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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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nur geblieben, statt Verstärkungen zu alarmieren! Sie hatte Gishild inmitten der Leibwachen ihres Vaters in Sicherheit gewähnt. Nachdem die Verhandlungen in der Scheune begonnen hatten, waren Yulivee und Fürst Fenryl der Meinung gewesen, dass man für die nächsten Stunden nicht mit Kämpfen rechnen müsste. Hätte sie doch nur nicht auf die beiden gehört!
    Die weite Waldlichtung sah so friedlich aus. Fette, gelbe Dotterblumen sprenkelten das Gras. Später Klatschmohn hatte ein blasses Rot angenommen. Ein Zeichen dafür, dass der größere Teil des Sommers schon verstrichen war. Heute Abend würde der Mohn rot von Blut sein. Dutzende Elfen würden hier sterben, wenn sie jetzt ging, um einem Menschenkind zu folgen, das vielleicht gar nicht mehr lebte. Ihr Volk war schwach geworden in diesem endlosen Krieg. Zu viele waren ins Mondlicht gegangen und würden niemals mehr wiedergeboren werden.
    Ihr Herz befahl ihr zu bleiben. Silwyna blickte nach Westen. Aber Emerelles Befehl war eindeutig. Sie musste gehen! Und welchen Unterschied machte es schon, ob in einem Gefecht zwischen Hunderten von Kriegern eine Bogenschützin mehr mitkämpfte?

STAHL AUF STAHL

    Ein Lärm wie Donnerschlag drang aus dem Dickicht am Waldrand. Grauweißer Pulverdampf quoll aus dem Unterholz. Fenryl konnte die schweren Bleikugeln sehen, die ihnen entgegenflogen. Zumindest einen Lidschlag lang. Dann waren sie mitten in den Reihen der Reiter. Instinktiv duckte er sich in die Mähne seiner Stute Frühlingsreif. Das Tier scheute. Schmerzensschreie hallten über die weite Lichtung. Rösser und Reiter strauchelten.
    Fenryl hatte gewusst, dass sie dort drüben lauern würden. Am Rand der Lichtung hatte der Elfenfürst seine Reiter gesammelt. Tiranus Schnitter waren die Einheit, die ihnen am nächsten gestanden hatte, als er vergangene Nacht Silwyna ausgeschickt hatte, um Verstärkung zu suchen. Fenryl mochte Tiranu, den arroganten Fürsten von Langollion, nicht besonders. Doch seine Reiter waren ohne Zweifel eine ausgezeichnete Truppe.
    In aller Ruhe hatte Tiranu eine Angriffsreihe an seinem Ende der Lichtung formiert. Fenryl hatte gehofft, die Ordensritter zu einem unbedachten Angriff verleiten zu können. Dass sie sich auf der anderen Seite verbargen, hatte ihm Winterauge verraten. Der Adlerbussard kreiste immer noch mit weit ausgebreiteten Schwingen über dem Waldrand und verriet ihm so, dass sich dort Feinde versteckt hielten.
    »Tötet sie alle!« Tiranus Stimme übertönte den tosenden Hufschlag der Elfenrösser. Seine Reiter hoben ihre schweren Säbel auf Kopfhöhe. Leicht geneigt streckten sie die Klingen nach vorn. So würden sie mörderische Rückhandschläge gegen die Arkebusiere am Waldrand führen können, sobald
sie in deren Stellung einbrachen. Schläge, die Helme und Brustpanzer zerschmetterten. Die Schützen hatten ein wenig zu früh geschossen. Ihre Arkebusen hatten erfreulich wenig Schaden unter den Angreifern angerichtet. Die kalte Ruhe, mit der sie den wohlgeordneten Angriff gegen die Menschen führten, zeigte also doch Wirkung, dachte Fenryl zufrieden.
    Tiranu machte eine gute Figur. Er ritt vor seinen Kriegern, war der Erste im Kampf und der Letzte beim Rückzug. In seiner glänzenden, mit schwarzem Lack überzogenen Rüstung sah er wahrlich eindrucksvoll aus. Das lange schwarze Haar hatte er lässig zusammengebunden, damit es ihn im Kampf nicht behinderte. Er war arrogant und kaltherzig. Und er hasste die Ordensritter zutiefst. All das störte Fenryl wenig. Er mochte Tiranu deshalb nicht, weil niemals aufgeklärt worden war, ob er um den Verrat seiner Mutter Alathaia gewusst hatte. Sollte er an den Mordtaten der Schattenkriege teilgehabt haben, dann konnte man ihm nicht trauen. Nie wieder!
    »Tötet sie alle!«, fiel Gunnar Eichenarm in den Schlachtruf Tiranus ein. Der König des Fjordlands hatte darauf bestanden, dass man ihm, dem Hauptmann seiner Mandriden und zweien seiner Leibwächter Elfenpferde zur Verfügung stellte, um an der Jagd teilnehmen zu können. Mit seinem zu Zöpfen geflochtenem Bart, dem langen roten Haar, das im Wind wehte, und der gewaltigen Streitaxt, die er schwang, musste er ihren Feinden wohl wie eine Geistergestalt aus einem vergangen Jahrhundert erscheinen. Die Fjordländer passten sich nur langsam der neuen Art der Kriegsführung an. Auch wenn viele von ihnen ihre Kettenhemden durch Brustpanzer ersetzt hatten, wirkten sie mit ihren Äxten, den Breitschwertern und den bunt bemalten Rundschilden im

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