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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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redete auf ihn ein, warum er denn nicht gesagt hätte, dass er nicht schwimmen könne.
    Joaquino war zu erschöpft, um zu antworten. Zweimal erbrach er Wasser. Die anderen Löwen standen um ihn herum, die meisten stumm. Bernadette stimmte in Drustans Flüche ein. Luc saß einfach nur neben dem Jungen und hielt ihm die Hand.
    Endlich stand der einarmige Ritter auf. Er trat zu Gishild und sah an ihr herab. Jetzt erst bemerkte das Mädchen die blutigen Schrammen an Hals und Schultern und die breiten roten Bänder an ihren Armen, dort wo Joaquino sie in Todesangst umklammert hatte. Sie spürte keinen Schmerz. Ihr Leib
war noch ganz taub vom eisigen Wasser. Aber der Schmerz würde kommen.
    »Das war die Tat einer Ritterin«, sagte Drustan. »Das hätte ich dir nicht zugetraut … Prinzessin.«
    Das letzte Wort flüsterte er so leise, dass die anderen es nicht hören konnten.
    »Ich bin keine Ritterin«, entgegnete sie trotzig. »Ich werde nie eine sein.«
    Er sah sie an und sagte nichts mehr.
    Was er wohl dachte, überlegte Gishild. Es war das allererste Mal, dass er etwas Freundliches zu ihr gesagt hatte. Sie brauchte kein Lob von den Todfeinden des Fjordlands. Und trotzdem war sie stolz darauf. Und das ärgerte sie.

ERSTE GEFECHTE

    Luc stieß den Spaten in die aufgeworfene Erde und streckte sich. Er fügte sich all dem, was seine Lehrer verlangten, und vertraute fest darauf, dass auch das, was ihm seltsam erschien, einen tieferen Sinn hatte und sich eines Tages als bedeutsam erweisen würde. Doch die Sache mit dem Turm war zu merkwürdig.
    Er blickte in die Grube hinab, wo die anderen schwitzend arbeiteten. Der Erdboden war zäh. Unter einer Lehmschicht waren sie zudem auf massiven Fels gestoßen. Der Baumeister hatte darauf bestanden, die Grube zu erweitern. Sie würden den Fels behauen und zum Fundament für ihren Turm
machen, den Turm der siebenundvierzigsten Löwen. Alle Novizen vor ihnen hatten einen Turm errichtet. Daher hatte das Tal sein seltsames Aussehen.
    Eine unheimliche Bewandtnis hatte es mit diesen Türmen. Erst würden sie darin wohnen, bis sie die Ritterschaft erhielten und hinaus in die Welt geschickt wurden, um für den Orden zu kämpfen. Und dann würde der Turm seine eigentliche Aufgabe erfüllen. Er würde ihr Grabmal werden. Die Ritter scheuten keine Mühen, ihre Toten hierher nach Valloncour zurückzubringen. Sie wurden in den Türmen bestattet, die sie als Novizen gemeinsam errichtet hatten. So wären sie zuletzt im Tode alle wieder vereint.
    Wenn Luc daran dachte, dass er hier an seinem Grab baute, wurden seine Hände jedes Mal ganz klamm. Er musste dann an Lanzac denken. Würde ihm der Tod denn immer nahe sein?
    Bis die Arbeit am Turm vollbracht war, lebten die Novizen in einer schlichten Holzbaracke neben ihrer Baustelle. Sommers würden sie dort schwitzen und im Winter frieren. Sie würden den Elementen und den Jahreszeiten nahe sein. Unterrichtet wurden sie in der Hütte oder draußen. Die Burg am See durften sie nur selten betreten.
    In der Ferne erklangen Fanfaren. Luc atmete erleichtert aus und wischte sich mit dem Arm den Schweiß von der Stirn. In einer Stunde würde das erste Spiel des neuen Jahres beginnen. Obwohl so viel davon getuschelt wurde, konnte er sich immer noch nicht richtig vorstellen, was ihn erwartete. So viele Namen hatte er dafür gehört. Den Kettentanz, Fahnensturm oder auch Ducken nannten sie es. Die Lehrer redeten vom Buhurt, so als sei es nichts anderes als das jahrhundertealte Turnierspiel.
    Die übrigen Löwen stiegen aus der Grube. »Na, schon etwas
früher Pause gemacht?«, zischte ihn Bernadette säuerlich an.
    Sie hatte zarte Hände und bekam laufend Blasen bei der schweren Arbeit. Um die geschundenen Finger hatte sie schmutzige Lappen gewickelt. Luc wusste, dass ihr unter diesen Verbänden das rohe Fleisch hervortrat. Dennoch hätte er gewettet, dass sie, auch wenn sie keine Schmerzen hätte, schnippisch und übellaunig gewesen wäre. Das war einfach ihre Art.
    »Das ist der rechte Geist«, ermunterte Drustan sie. »Hebt euch etwas davon für die nächste Fechtstunde auf. Ich sorge dafür, dass ihr ein Paar werdet.«
    Bernadette schnitt eine säuerliche Miene. Alle wussten, dass er von Michelle ausgebildet worden war. Und niemand war darauf aus, gegen ihn anzutreten. Aber das Mädchen war zu stolz, um einen Rückzieher zu machen. Luc beschloss, sie nicht zu blamieren, wenn sie tatsächlich gegeneinander fechten mussten. Es war nicht ritterlich, seine

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