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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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sprinten.
    Er war einer ihrer geschicktesten Läufer. Sobald Anne-Marie fiel, würde er versuchen, die Lücke zu schließen. Doch er hatte einen langen Weg vor sich.

    Luc musste sich auf den Jungen konzentrieren, der auf ihn zukam. Er hob seinen Wasserschlauch. Übler Gestank quoll aus dem Mundstück.
    Anne-Marie schrie. Ein einziger Hieb Maschas hatte genügt, um sie von den Ketten zu fegen.
    Luc blickte den Spieler an, der auf ihn zukam. Noch einen Schritt … Jetzt war er nah genug. Ein Schwall schwarzen Schlamms schoss aus dem Mundstück des Schlauchs, als er ihn zusammenpresste.
    Sein Gegner hob schützend den Arm. Der weiße Waffenrock mit dem roten Drachen und der Lederhelm waren über und über mit Schlamm bespritzt.
    »Du bist nass gemacht, Drache! Du bist aus dem Spiel!«, schrie Luc ihn an.
    Der andere Junge tastete verwundert über seine besudelte Ausrüstung. Der gesamte Angriff der Drachen war zum Stehen gekommen. Überall entlang der neun Pfähle sahen die Drachen einander verblüfft an.
    Auf den Zuschauerrängen war aller Lärm verstummt.
    Luc sah über seine Schulter. Die Stabkämpfer, die Mascha gefolgt waren, waren ebenfalls mit Schlamm bespritzt. Die Falle war zugeschnappt. Fast jedenfalls, denn Mascha schien den Schlammfontänen der Wasserschläuche entgangen zu sein. Doch auch sie war stehen geblieben. Überrascht und wütend.
    »Betrug!«, erklang eine einzelne Stimme von den Rängen. »Elender Betrug!«
    Damit hatte Luc gerechnet. Er zog das rote Buch Liliannes unter seinem Waffenrock hervor und wickelte es aus dem Öltuch, in das er es eingeschlagen hatte.
    »Ich rufe den Primarchen zum Zeugen an! Die Löwen haben gegen keine der Regeln des Buhurts verstoßen. Hier
heißt es: Wer mit dem Schlamm der Grube besudelt ist, der ist geschlagen und muss das Spielfeld verlassen.«
    Leon erhob sich inmitten einer Gruppe von Rittern.
    »Du dreistes Kind! Wie kannst du es wagen, mich nach dieser Frechheit im Spiel auch noch über die Regeln belehren zu wollen!«
    Luc zitterte vor Aufregung. Er musste sich räuspern. Sein Mund war trocken. Die Blicke von den Rängen trafen ihn wie Pfeile.
    »Bitte, Bruder Primarch, benenne die Zeile in den Regeln des Buhurts, die verbietet, was wir getan haben.«
    »Du verstößt in schamloser Weise gegen den Geist der Regeln, Luc de Lanzac. Gegen den Geist der Ritterlichkeit, in dem ihr hier in Valloncour erzogen werdet. Dein Verhalten enttäuscht mich zutiefst, Junge.«
    »Bei allem Respekt, Bruder Primarch, das verstehe ich nicht. Erst vor wenigen Tagen hat man mich in der Fechtstunde gelehrt, dass es nicht ehrenrührig ist, wenn man gegen einen Elfenkrieger mit vierfacher Übermacht antritt. Es hieß sogar, wer ein Duell Mann gegen Elf suche, sei ausgesprochen dumm. Mächtige Feinde, so habe ich gelernt, muss man mit seinem Verstand bezwingen. Mit List und Übermacht. Genau das haben die Löwen heute getan.« Luc hatte nächtelang wach gelegen und sich diese Worte zurechtgelegt, und er hoffte, dass er sich jetzt nicht verhaspeln würde. »Es heißt, der Sinn des Buhurts sei es, uns Novizen auf das Schlachtfeld vorzubereiten. Das sind deine Worte, Bruder Primarch, die du im Buch mit deinen Gedanken zum Spiel niedergelegt hast. Muss dann für den Buhurt nicht auch gelten, was für das Schlachtfeld gilt? Warum ist es verboten, wo man mit dem Schwert nicht siegen kann, die List als Waffe zu wählen? Wir alle wissen, dass wir Löwen den Drachen im
Zweikampf hoffnungslos unterlegen sind. Trotzdem haben wir uns gestellt, denn der Geist von Rittern erfüllt uns …«
    Ein Brotkanten traf Luc am Kopf. Er stockte. Ein Apfel verfehlte ihn knapp. Weitere Wurfgeschosse segelten von den Tribünen.
    »Verbietet diesem ehrlosen Wicht das Maul!«, rief jemand aus der Deckung der Menge.
    Leon gebot den Zuschauern mit großer Geste zu schweigen.
    »Führen wir jetzt einen Entscheid herbei! Wer das Verhalten der Löwen billigt, der möge aufstehen.«
    Ein scharfer metallischer Klang hallte über die Ränge. Ganz am obersten Ende der Tribüne stand ein Mann auf, der sich schwer auf einen Krückstock stützte.
    Luc hatte das Gefühl, dass sein Herz für einen Takt aussetzte zu schlagen. Dort oben stand ein Toter. Bruder Honoré! Sein Gesicht war ausgemergelt und eingefallen, der Leib hager. Aber es konnte keinen Zweifel geben. Dieses Antlitz würde der Junge für den Rest seiner Tage nicht vergessen. Honoré, der Mann, der ihn um jeden Preis auf dem Scheiterhaufen hatte sehen wollen, war

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