen, dass du mir niemals begegnet wärest.«
»Glaubst du?«, entgegnete die Ritterin gelassen.
Ihre Ruhe konnte einen aus der Haut fahren lassen. Gishild wollte sie anschreien. Oder besser noch schlagen. Stattdessen umklammerte sie die Reling. Sie konnte genauso ruhig und herablassend sein wie Lilianne. Vor ihr würde sie sich keine Blöße geben! Sie … Plötzlich begriff das Mädchen, warum die Komturin so ruhig blieb. Gishild hatte das Mädchen auf dem Schiff des Erzverwesers gesehen, wenn auch nur kurz.
Alvarez hatte die Segeltuchplane, unter der sie lag, gerade lange genug angehoben, dass sie zwischen Fischkörben hindurch einen Blick auf das Achterkastell der Galeasse erhaschte. Jeder würde denken, dass sie beim Erzverweser war. Nach dem unbedeutenden Aalkutter, der eine halbe Stunde früher den Hafen von Paulsburg verlassen hatte, würde niemand suchen. Gishild schluckte. Langsam wurde ihr das ganze Ausmaß von Liliannes Intrige bewusst.
»Ich hatte niemals Läuse, nicht wahr?«
Die Komturin schwieg. Aber ein Lächeln spielte um ihre Lippen.
»Und der Barbier hatte keinen Unfall. Er hat mich mit Absicht geschnitten, damit mir das andere kahl geschorene Mädchen noch ähnlicher sehen würde.«
»Gar nicht mal dumm für eine Barbarenprinzessin.«
Wieder spannte Gishild die Hände um die Reling. Sie würde auf diese Beleidigung nicht eingehen. Das wollte dieses Mannweib doch nur! Die Prinzessin atmete tief ein und blickte auf das Licht.
»Und du glaubst, das genügt, um die Elfen zu täuschen?«
»Auf dem Wasser hinterlässt man keine Spuren.«
War da ein besorgter Unterton in der Stimme der Komturin?
»Nicht für Menschenaugen.«
Lilianne sah sie nun an.
»Nicht schlecht, Prinzessin. Wirklich nicht schlecht. Wie alt bist du? Zehn Jahre? Elf? Du wirst dich machen.«
»Elf!«
Das hätte sie nicht sagen sollen. Sie sollte gar nichts von sich preisgeben. Je weniger diese Frau über sie wusste, desto besser.
»Ich weiß nicht, ob dir eines klar ist, Prinzessin. Mit mir hast du es weit angenehmer getroffen als mit Bruder Charles. Er wollte dich, um aus seinem Leben etwas zu machen. Ganz gleich, was er dir gesagt hat, ihm geht es allein darum, zu den höchsten Kirchenämtern aufzusteigen. Wie ein Ochse auf dem Viehmarkt wärst du für ihn gewesen. Und wenn er einen Vorteil davon gehabt hätte, dann hätte er dich ohne zu zögern geschlachtet. Das ist die Wahrheit.«
Gishild legte die Hand auf die Brust, dorthin, wo sie der Dolch getroffen hatte. Wie würde ein glatter Höfling jetzt antworten? Oder der auf finstre Art gut aussehende Elfenfürst Tiranu?
»Du hast auch eine unvergessliche Art, deine Zuneigung zu zeigen.«
Ja, das war gut! Sie konnte Lilianne ansehen, dass diese Antwort sie getroffen hatte.
»Man merkt, dass du nicht auf einem Bauernhof aufgewachsen bist. Natürlich hast du allen Grund, an meinen Worten zu zweifeln. Aber bedenke eins. Ich war Komturin von Drusna, als ich dir begegnete.« Sie zupfte an ihrem Kleid.
»Und jetzt bin ich eine ungewaschene Aalfischerin, weil ich dich vor Bruder Charles gerettet habe.«
»Und was willst du aus mir machen? Warum hast du mich fortgebracht? Was …«
Ein langer Hornstoß unterbrach sie. Alvarez hatte das Signal gegeben. Gishild konnte dort, wo das Licht war, undeutlich den Schattenriss eines Turmes erkennen.
»Ich …«, begann Lilianne, als vor ihnen ebenfalls ein Hornsignal erklang.
»Wir sind zu nahe«, rief Alvarez.
Die Ritterin beugte sich über die Reling. Gishild sah gischtumspülte Klippen vor ihnen aufragen.
»Zwei Strich
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