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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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diesem Weib irgendeine Regung zu entlocken.
    »Der mag niemanden«, sagte Juztina leise.
    »Mich wird er mögen!«
    Die Frau sah auf.
    »Du bist eine Heidin.« Offensichtlich glaubte sie, damit sei alles gesagt.
    Langsam verrauchte Gishilds Zorn. Ihr war klar, dass es nicht die Schuld der Drusnierin war, dass sie auf dieser Insel gefangen saß. Sie konnte nichts dafür, dass es von hier keinen Fluchtweg gab. Sie war auch nicht schuld, dass man Gishild niedergestochen und entführt hatte. Die Prinzessin wusste, dass sie ungerecht war. Aber ihr stand nicht der Sinn nach Gerechtigkeit. Sie brauchte jemanden, an dem sie all ihre Wut auslassen konnte.
    »Was hat dich dazu gebracht, dich zur Hure unserer Feinde
zu machen? Hat dich Knochenhaufen kein anderer haben wollen?«
    Die Prinzessin wusste, dass sie zu weit gegangen war, als die Worte über ihre Lippen waren. Aber jetzt konnte sie sie nicht mehr zurücknehmen.
    Juztina sah sie mit ihren ausdruckslosen Augen an.
    »Unser Bojar ist ein großer Held, weißt du. Vielleicht kennst du ihn? Alexjei ist der Anführer der Schattenmänner, habe ich gehört. Seine Familie kämpfte in diesem Krieg schon, bevor ich geboren wurde. Meine Familie bestand aus Leibeigenen. Jedes Jahr haben wir härter arbeiten müssen. Wir mussten den Krieg füttern. Und je näher er uns kam, desto hungriger war er. Er hat meinen Vater gefressen und meine beiden Brüder. Sie sind mit dem Bojaren gezogen. Nicht freiwillig. Mit Peitschen und Knüppeln hat man sie aus dem Dorf geprügelt, zu den Soldaten. Dann war es an meiner Mutter und mir, die Arbeit von fünf Paar Händen zu zweit zu erledigen. Wir haben das nicht geschafft. Den Steuereintreibern war das egal. Sie haben alles mitgenommen. Wir haben Gras gefressen und Blätter von Bäumen. Wie die Tiere. Meine Mutter ist verhungert. Und als die Steuereintreiber kamen und gar nichts mehr fanden, haben sie gesagt, ich sei eine Rebellin, weil ich den Krieg meines Bojaren nicht unterstützen wolle. Sie haben mir Gewalt angetan. Meine Ehre als Frau war das Letzte, was sie mir noch nehmen konnten. Und als sie unser Dorf verlassen hatten, da kamen meine Nachbarn. Meine Verwandten. Sie haben mich eine Hure geschimpft, weil ich mich angeblich den Steuereintreibern hingegeben hätte, um ihnen sonst nichts zu überlassen. Sie haben mich an den Haaren aus der Hütte gezerrt. Sie wollten mich steinigen, weil sie so ein verkommenes, faules Weib wie mich nicht in ihrer Nachbarschaft ertragen konnten.«

    Juztina strich sich das Haar aus der Stirn, sodass Gishild dort eine hässliche, wulstige Narbe sehen konnte.
    »Dort hat mich ein Stein getroffen, den mein Onkel geworfen hat. Als ich klein war, habe ich immer auf seinen Knien reiten dürfen. Er hat mich sogar manchmal vor meinem Vater in Schutz genommen, wenn der wütend auf mich war. Aber das alles war vergessen. Sie hätten mich umgebracht. Dann plötzlich waren unsere Feinde mitten unter uns. Die Ritter des einen Gottes. Doch selbst als sie auf dem Dorfplatz erschienen, war der Pöbel nicht davon abzubringen, mich weiter mit Steinen zu bewerfen. Eine Ritterin stieg ab und stellte sich in ihrer Rüstung vor mich hin. Ich konnte sie nicht richtig sehen, denn meine Augen waren blind vor Blut und Tränen. Ich hörte die Steine auf den Stahl ihrer Brustplatte schlagen. Erst als einer der Ritter in die Luft schoss, war es vorbei. Meine Retterin war Lilianne de Droy. Sie hat sich vor mich gestellt, als mich niemand mehr haben wollte. Sie, meine Feindin! Da wusste ich, dass die Welt verrückt ist. Und alle Götter und Bojaren waren mir fortan egal. Ich wusste, ich würde nur noch ihr dienen. Sie gab mir zu trinken aus ihrer Wasserflasche. Und Brot aus ihrer Satteltasche. Gutes helles Brot aus Weizenmehl. Ich wusste gar nicht mehr, wie köstlich so etwas schmeckt. Die Ritter haben meine Wunden versorgt und mich mitgenommen.«
    Gishild fühlte sich elend. Sie wünschte, sie hätte den Mund gehalten. Sie sollte sich entschuldigen, aber es fielen ihr einfach keine Worte ein, die wiedergutmachen konnten, was sie gesagt hatte.
    »Nach einer Weile fragte mich die Komturin, ob ich mich um einen Ritter kümmern könnte, der schwer verwundet worden war. Es war ein Mann aus ihrer Lanze, sagte sie. Ich weiß nicht genau, was das bedeutet. Aber es war ihr sehr
wichtig, dass er gut versorgt wurde. Weißt du, Gishild, sie hat mich gebeten, statt es mir zu befehlen. So bin ich zu Drustan gekommen. Und ich bin ihm gefolgt, als

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