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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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heißt es: Wer sich aber mit dem schwarzen Schlamm der Grube besudelt, der ist geschlagen
und muss das Spielfeld verlassen. Es geht darum, die anderen Spieler von den Ketten hinab in den Schlamm zu stoßen. Wer im Schlamm landet, scheidet aus. Und je weniger Spieler auf dem Feld verbleiben, desto leichter wird es, zur Fahne durchzukommen und sie zu erobern.«
    Eine Fanfare erklang, und aus den unübersichtlichen Gruppen von Novizen an den beiden Enden des Spielfeldes lösten sich zwei Mannschaften. Die Jungen und Mädchen stiegen über ein Gerüst zum Flaggenpfahl hinauf und liefen über die Ketten, um ihre Positionen auf dem seltsamen Spielfeld zu beziehen. Jeder von ihnen führte eine von drei im Buhurt erlaubten gepolsterten Waffen mit, Holzstäbe, die dick mit Wolle und Leinen umwickelt waren, hölzerne Schwerter, die unter ihren Polstern verschwanden, oder kleine Sandsäcke, wie man sie im klassischen Buhurt verwendete.
    Alle Spieler trugen enge, wadenlange Tuchhosen in Weiß und darüber ebensolche Tuniken mit dem Wappen ihrer Lanze. Sie waren barfuß, um auf den Ketten besser das Gleichgewicht halten zu können.
    Die Spieler besetzten jeweils in ihrer Hälfte die drei Pfähle, die den Zugang zum Flaggenmast bildeten, sowie die neun Pfähle am Rand des Netzwerks aus Ketten. Dann verharrten sie. Manche ließen kunstvoll ihre Waffen wirbeln, um die Handgelenke zu lockern.
    »Das solltest du später einmal nicht tun«, erklärte Michelle. »Ein guter Spieler ist ganz bei der Sache und muss das Publikum nicht mit irgendwelchen Kunststückchen unterhalten. Siehst du den großen Blonden, der ganz außen bei den neun Ketten der Löwen steht? Das ist Robert de Grace. Achte auf ihn. Er ist ein sehr guter Spieler, der Kapitän der zweiundvierziger Löwen. Ihr Anführer. Er ist eine lebendige Standarte. Einst wird er der Schmuck der Ritterschaft sein.«

    Luc musterte den Jungen skeptisch. Er kam ihm ein wenig schlaksig vor, nicht so muskulös wie die anderen Spieler. Luc fragte sich, ob wohl eines Tages jemand auf diesen Treppen einem jungen Novizen zuraunen würde: Achte auf Luc de Lanzac.
    Ein zweiter Fanfarenstoß riss ihn aus seinen Tagträumen. Die beiden Mannschaften gingen vor. Bei den Hengsten verließen auch die drei Spieler, welche die rückwärtigen Pfähle bewacht hatten, ihre Position und stürmten der Mitte des Spielfelds entgegen. Alle bewegten sich so leichtfüßig über die Ketten, als sei es das Einfachste der Welt. Leise klirrte das rostige Eisen.
    Robert rief seinen Löwen einen Befehl zu. Sie ließen sich ein wenig zurückfallen. Sie gingen rückwärts!
    »Die Hengste suchen einen schnellen Sieg«, erklärte Michelle. »Sie wollen an einer Stelle mit Übermacht angreifen und einfach durchbrechen. Deshalb ziehen sich die Löwen zu den rückwärtigen Pfählen zurück. Dort können die Hengste die Übermacht nicht mehr ausspielen, weil das Spielfeld zu eng wird.«
    Die ersten Kämpfer trafen aufeinander. Ein Junge mit einem Kampfstab griff eine Novizin mit Schwert an. Sie führten ihre Waffen mit so viel Schwung, dass man trotz der Polsterung das Holz aufeinanderkrachen hören konnte. Offenbar ging es darum, den Gegenspieler durch besonders wuchtige Schläge aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    Das Mädchen hielt sich tapfer. Sie duckte sich und versuchte an der zustoßenden Spitze des Stabes vorbeizukommen. Doch ihr Gegner war zu geschickt. Stets verschaffte er sich durch einen leichtfüßigen Schritt zurück neuen Raum. Die Kämpferin setzte nach, ganz auf ihr Ziel konzentriert, den Hengst hinabzustoßen. Den zweiten Hengst jedoch sah
sie nicht kommen. Der Stoß in die Rippen traf das Mädchen völlig überraschend. Luc sah, wie sie vor Schmerz das Gesicht verzog. Sie riss die Arme hoch, um das Gleichgewicht zu halten. In selben Augenblick traf sie ein weiterer Stoß von vorne. Sie taumelte zurück. Der Angreifer von der Seite rammte ihr den Kampfstab zwischen die Beine. Sie strauchelte und bekam noch einen Treffer ab. Ein weiterer Schlag prellte ihr das Schwert aus der Hand. Sie stürzte, doch noch im Fallen packte sie den Kampfstab des Jungen, der vor ihr stand. Sie glitt hinab in den warmen Schlamm. Ihr Gegner musste seine Waffe fahren lassen.
    »Sauberer Spielzug«, lobte Michelle. »Der eine Hengst hat sie vorgelockt. Wäre die Löwin auf ihrer Position geblieben, dann hätten ihre Kameraden sie vor einem Angriff aus der Flanke gedeckt. Im sechsten Jahr in Valloncour sollte man das eigentlich

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