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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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aber die Wahrheit würde es ihm auch nicht leichter machen.
    Ollowain nahm die Zeichnungen vom Tisch und rollte sie zusammen.
    Sie wollte noch etwas sagen, doch er wandte sich ab und ging, ohne sich noch einmal umzudrehen. So fremd war er geworden. Traurig dachte sie an das, was ihn und die anderen erwartete. Er nahm die Besten mit sich. Ihre Elfenritter. Die Garde, die er während des Schattenkriegs geschmiedet hatte. Er würde sie vorbereiten. Zwei Jahre. Vielleicht auch vier oder fünf. Und dennoch, obwohl sie die Besten waren, würden so viele von ihnen nie mehr wiederkehren. Denn was sie von ihnen erwartete, war nahezu unmöglich.

DER TODFEIND

    Er war unangemeldet gekommen. Diese Freiheit nahm er sich jedes Mal! Und er konnte sie ihm nicht verwehren. Tjured allein wusste, mit welchen Nachrichten er kam, dachte Leon. Er konnte seinen Zugang hier nicht einschränken. Zum Glück erforderte es seine Aufgabe, die meiste Zeit im Handelskontor im Hafen zu verbringen.
    Leon spielte mit seinem Bart. Verriet er damit seinen Unwillen? Er zwang sich, die schwere Hand auf die Armlehne zu legen. Ein Lächeln konnte er sich nicht abringen. »Ich heiße dich willkommen, Bruder. Hast du bedeutende Neuigkeiten?«
    Der junge Ritter stützte sich schwer auf seinen Krückstock. Er war entsetzlich hager geworden. Leon erinnerte sich noch gut daran, wie er ausgesehen hatte, als er Valloncour verließ. Er hatte zu den Hoffnungsträgern seines Jahrgangs gezählt. Leon musste schmunzeln. Natürlich war er ein Löwe gewesen. So wie Michelle. Damals hatte er geglaubt, die beiden könnten einmal Großmeister und Ordensmarschallin werden. Wenn Michelle es schaffte, aus dem Schatten ihrer Schwester zu treten. Hoffnungen …
    »Welche Neuigkeiten bringst du?«
    »Es wäre besser gewesen, wenn unsere Schwester Lilianne mehr auf das Leben unserer Brüder und Schwestern und weniger auf das des Erzverwesers geachtet hätte.«
    Zorn funkelte in den Augen des jungen Mannes.
    Es wäre besser, wenn er nicht in Valloncour wäre!, dachte Leon bei sich. Er würde niemals seinen Frieden finden. Warum hatte Tjured wohl ausgerechnet an ihm ein Wunder gewirkt?

    »Das ist nichts Neues, Bruder. Sag nicht, dass du gekommen bist, um mir diese Nachricht zu bringen!«
    »Der Erzverweser war in Aniscans. Die Heptarchen haben ihn empfangen. Nur sechs. Unser Großmeister war bei diesem Treffen nicht zugegen. Es heißt, ein plötzliches schweres Fieber habe ihn von der Versammlung ferngehalten.«
    Leon atmete hörbar aus. »Ein Fieber?«
    »Die Raben bringen schlechte Nachrichten, Bruder. Unsere Brüder und Schwestern in Aniscans fürchten um das Leben des Großmeisters. Sein Leibarzt glaubt, dass Gift im Spiel sei.«
    Leon schloss sein verbliebenes Auge. Das hatte er kommen sehen! Seit die Neue Ritterschaft in Iskendria das Oberkommando über alle Kirchenheere errungen hatte, war sie umstellt von Neidern. Vor allem der Orden vom Aschenbaum hatte niemals verwunden, seine Macht verloren zu haben. Sie warteten auf eine günstige Gelegenheit, um ihre alte Stärke wiederzuerlangen.
    »Weißt du, was die sechs Heptarchen beschlossen haben? «
    »Was unausweichlich war seit der Katastrophe im letzten Sommer! Der Orden vom Aschenbaum führt nun das militärische Kommando. Zunächst allein in Drusna.« Er lächelte zynisch. »Aber es wird ja auch nur in Drusna gekämpft. Faktisch haben wir alles verloren, was wir auf dem Konzil von Iskendria erstritten haben. Bruder Charles nutzt jetzt jede Gelegenheit, um schlecht von uns zu reden. Und es gibt immer mehr Kirchenfürsten, die auf ihn hören. Er wird seinen Weg nach Aniscans machen. Und ich bin sicher, wenn er erst einmal einer der Heptarchen ist, dann wird er Wege finden, uns noch weit größeren Schaden zuzufügen, als uns nur das Oberkommando zu nehmen.«

    Leon verschränkte die Finger ineinander. Seine Gelenke knackten leise. Er wurde den Eindruck nicht los, dass es seinem Bruder Freude bereitete, diese schlechten Nachrichten zu überbringen.
    »Was schlägst du vor? Wie kann sich der Orden verteidigen? «
    »Man könnte versuchen, einen Unfall zu arrangieren …«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ja?«
    »Im Grunde sollten wir genau das Gegenteil tun. Die Heptarchen wissen, dass Charles gegen uns Front macht, und sie sind ihm und seinen Argumenten gegen uns geneigt. Wenn Charles etwas geschieht, was werden die Heptarchen wohl glauben? Selbst, wenn es wie ein Unfall aussieht.«
    Leon nickte müde.
    »Ja, du hast recht.

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