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Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman

Titel: Die Ordensburg: Elfenritter 1 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Prinzessin Gishild bei sich. Es war unmöglich zu sagen, ob Gishild noch lebte. Wahrscheinlich würden sie selbst ihre Leiche mitnehmen, um den Eltern vorzugaukeln, dass noch Hoffnung bestand, ihre Tochter wiederzusehen.
    Kalte Wut ergriff Silwyna. Sie versuchte dieses Gefühl zu
beherrschen. Wer wütend Entscheidungen traf, machte Fehler. Es war bereits ein Fehler, dass Fenryl eine Reitertruppe zur Verfolgung zusammengestellt hatte. Besser wäre es gewesen, wenn sie allein gegangen wäre. So lange kämpften sie nun schon gegen die gewappneten Priester, und noch immer konnten sie sich nicht in deren verdrehte Gedanken hineinversetzen.
    Silwyna spähte durch das dichte Laub. Überall waren Krieger. Sie hatten mit Verfolgern gerechnet und waren darauf vorbereitet. Es würde auf der Lichtung zu einem fürchterlichen Gemetzel kommen. Das müsste nicht sein. Dass die Albenkinder nur einen einzigen Verfolger schicken würden, damit hätten die Priester niemals gerechnet. Ein Einzelner konnte diese Falle umgehen. Ein großer Reitertrupp nicht.
    Südlich der Lichtung lag ein ausgedehnter Sumpf. Im Norden befand sich ein von tiefen Erdspalten durchzogenes Gelände. Wenn Fenryl die Lichtung vermeiden wollte, dann würde er einen riesigen Umweg machen müssen.
    Silwyna schloss die Augen und lauschte auf die Stimmen des Waldes. Selbst stumm sprach er zu ihr. Sie hörte den Wind in den Bäumen. Das leise Klirren einer Rüstungsplatte. Irgendwo schnaubte ein Pferd. Sonst war da nichts. Sie konnte nicht umhin, die Disziplin der Ritter zu bewundern. Niemand schwatzte, obwohl sie, wie ihre Spuren verrieten, schon seit Stunden auf die Ankunft der Verfolger warteten.
    Die Maurawani versuchte sich in die Gedankenwelt der Ritter zu versetzen. Sie waren ihr so fremd mit ihrem selbstmörderischen Glauben an einen Gott, der sich angeblich wünschte, dass alle Albenkinder erschlagen wurden. Offenbar hatten sie schon vor den Friedensverhandlungen diesen Hinterhalt vorbereitet. Sie hatten den Verrat geplant! Aber hatten sie auch von Anfang an vorgehabt, Prinzessin Gishild
zu entführen? Das war unwahrscheinlich. Wie hätten sie ahnen können, dass sich dazu Gelegenheit ergab? Hatte ihr Gott ihnen ein Zeichen gegeben? Die Fjordländer glaubten daran, dass ihnen ihre Götter Auskunft über die Zukunft gaben. Silwyna hatte das bislang immer für abergläubischen Unsinn gehalten. Königin Emerelle vermochte den Schleier der Zukunft zu zerreißen. Aber das war Magie … Das war eine konkrete Kraft, Götter hingegen gab es nur in den Köpfen der Menschen. An sie glaubte Silwyna einfach nicht.
    Schon hundertmal hatte die Maurawani sich heute dafür verflucht, dass sie Gishild gelehrt hatte, wie man sich lautlos durch den Wald bewegte. Sie war ein kleines Mädchen. Sie wäre niemals an den Wachen ihres Vaters vorbeigekommen, wenn sie keine Elfe als Lehrerin gehabt hätte. Die Mandriden, die Leibwache des Königs, waren gut, zumindest für Menschen. Um ihrer Aufmerksamkeit zu entgehen, musste man schon über besondere Fähigkeiten verfügen. Und wie Gishild all die Hunde verscheucht hatte, war Silwyna schlichtweg ein Rätsel.
    Warum wohl hatte die Prinzessin sich davongeschlichen? Was hatte sie denn geglaubt, was sie ausrichten könnte? Ein kleines Mädchen unter streitenden Fürsten und Kriegsherren? Silwyna seufzte. Nein, sie würde die Menschen niemals verstehen!
    Sie blickte nach Westen. Die Seen und das Marschland waren eine fast unüberwindliche Barriere. Selbst wenn die Ritter einen Weg durch die breiten Schilfgürtel kannten, würden sie nur langsam vorankommen. Sie waren auf eine Flucht vorbereitet gewesen. Was hatten sie noch geplant? Liefen sie tatsächlich in eine Falle? Oder war da noch etwas? Was war jenseits des Waldes? Was immer es sein mochte, sie würde die Flüchtlinge einholen, bevor sie die Seen erreichten. Sie
musste nur jetzt aufbrechen und in Kauf nehmen, dass Fenryl und seine Reiter hier in die Falle gehen könnten. Es blieb keine Zeit mehr, ihnen entgegenzueilen. Sie musste dieses Opfer bringen, wenn sie Gishild befreien wollte.
    Silwyna spannte sich. Die Befehle Emerelles an sie waren eindeutig gewesen! Sie sollte die Prinzessin auf ein schweres Leben voller Kämpfe vorbereiten. Die Königin hatte nicht verraten, was für eine Zukunft sie für das kleine Mädchen vorausgesehen hatte, aber sie hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass Gishild nicht überleben würde, wenn Silwyna nicht ihr Bestes gab. Wäre sie gestern doch

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