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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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wenn sie sich uns nie beugt?«, gab der hagere Gast
zu bedenken. »Wie vernünftig ist dieser Plan? Wie groß sind die Aussichten auf Erfolg? Bringen wir nur deshalb immer neue Opfer, weil wir uns nicht eingestehen können, dass wir einen Fehler gemacht haben?«
    »Kinder nicht zu töten, ist kein Fehler!«, entgegnete Leon entschieden. »Geben wir ihnen Zeit, älter zu werden. Die Zeit wird offenbaren, wer sie sind und in wieweit sie uns von Nutzen sein können. Sowohl bei Gishild als auch bei Luc. Du darfst nun gehen.«
    Der Besucher deutete eine Verbeugung an. »Wir sehen uns bei Neumond. Ich werde mir erlauben, auch dort meine Fragen vorzutragen.«
    Leon sah seinem Gast nachdenklich hinterher. Er sollte auf die Zusammenkunft gut vorbereitet sein. Wenn dort entschieden würde, dass die beiden Kinder eine Gefahr darstellten, dann würde all seine Macht ihr Leben nicht retten können. Hatte der hagere Ritter am Ende vielleicht recht? Oder war es Rachsucht und nicht Vernunft, die aus ihm sprach?

FECHTSTUNDE

    Es war so leicht! Bernadette nahm jede Finte an. Luc wich dem Stoß aus, den er vorhergesehen hatte. Nun stand sie völlig offen. Er tippte ihr mit dem hölzernen Rapier auf die Schulter.
    Bernadette keuchte vor Anstrengung. Sie war rot im Gesicht. Schweiß strömte über ihr Antlitz.

    »Das war genug!« Michelle klang verärgert.
    Warum?, fragte sich Luc. Er hatte sich sehr zurückgehalten. Es wäre ein Leichtes gewesen, sie regelrecht zu verprügeln. Sie war gar nicht mal schlecht, aber alles, was sie tat, war vorhersehbar. Und sie hoffte so sehr darauf, dass er einen Fehler machte und sie ihn auch einmal wenigstens treffen würde, dass sie blindlings in jede Falle tappte.
    »Das Duell ist entschieden! Luc de Lanzac hat gewonnen. Nun tretet euch gegenüber und reicht euch die Hände!«
    Luc streckte Bernadette die Hand entgegen. Sie schlug ein, doch in ihren Augen funkelte der Zorn. Dieses Duell hatte gar nichts entschieden. Im Gegenteil, es hatte alles schlimmer gemacht. Dabei war der Anlass für ihren Streit eine Kleinigkeit gewesen. Ein paar unbedachte Worte nur.
    Luc nahm seinen Lederhelm ab und wischte sich mit dem Ärmel seines gut gepolsterten Gambesons über die Stirn. Jetzt erst bemerkte er, wie ihn die anderen ansahen. Sie alle waren auf Bernadettes Seite. Joaquino, der fast ertrunken war, bot ihr an, neben ihm Platz zu nehmen. Der kleine, dunkelhaarige Raffael lächelte ihr zu.
    Nur Gishild, die etwas abseits von den anderen Novizen saß, schien kein Mitleid mit Bernadette zu haben. Luc entschied sich, neben ihr Platz zu nehmen. Als er auf sie zuging, blickte sie ihn finster an. Aber er wusste, das hatte nichts mit seinem Sieg über Bernadette zu tun. Sie blickte jeden finster an.
    »Ich habe nicht um Gesellschaft gebeten!«, zischte sie ihm zu, als er sich neben sie kauerte.
    Warum war sie nur so?
    Michelle hatte Joaquino aufgerufen. Er war der Größte in ihrer Lanze. Vielleicht war er älter, als er gesagt hatte? Michelle ließ ihn angreifen und zeigte dabei einige leichte Paraden.
Luc kannte das alles längst. Er sah zu Gishild. Was hatte eine Fjordländerin hier verloren? Das war doch ein Land voller Heiden!
    Er beugte sich zu ihr hinüber und flüsterte. »Ich weiß, was du bei der Erweckung im Becken getan hast.«
    Sie sah ihn nicht einmal an, sondern beobachtete weiter Michelles Fechtkünste.
    Ob sie ihn nicht richtig verstanden hatte? Wahrscheinlich war ihr die Sprache fremd. Sie hatte einen merkwürdigen Akzent. Er würde es noch einmal versuchen. »In dem Wasserbecken. Du hast …«
    Jetzt endlich sah sie ihn an. Sie war hübsch.
    »Und was willst du jetzt tun? Glaubst du, du kannst mich deshalb erpressen?« Sie sagte das so leise, dass niemand anders sie hören konnte.
    »Nein, ich wollte nicht …«
    »Wenn du nichts wolltest, warum hast du dann nicht einfach den Mund gehalten?«
    Das Klacken der hölzernen Rapiere endete abrupt.
    »Ihr beide haltet euch also schon für fertig ausgebildete Fechter. Eure Fechtparaden werden euch eines Tages auf dem Schlachtfeld das Leben retten. Ich glaube nicht, dass es ein Gesprächsthema geben kann, das bedeutend genug ist, um den Unterricht zu versäumen.«
    Gishild drehte sich zu Michelle.
    »Luc hat mich beleidigt, Ritterin. Ich bitte um Erlaubnis, ihn zum Duell zu fordern.«
    Luc war völlig überrascht. Was bildete sich diese dumme Kuh denn ein!
    Michelle verdrehte die Augen.
    »Was hat er getan?«
    »Er behauptet, ich könne mein Wasser nicht

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